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SEWER RATS

Magic Summer

Zugegeben, die Messlatte lag sehr hoch. Das Vorgängeralbum „Heartbreaks And Milkshakes“ erschien 2017 und begeisterte Fans und Kritiker gleichermaßen. Beim Nachfolger wurde deshalb nichts dem Zufall überlassen, die Band nahm sich viel Zeit und reichlich Geld für die Produktion in die Hand. Und erfüllte sich mehrere Träume. Das Album wurde im T.U.P.-Studio in Norditalien mit Brown Barcella aufgenommen und in Bill Stevensons legendärem Blasting Room von Andrew Berlin und Jason Livermore gemastert. Und der Aufwand hat sich gelohnt. Das Ergebnis ist ein tolles, mitreißendes, kurzweiliges und abwechslungsreiches Album. Eines, das gleichzeitig mit grandiosem Songwriting und perfekter Produktion punkten kann. Eines, das die gesamte Bandbreite des Pop-Punk gekonnt abedeckt, von eingängigen Bubblegum-Powerpop-Songs über mitreißende RAMONES-Midtempo-Nummern bis hin zu kraftvollen Nineties-Melodycore-Skatepunk-Krachern. Eines, das zugleich Spaß und gute Laune mit Ernst, Tiefgang, Rebellion und Mittelfinger-Attitüde verbindet. Und damit sowohl von der Musik als auch von der Botschaft das Dilemma einiger Pop-Punk-Bands, lahm, belanglos und wenig abwechslungsreich zu sein, geschickt umschifft. Somit ist es ein Pop-Punk-Album auch für Musikfreunde, die bei diesem Genre eigentlich mit der Nase rümpfen. Ein Phänomen, das wir so beispielsweise von Bands wie TEENAGE BOTTLEROCKET und MASKED INTRUDER kennen. Nicht nur musikalisch, auch textlich bietet das Quartett aus Köln eine ordentliche Bandbreite. Ein Schwerpunkt des Albums liegt auf dem Thema Erwachsenwerden, das reicht vom melancholischen Rückblick auf die guten alten Zeiten bis hin zum optimistischen Festhalten an alten Werten. In „Choice“ liefert die Band eine eindeutige Botschaft für das Tierwohl und eine vegane Lebensweise. Jeder hat es selbst in der Hand, auch kleine Schritte sind wichtig und möglich. Aber das Album bietet auch diese kleinen typischen Bubblegum-Pop-Punk-Hymnen wie „Magic summer“ und „My sweet Chun-Li“, ein für den Pop-Punk typisches hoffnungsloses Schmachten an eine unerfüllte Liebe. Und „I don’t wanna leave my room no more“ hat das Zeug dazu, ungewollt eine absolute Corona-Punkrock-Hymne zu werden. Das grandiose Album wird abgerundet durch die limitierte Auflage in der Modefarbe Piss-Yellow und das geniale Coverartwork von Mario Turiaux sowie die fein gestaltete Innenhülle mit allen Texten. „Magic Summer“ wird in den Jahrescharts in der Kategorie Pop-Punk nur schwer zu toppen sein. Absolut auf Augenhöhe mit den Big Names aus den USA. Und wenn das Album dann in 15 Jahren wiederveröffentlicht und erneut im Ox besprochen wird, bekommt es dann als Pop-Punk-Klassiker auch den verdienten 10. Punkt. Versprochen.