EMO

Martin Büsser, Jonas Engelmann, Ingo Rüdiger (Hrg.)

RITES OF SPRING, SHUDDER TO THINK oder FUGAZI gelten seit Mitte der 80er als die Wegbereites des „Emocores“, der sich aus der Hardcore-/Punkszene heraus entwickelt hat. In den darauf folgenden Jahren werden mit dem Begriff die unterschiedlichsten Bands assoziiert, etwa SUNNY DAY REAL ESTATE, MINERAL, POLICE 3, FINGERPINT, JIMMY EAT WORLD, GET UP KIDS, etc.

Die „prototypische Emoband“ ist heute nicht mehr benennbar. Und überhaupt ist schon lange nicht mehr klar, was „Emo“ ist, was dahintersteckt und was es soll. Die, sehr verallgemeinernd ausgedrückt, schwarz gekleideten Jugendlichen mit Hello Kitty-Buttons am gestreiften Pulli und mit Schleifchen im Haar, die seit einigen Jahren weltweit im Stadtbild auftauchen, haben mit den genannten Bands und der dahintersteckenden Szene nicht viel gemeinsam.

Und Anhänger der neuen Emoszene haben selbst Probleme damit, ihre Jugendkultur zu definieren. Fest steht, dass diese viel Ärger aus den unterschiedlichsten Ecken auf sich projiziert. Andere Jugendkulturen fühlen sich provoziert, weil Emos ihre Symbole und Accessoires übernehmen und darüberhinaus als „reine Opfer der Kulturindustrie“ erscheinen.

Aber auch politisch wird auf Emo reagiert: In Russland wurde letztes Jahr von einer politischen Gruppe versucht, „Emos“ zu kriminalisieren. Besonders in der Türkei, in Ägypten oder Chile, aber auch in den europäischen Ländern, ernten Emos Hass, weil sie tiefverwurzelte Geschlechterrollen in Frage stellen.

Es bestehen viele Vorurteile und sehr viel Unwissen über „Emo“. Dieses längst überfällige Buch wirft Licht ins Dunkeln, beantwortet einige Fragen und regt zum Nachdenken als auch zur Diskussion an.

Im Gegensatz zu anderen bisherigen Veröffentlichungen zum Thema, ist dieses Buch „nicht frei von Kritik an Emo, aber doch frei von Spott und Häme“. Und das macht es so wichtig. In den 22 Beiträgen setzen sich die Verfasser mit folgenden Inhalten auf eine sehr durchdachte und angenehme Art auseinander: „Emo und Männlichkeit“, „Subkulturen und Homophobie“, „,Fashioncore‘ oder ,echte‘ Jugendkultur“, „Elemente des Klassenkampfes in Mexiko“, „Zur Identitätssuche und Bedeutung von Mode innerhalb der Emo-Szene“, etc.

Jeder Beitrag ist äußerst lesenswert und macht dieses Buch zu einem absoluten Standardwerk!