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THROWING MUSES

Sun Racket

Wahrscheinlich darf man neben ihren musikalisch wichtigen Impulsen für die amerikanische Alternative-Rock-Szene der Achtziger auch nicht die feministische Strahlkraft der THROWING MUSES unterschätzen, als diese 1986 ihr selbstbetiteltes Debüt auf 4AD veröffentlichten, da drei der vier Mitglieder weiblich waren. Eine gut zehn Jahre andauernde Erfolgsgeschichte, auch wenn beim letzten Album „Limbo“ aus dem Jahr 1996 (1997 löste sich die Band dann endgültig auf) von der Originalbesetzung nur noch Kristin Hersh und Schlagzeuger David Narcizo übrig waren. Zwar kam es nach der Reanimation der Muses 2003 mit einem titellosen Album auch wieder zu einer Zusammenarbeit von Hersh mit ihrer Stiefschwester und Gründungsmitglied Tanya Donelly, die aber nur temporärer war. Auf dem aktuellen Album „Sun Racket“, das eigentlich schon im Mai erscheinen sollte, sind erneut Hersh und Narcizo die einzigen verbliebenen Urmitglieder, wobei Bassist Bernard Georges die Muses schon seit 1992 immer wieder live und im Studio unterstützte. Früher war ich eigentlich kein sonderlich großer Fan der Band, irgendwie waren Hershs gewöhnungsbedürftiger Gesang und der Gitarrensound der Muses immer eine Spur zu nervig. Interessanterweise ist Hershs Gesang – das war schon auf ihren Soloplatten der letzten Jahre gut zu hören – noch eigenartiger und extremer geworden, und auch der Gesamtsound der Muses klingt auf fast schon schmerzhafte Art roher und kantiger als Mitte der Achtziger. Von Anpassung oder Altersmilde ist auf „Sun Racket“ nichts zu spüren, denn der versponnene Folk-Rock der Muses zeigt trotz einiger etwas stillerer Momente deutlich die Nähe zu Punk (von mir aus auch mit „Post-“ davor), die schon immer auf ihren Platten spürbar war.