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ROUTES

Reverberation Addict

Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich für das Konzept, wie auch immer zu definierende „Klassiker“ als Sixties-Surfgitarren-Versionen umzuarrangieren – und das vor allem auch noch auf Albumlänge –, kaum mehr als ein müdes „Schnarch ...“ übrig gehabt. Dann veröffentlichten THE ROUTES, einer der umtriebigsten Underground-Acts Japans, 2022 mit „The Twang Machine“ einen absoluten Reverb-Kracher, der zehn KRAFTWERK-Tracks als Instrumentalversionen coverte – und das in einer Art und Weise, dass „covern“ gar kein Ausdruck ist. Eher scheinen sie die Originale in ihre Einzelteile zu zerlegen, dann lediglich die dringend notwendige Essenz wieder zusammenschrauben und dieses Skelett mit einem ganz eigenen Zugang zu diesen Songs mit Leben zu ummanteln. So ließen sich ähnlich geartete Ressentiments direkt aus dem Weg schaffen, als es hieß, sie würden sich auf ihrem 14. Album nun in der gleichen Art 15 BUZZCOCKS-Songs zuwenden. Das Coverartwork ist an das der „Orgasm Addict“-Single angelehnt, die Songauswahl ein Ritt durch Pete Shelleys Songkatalog, startet mit dem ikonischen „Ever fallen in love“, verzichtet nicht auf 77-Standards wie „What do I get?“ oder „Noise annoys“, kann aber auch in den zahmeren Momenten von beispielsweise „Everybody’s happy nowadays“ punkten. Dieser Tribut ist fernab von Blasphemie, nicht nur stil- und respektvoll, sondern von dem ersten bis zum letzten Ton ein absoluter Banger – nicht nur für BUZZCOCKS-Die-hards.