EIN GOLDFISCH IN DER GRUBE

Lars Gebhardt

Die regelmäßige Lektüre des Stay Wild!-Fanzines aus Hamburg war in denNeunziger Jahren Pflicht für alle, die ihr Herz an ’77 Punkrock verloren haben. Abel, alias Lars Gebhardt, ist einer der Köpfe dieses zweifelsohne wichtigen deutschen Heftes gewesen.

Kürzlich hat er die vorliegende Erzählung veröffentlicht, in der er sich erstmals in andere Gefilde der Schreiberei begibt. Kolumnen, Kurzgeschichten und Konzertberichte in relativ ungezwungener Form zu verfassen und damit die Leserschaft zu erfreuen, ist freilich eine ganz andere Nummer, als mit einer Story über annähernd 200 Seiten zu überzeugen.

Zur Geschichte: Der Erzähler wohnt in Hamburg, steckt in einer schweren Sinnkrise. Sein Schuldenberg vergrößert sich rasant, und überhaupt scheint ihn das Leben von Tag zu Tag mehr zu erdrücken.

Regelmäßige Kokaineskapaden und durchzechte Nächte auf dem Kiez verschaffen ihm nur zeitweise Ablenkung und lassen ihn zunehmend im alltäglichen Sumpf versinken. Als er bei einem seiner Gläubiger um Aufschub bitten möchte, nimmt die Story eine Wendung an, die nicht minder heikel ist: In der Wohnung findet er eine Leiche und einen Koffer voll mit Kokain – nun ist richtiges Handeln gefragt.

Doch was heißt das schon ... Abel beweist sich in seinem Romandebüt als ein souveräner Autor, der über das Handwerkszeug der Schriftstellerei verfügt und aufgrund seiner eigenen Erlebnisse und Verstrickungen in der Hamburger Punk-Szene der Story einen besonderen Charme verleiht.

Manche Parallelen zu Jörg Fausers „Der Schneemann“ liegen auf der Hand, das kann den Reiz an der Geschichte sowie den Einfallsreichtum des Verfassers aber nicht ernsthaft mindern.