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WILD BILLY CHILDISH & CTMF

Where The Wild Purple Iris Grows

Um die Etymologie des Bandnamens CTMF macht Childish schon ein ziemliches Gewese; verweist auf seine Zeit als Dockarbeiter, damalige Kumpels und erfindet Bandbiografien. CTMF mag „ChaThaMForts“, „CopyrightTerMination FronT“ oder schlicht „Chatham Town MotherF***ers“ bedeuten, es spielt eigentlich auch überhaupt keine Rolle. Denn die Band ist identisch mit den MUSICIANS OF THE BRITISH EMPIRE: Ehefrau Julie zupft den Bass, DAGGERMEN-Wolf Hampton drischt auf die Felle und Billy an Gitarre und Mikro schimpft sich wie eh und je in bester Medway-Tradition durch den immer wieder verblüffend gleichförmigen Garage-Trash. Er bleibt berechenbar und kann sich das auch leisten. Fans erwarten das eben, und es mangelt Childish ja auch nicht an alternativen Ventilen für seine beinahe manische Kreativität. Sein ambivalentes Verhältnis zu Bob Dylan lebte er ja unlängst mit dem „William Loveday Intention“-Projekt in epischer Breite aus, während CTMF nun als Sammelbecken all das, was den Childish-Sound seit über vierzig Jahren definiert, zusammenfasst. Sollte jemand nie zuvor eine Childish-Platte gehört haben, ist „Where The Wild Purple Iris Grow“ kein schlechter Einstiegspunkt; hier gibt es die wundersame Welt des William Hamper (Childishs Klarname) auf zwölf Nummern in 37 Minunten eingedampft. Die Aufnahmen entstanden in Jim Rileys Ranscombe-Studio auf authentischem Vintage-Equipment; hier hat Childish, der ja selbst bestens mit trashigen Küchenstudio-Aufnahmen umzugehen weiß, mittlerweile ein adäquates Pendant zum überlaufenen Toe Rag-Studio gefunden. Gleich zu Beginn lässt Billy es beim Titelsong richtig krachen, ein derber Fuzz-Abusus, der leider nicht so recht weiß, wohin die Reise gehen soll. Ein dünnes Nümmerchen namens „Mystery song“, kann allenfalls als Füller herhalten, doch mit einer kraftvollen Version von Dylans „Ballad of Hollis Brown“ (mit Diddley-Beat und Bluesharp auf DOWNLINERS SECT-Sound gedrillt) können CTMF wieder punkten. Dann zwei Instrumentals, „Pluma Dorada“ und „Mouldy fig“ als Bekenntnis zur Link Wray-Obsession, während das kräftig bollernde „The train kept a rollin’“ die Fassung der YARDBIRDS mühelos zum Frühstück verspeist. Ein alter Bekannter aus THEE MIGHTY CAESARS-Tagen hat sich auch aufs Album gemogelt, in „Come into my life“ (THEE HEADCOATEES machten daraus „Cum into my mouth“!), dröhnt Julie Hampers irrwitziger Fuzz-Bass alles zu. Mit dem folkigen „Tunnel of love“ und Rausschmeißer „The same tree“, einer treibenden Rhythm’n’Punk-Nummer, bringt das „Iris“-Album dann aber noch zwei richtige Highlights. Kein „Must-have“, aber gewohntes Niveau, und erfreulich zu sehen, dass Childish seine Corona-Infektion gesund und ohne kreative Krise überstanden hat.