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ALIEN SEX FIEND

Possessed

Die 1982 in London gegründeten ALIEN SEX FIEND waren mit ihrer brutalen, exzessiven Mischung aus Rock’n’Roll, Psychedelic und Wave/Goth schon immer ein Fall für sich, so was wie die bleiche Kajalversion der CRAMPS, ihr Logo zierte in den Achtzigern unzählige Lederjacken, denn obwohl das kein „typischer“ Punk war, gehörten Punks genauso zu ihren Fans wie die Wave/Goth-Szenegänger.

Songs wie „Wish I woz a dog“ und „Ignore the machine“ vom Debüt sind bis heute grandiose Überhits – und so gelungen die Nachfolger bis inklusive „It“ auch sind, so ist doch „Who’s Been Sleeping In My Brain?“ (1983) mit seinem markanten Netzstrumpfhosencover das eine Überalbum der Band.

Es folgten „Acid Bath“ (1984), „Maximum Security“ (1985) und „,It‘ The Album“ (1986), dann „Here Cum Germs“ (1987), „Another Planet“ (1988), „Curse“ (1990) und „Open Head Surgery“ (1992), auf denen sich die Band zunehmend sperriger, experimenteller und psychedelischer zeigte und jenen Sound formte, der auch heute noch ihre Konzerte prägt.

1994 kam „Inferno“, 1997 „Nocturnal Emissions“, 2004 „Information Overload“ und 2010 „Death Trip“, dem nun nach der bislang längsten Albumpause der Bandgeschichte „Possessed“ folgt, mit dem die Band nun (wieder) bei Cherry Red gelandet ist, jenem UK-Kataloglabel, wo in den letzten Jahren auch Box-Sets mit den Klassiker-Alben erschienen waren – die drei vorherigen Platten kamen auf dem bandeigenen 13th Moon-Label, dessen Logo aber auch hier auftaucht und das 1996 von Nik Wade (alias Nik Fiend) und Christine Wade (alias Mrs.

Fiend) gegründet wurde. Die beiden waren und sind ALIEN SEX FIEND, andere Mitglieder kamen und gingen. Waren ALIEN SEX FIEND in den Achtzigern zunächst noch klar in der Londoner Goth-Szene verhaftet – Nik arbeitete in Zeiten der Bandgründung im legendären Batcave-Club – entfernten sie sich spätestens mit „It The Album“ von den Szeneklischees und erweiterten den musikalischen Horizont in Richtung ausufernder, wabernder Psychedelic-Sounds.

Daran hat sich bis heute nichts geändert, ihre Konzerte können auch mal überfordernd lang werden, sind jedoch ein bewusstseinserweiterndes Erlebnis, auch ganz ohne die Einnahme chemischer Substanzen.

Aus ihrer Gründergeneration ist an vergleichbaren Bands eigentlich nur die kalifornische Formation CHROME geblieben, die in Sachen personeller Konstanz und Kontinuität zwar nicht annähernd mit den Fiends mithalten kann, aber eine ähnliche Verbindung aus Wave-Roots, brachialer, verstörender Psychedelic und wabernd-ausuferndem Spacerock zelebriert(e).

„Possessed“ nun kann als Album rundum überzeugen, gerade wenn man sich die Platte wieder und wieder gibt, entfaltet sie eine betörende Wirkung, etwa beim massiven „Shit’s coming down“, das zum Abschluss auf der CD auch noch in einem „Monster Mix“ enthalten ist.