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RKL

Live In A Dive

RICH KIDS ON LSD alias RKL aus Montecito nahe Santa Barbara waren auf der Bühne eine Urgewalt. Ende der Achtziger Jahre durfte man sich auch in Europa davon überzeugen und – Sinnhaftigkeit von Live-Alben hin oder her – in diesem Fall bin ich froh, dass mit der zehnten Ausgabe der „Live In A Dive“-Serie von Fat Wreck Chords nun ein weiteres Tondokument dieser Band auf der Höhe ihres Schaffens vorliegt. Am Abend des 12. Mai 1989 spielten RKL im (damaligen) Eindhovener Squat De Effenaar überwiegend Songs von „Rock’n’Roll Nightmare“, ihrem zwei Jahre zuvor für Mark Deutroms (MELVINS, CLOWN ALLEY) Alchemy Label eingespielten Meisterwerk. Man muss sich immer wieder vergegenwärtigen, dass die Herrschaften, die hier Klassiker wie „Break the camel’s back“, „Hangover“, „Blocked out“ und „Tribute to the jester“ in brachialer Geschwindigkeit und nahe der technischen Perfektion herunterknüppeln, damals gerade einmal in ihren frühen Zwanzigern waren. Die Art, in der Richard „Bomer“ Manzullo sein Schlagzeug bearbeitete, ließ mich seinerzeit völlig geschafft zurück, weil ich gar nicht so schnell hören konnte, wie der Typ trommelte. Ende 1989 war dann alles vorbei; kreative Differenzen zwischen Bomer und Sänger Jason Sears sowie Drogen- und Alkoholprobleme mehrerer Bandmitglieder führten zum Split. Und weil Mystic Records Boss Doug Moody die vielversprechenden Anfänge der Band erfolgreich kaputtgemischt hatte und ein Neuanfang in den Neunzigern auch eher in die Binsen ging, bleibt leider viel zu wenig Vorzeigbares von den wohl stilprägendsten Vertretern des „Nardcore“-Genres. Fans können sich trösten, dass nach dem ebenfalls exzellenten „Greatest Hits Double Live In Berlin“-Album auf David Pollacks Destiny Label nun ein weiterer Live-Mitschnitt in Soundboard-Qualität vorliegt, der noch einmal eindrücklich Zeugnis ablegt von der Spielfreude einer Band, die zu ihren besten Zeiten mit dem Rest des gemeinen musikalischen Fußvolks den Boden wischen konnte. Abgerundet wird das Ganze durch ein Poster und das infolge von Krankheit wohl letzte Coverartwork von Dan Sites, Schöpfer des Bandmaskottchens Beanie Boy.