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Prosthuman

Bei ihren ersten beiden Platten „Radiate!“ und „Remember I Was Carbon Dioxide“ von 2012 und 2014 hatte mich bei den Berliner Neo-Krautrockern CAMERA die unbeschwerte und lebendige Art begeistert, mit denen diese vor allem einer Band wie NEU! huldigten, dabei aber immer zeitgemäß klangen und überhaupt nicht verklärt nostalgisch. Eher waren CAMERA ein Ausdruck dafür, wie gut die NEU!-Musik doch gealtert war und wie einflussreich das Drumming von Klaus Dinger und der spezielle Gitarrenstil von Michael Rother immer noch waren. War auf den letzten beiden Platten bereits Gründungsmitglied und Gitarrist Franz Bargmann nicht mehr mit von der Partie, ist auf dem neuen Album „Prosthuman“ auch Keyboarder Timm Brockmann nicht mehr dabei. Diese personellen Veränderungen finden ihren Widerhall auch in einem weniger geradlinig rockigen und deutlich experimentelleren Sound, der insgesamt vielschichtiger geworden zu sein scheint. Quasi weg von NEU!, hin zu den stilistisch radikaleren Krautrock-Kollegen CAN, ohne dass man CAMERA konkrete Plagiatsvorwürfe machen könnte. Hinzu kommen Elemente, die an die Ambient-Platten von Robert Fripp erinnern, was gut zum insgesamt unaufgeregteren Charakter von „Prosthuman“ passt. Und trotz oder vielleicht auch wegen des Abgangs von Brockmann scheint auch das Keyboardspiel reicher geworden zu sein. Bei Alben wie „Prosthuman“ spricht man gerne davon, dass die Band erwachsen geworden sei, aber CAMERA gelingt es dabei einfach, ihre Ideen besser zu verdichten und zu verknüpfen, wodurch die Platte auch nicht so schnell Abnutzungserscheinungen zeigt und eher mit jedem Hören zu wachsen scheint.