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SOUND

Will And Testament

Die 1979 in London gegründeten, aus THE OUTSIDERS hervorgegangenen THE SOUND, die ihre ruppigeren Punk-Wurzeln schell zugunsten eines melancholischen wie melodiösen Gitarrensounds ablegten, müssten in einer gerechteren Welt denselben Status wie etwa die SIMPLE MINDS oder U2 besitzen, aber trotz viel Kritikerzuspruch und zahlreichen Fans, vor allem in den Niederlanden, blieb die Band bis zur ihrer Auflösung 1988 chronisch erfolglos. Ein Faktor dabei war sicherlich ihr genialer, aber von psychischen Problemen geplagter Frontmann Adrian Borland (wir erinnern uns an JOY DIVISION), der schließlich 1999 Selbstmord beging. Bis zu seinem Tod war er im Gegensatz zu seinen ehemaligen Mitstreitern nach dem Ende von THE SOUND auch weiterhin musikalisch aktiv. Wiederveröffentlichungen des überschaubaren THE SOUND-Outputs gab es immer wieder mal, etwa Anfang der Nuller Jahre durch das nicht mehr existente Londoner Label Renascent, die dann auch einige fürs niederländische Radio mitgeschnittene Live-Aufnahmen herausbrachten, die unterstrichen, dass man es hier mit einer ebenfalls exzellenten Live-Band zu tun hatte. In letzter Zeit wurden beim niederländischen Label Sounds Haarlem Likes Vinyl auch einige Soloplatten nebst unveröffentlichten Aufnahmen von Borland wiederveröffentlicht. Unter dem Titel „Will And Testament“ erschienen dort jetzt auch weitere Live-Aufnahmen von THE SOUND, die zwischen 1984 und 1987 überwiegend in den Niederlanden mitgeschnitten und zu einem durchaus homogenen klingenden Konzert kombiniert wurden. „Will And Testament“ kommt zwar nicht ganz an die offizielle Live-Platte „In The Hothouse“ oder die besseren Aufnahmen der fünf „The Dutch Radio Recordings“ von Renascent heran, aber trotz eines manchmal etwas dünnen Sounds packt einen auch hier das fantastische und unheimlich emotionale Songwriting von Borland. Ähnlich wie das THE SOUND-Meisterwerk „From The Lions Mouth“ von 1981 ziert die Platte ein Gemälde des tierverliebten britischen Malers Briton Rivière, dennoch stammen alleine sechs der fünfzehn Songs vom finalen, schon sehr poppigen Album „Thunder Up“ von 1987. Auf der zweiten Disc gibt es dann noch in perfekter Studioqualität vier songwriterisch überzeugende Demos, die zu den letzten Aufnahmen dieser großartigen, viel zu wenig gewürdigten Band der Post-Punk-Ära gehören und von denen „Will“ auch als Live-Aufnahme auf der ersten Disc enthalten ist.