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ZAROFF

Sylvain Runberg, François Miville-Deschênes

„Zaroff“ ist als eine Fortsetzung der fast hundert Jahre alten Kurzgeschichte „Das grausamste Spiel“ von Richard Connell angelegt, die 1932 als „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ verfilmt wurde und das Genre der „Survival Movies“ mitbegründete. Wer mit dem Ausgangsmaterial nicht vertraut ist, bekommt auf den ersten Seiten des Bandes eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse um Graf Zaroff, der die Menschenjagd gegen Sanger Rainsford, ebenfalls Großwildjäger, verloren hat. Nachdem dieser in die Zivilisation zurückkehrt, bekommt Zaroff ungewollte Aufmerksamkeit von einer Hinterbliebenen seiner Opfer. Runberg gelingt es, eine glaubwürdige und spannende Fortsetzung des Kurzgeschichte in Szene zu setzen. Zaroff bekommt eine Gegenspielerin, die ihm zwar bis zuletzt nicht ebenbürtig ist, aber über genug Ressourcen und Motivation verfügt, nun den Jäger über die Insel zu jagen. Vor allem die Skrupellosigkeit aller Parteien bringt den Leser in eine Zwickmühle: Ist man jetzt für den Grafen Zaroff, der nun zum Gejagten wurde, oder für seine Jägerin, die ihrerseits über Leichen geht. Es gibt kein einfaches Gut oder Böse, was sehr zum Vorteil der Geschichte ist, denn so bleibt es bis zum Schluss spannend. Auch die visuelle Umsetzung des Grafen und seiner Insel sind gelungen: Miville-Deschênes schafft es hier zu jeder Zeit, Charaktere und Orte gekonnt in Szene zu setzen. Sei es der Landsitz oder tiefster Dschungel, stets fühlen sich Umgebung und Akteure glaubwürdig an, gerade wenn alle Parteien bei Gewitter im dichten Urwald stehen, ist die Atmosphäre durch die künstlerische Gestaltung so dicht, dass man sie fast spüren kann. Kurzum: „Zaroff“ ist ein kurzweiliger Spaß, spannend und hervorragend umgesetzt.