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CRANES

Population Four

Bei Music On Vinyl wurden in den letzten Jahren bereits die Frühwerke „Loved“, „Forever“ und „Self-Non-Self“ der 1985 in Portsmouth gegründeten CRANES wiederveröffentlicht, jetzt gefolgt von „Population Four“ aus dem Jahr 1996, auf blau-weißem „Batik“-180-g-Vinyl. Den Sound der CRANES hatte ich mal als „reduzierten und experimentell anmutenden Valium-Rock’n’Roll zwischen Pop und Noise“ beschrieben, der auf faszinierende Weise Dreampop, Shoegaze und Gothic-Rock vereinigte. Das bis dato letzte, selbstbetitelte Album erschien 2008. Einen Schock löst meist der Moment aus, wenn Alison Shaw zu singen beginnt, die wie eine Vanessa Paradis im lasziven Lolita-Extremmodus klingt, woran man sich aber erstaunlich schnell gewöhnt. Ebenfalls in der Band spielte Shaws Bruder Jim, der auf dieser Platte vom Schlagzeug zur Leadgitarre wechselte, nicht der einzige damalige Personalwechsel. Damit veränderte sich auch der Sound der CRANES, der nun deutlich „konventioneller“ als auf den bisherigen Platten wirkte. Möglicherweise bedingt durch den starken Einsatz von Akustikgitarren und einer eher schleppenden Rhythmik, wobei das oft einer Ruhe vor dem Sturm gleicht, wenn sich doch plötzlich noisigere Momente in die Songs schleichen. Insofern ist es vielleicht ein wenig irreführend, dass Jim Shaw auf dem Coverfoto ausgerechnet ein BOSS HOG-T-Shirt trägt. „Population Four“ mag damals als konventionell gegolten haben, das insgesamt unaufgeregte Songwriting und die sehr schönen Arrangements sind indes gut gealtert. Für mich ein unterbewertetes, sehr melancholisch gestimmtes Album im Schaffen der CRANES, das sich nicht hinter dem verstecken muss, was heutzutage in Sachen Alternative oder Indierock auf dem Markt ist und das streckenweise so klingt, als ob man THE BREEDERS mit COCTEAU TWINS gekreuzt hätte.