Foto

REGIERUNG

Nur

Auf „Da“ folgt zwei Jahre später „Nur“ (wieder Vinyl-only) und führt die Tradition von einsilbigen Plattentiteln von DIE REGIERUNG nach „Was“, „Raus“ und „Unten“ weiter, dem letzten Album von 1994, bis sich die ursprünglich 1982 in Essen gegründete Band 2017 zurückmeldete. Einsilbigkeit konnte man Frontmann Tilman Rossmy, lange schon in Hamburg ansässig, allerdings nie vorwerfen, der mit seinem typisch näselnden Gesang für mich schon immer zu den mit Abstand unpeinlichsten deutschen Textdichtern gehörte, selbst wenn es sich nur im profane Liebeslieder handelte. Michael Ruff hatte 1990 in der Spex ihr erstes Album „Supermüll“ von 1984 mal als beste deutsche Platte der Achtziger bezeichnet, und auch knapp vierzig Jahre später kann mich Rossmys smartes Songwriting immer noch begeistern, der tolle gefühlvolle Popsongs schreiben kann. Wie gewohnt ist das Ganze in einen charmant schrammeligen und folkigen Indierock verpackt, der wie schon auf „Da“ durch den Einsatz von Keyboards sogar eine deutliche Wave-Note bekommt und auch generell eine etwas düsterere Schlagseite besitzt (frühe THE CURE), wozu auch das schmucklose holzstichartige Coverartwork passt. ANNENMAYKANTEREIT-Fans erreicht man damit wohl nicht, dafür bleibt DIE REGIERUNG auch auf „Nur“ zu sperrig und unkommerziell und klingt teilweise sogar recht shoegazig und post-punkig. Eine gewisse Seelenverwandtschaft mit der Hamburger Schule ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.