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STEVE VON TILL

No Wilderness Deep Enough

Es ist ja keine ganz neue Erkenntnis, dass Steve Von Till abseits des mächtigen Post-Metal seiner Hauptband NEUROSIS solo eher auf traditionelleren und entspannteren Singer/Songwriter-Pfaden wandelt, was nicht heißt, dass seine bisherigen vier Platten unter eigenem Namen weniger düster und apokalyptisch wären. 2015 erschien Von Tills bisher letztes Soloalbum „A Life Unto Itself“, jetzt gefolgt von „No Wilderness Deep Enough“. Hatte man bei den bisherigen Von Till-Platten immer noch Bezüge zu Americana herstellen könne, was dem Sänger mit der charakteristischen, angerauhten Brummstimme auch das Etikett „Gothic Johnny Cash“ einbrachte, geht es diesmal fast überwiegend in bedrohliche Dark-Ambient-Bereiche, bei denen keine Elemente von Roots-Musik mehr zu finden sind. Stattdessen gibt es bei den sieben Stücken von Synthesizern und subtiler Neo-Klassik-Instrumentierung getragene, elegische wie meditative Soundscapes, denen nichts Folkiges oder Rockiges mehr anhaftet. Auch wenn „No Wilderness Deep Enough“ eine wunderschöne, ergreifende Melodiosität besitzt, dürfte es sich um Von Tills bisher traurigste und dunkelste Platte handeln, die aber aufgrund ihrer fast greifbaren positiven Spiritualität dennoch eine ungemein tröstliche Qualität besitzt, was das Anhören aber nicht weniger schmerzhaft macht. Parallel dazu erscheint Von Tills Buch „23 Untitled Poems and Collected Lyrics“, falls man sich noch intensiver mit dessen poetisch-nachdenklicher Weltsicht auseinandersetzen will.