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BORIS

LφVE & EVφL

Es gibt nur wenige Bands, die es in sich haben, starke körperliche Reflexe auszulösen. SUNN O))) sind die eine, und BORIS eine weitere. Speziell live haben SUNN O))) das Potenzial, Menschen irgendwann so umfassend zu erreichen, dass diese das nicht mehr ertragen, aus dem Saal gehen müssen.

BORIS sind nur eine Idee weniger radikal in ihrem Ansatz, einen Hauch „konventioneller“, und auch schon beim Hören des Albums in den heimischen Wänden sind die niederfrequenten Schwingungen so intensiv, dass das nicht jedermanns Sache ist.

Ich finde es spannend, wenn Musik jenseits einer intellektuellen Komponente so körperlich wird, dass man unweigerlich zu einer Reaktion gezwungen ist. Und die ist hier entweder Flucht – oder eine perverse Lust an der akustischen Qual, die BORIS bereiten mit einem Beat alle vier Sekunden, stark von Echos und Distortions verzerrten Gitarren, einer Stimme, die wie in Zeitlupe intoniert.

Was freilich nicht auf alle sieben Stücke dieses auf die beiden jeweils in einer eigenen Hülle steckenden LPs zutrifft, denn der Opener „Away from you“ von „LφVE“ ist so zart und sanft, so säuselig und fein gewebt, dass der gespenstische Lärm des folgenden „Coma“ umso bedrückender wirkt.

Ein beeindruckendes Meisterwerk haben die 1992 gegründeten BORIS aus Tokio hier geschaffen – eine Kunst, bei seinem 25. Album noch so zwingend und intensiv aufzutreten.