RANDY’S RIPCORD

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Diese Bombe legte Altona lahm

RANDY’S RIPCORD sind eine neue Band auf GoKart Records Europe und spielen eine ziemlich verrückte Sorte Punkpop. Manchmal sehr direkt, manchmal recht laut, aber dann auch wieder fast süßlich. Manchmal scheint es, als würde man kaum Luft bekommen, oder man ist so entspannt, als ob einem jemand einige Tage am Stück die Rosette gelutscht hätte. Es sind wirklich nette Menschen. Und sie klingen nicht wie die DONNAS. Kein Stück!

Drummer Knut kommt aus den Niederungen von Tavor, berühmt für ihr Psycho-Speed. Er spielt nicht wie die meisten Drummer, er hat seinen eigenen, sehr speziellen Stil, was die Band herausragender macht, als sie es mit Marky Ramone sein würden. Bassistin und Sängerin Ines kannte bereits alle BANGLES-Songs auswendig, als sie drei war. Sie ist die Art Frau, die in einem Film wie „Oi! Warning“ eigentlich die Rolle von Angie spielen müsste. Sie spielt in Nebenprojekten wie STARTPILOT und haut dich wirklich von den Socken. Gitarristin und Sängerin Linda ist berühmt dafür, die einzige glamouröse Frau in Altona zu sein. Sie mag Macauly Culkin-Filme, besonders die, in denen er im Rollstuhl sitzt. Sie redet auch gerne übers Kacken. Stellt euch diese beiden Sachen zusammen vor, das ist ganz schön abartig.
Sie proben in einem Raum im 5. Stock, das bedeutet sie haben außerordentlich stramme Bäuche vom Schleppen der Ausrüstung. Sie lieben alle die MISFITS, DISCOUNT, THE AVENGERS und ältere Sachen.
Gerade haben sie ihre erste CD „Love“ herausgebracht, und laut Knut ist das der Höhepunkt, ein Trio von echten Freunden zu sein, die erst in zweiter Linie Musiker sind, und die aus Liebe zur Musik spielen. Ihre Texte handeln ebenfalls von Liebe. Sie interessieren sich nicht für Fußball. Sie wussten nicht mal, dass Deutschland 2006 die Weltmeisterschaft ausrichtet. Und dass Holland dann Weltmeister wird, wussten sie auch nicht. Aber sie sind halt noch jung.
Sicher habt ihr schon Bilder von der Band gesehen und wisst natürlich, dass sie definitiv die bestaussehendste Band sind, seit MOLOTOW SODA mit dem Muskeltraining aufgehört haben. Also ist es auch nicht verwunderlich, dass ich den ganzen Weg von Holland nach Hamburg auf mich genommen habe, um sie auf ihrer Release-Party zu sehen. Übrigens ist es schon verrückt, dass sich die Türen im Zug in Deutschland ohne Warnung schließen. Es ist ein Wunder, dass ich lebend heraus kam.
Da ich die Band bereits von einigen Juwelendeals her kannte, war ich froh, eine großartige Begrüßung im Proberaum zu bekommen. Zunächst musste ihr Kram aus diesem ziemlich hohen Gebäude geschafft werden. Zufälligerweise musste ich gerade mal pinkeln. Es war eine Schande, als die Limousine endlich kam, waren sie bereits zu Fuß unterwegs und trugen ihre ganzen Sachen zum Beatclub. Vielleicht wollten sie herausfinden, wie die Ägypter ihre Pyramiden gebaut hatten. Der Beatclub liegt auf der anderen Seite des Kiez, also mussten wir uns durch all die Betrunkenen, Junkies und Penner Hamburgs hindurchkämpfen. Auf dem Weg bemerkte ich, dass jeder, der mich anrempelte, besoffen war oder auf dem besten Weg dahin. Und es war erst fünf Uhr nachmittags. Was für ein lustiges Land Deutschland doch ist.
Ein Interview fertig zu bekommen, war gar nicht so einfach. Es herrschten draußen 35 Grad und drinnen war es noch wärmer. Besonders in der Nähe von Ines. Aber ich versuchte, einige Fragen durchzubekommen, wie die nach ihrem bevorzugten Sexobjekt und was sie mit dem ganzen Geld machen würden, das sie in den nächsten Jahren verdienen.
Wie auch immer, das drängendste Problem war, die MOTÖRHEAD-Coverband vom Vorabend los zu werden, was etwas Zeit in Anspruch nahm, da deren Fahrer gerade mit einer örtlichen Prostituierten um einen Parkplatz stritt. Und das Feuerwerk und die acht Marshall-Verstärker in den kleinen dunklen Raum zu bringen, war auch nicht so einfach. Go-Karts Geschenk – ein komplett vegetarisches Buffet – brachte uns alle aber wieder in beste Laune. Und der Kampf konnte beginnen!
Das Erste, was mir auffiel, war Knuts Hemd, das nur vorderseitig gebügelt war. Und dass der Laden total voll war! Die RANDYs sahen großartig aus, der komplette Fanclub befand sich vorne und kletterte nach Aufforderung auf die Bühne. Es gab auch Preise zu gewinnen wie beispielsweise CDs, Shirts und eine Krone. Und sie spielten ihre Lieblingslieder. Meine auch. Songs wie „Glass“, „Against tomorrow“, „Kids from the underground“ und „Non-politic“ sorgten bei mir für eine Gänsehaut. Die RANDYS gaben ordentlich Gas, spielten zwei Sets und um die fünfzehn Zugaben. Und genau in dem Moment, wo das Publikum begann wie zerstampfte Erdbeeren auszusehen, hörten sie auf.
Es war das siebte Mal, dass ich die Band live gesehen habe, und sie werden mit jedem Mal besser. Ines singt wie Brody auf Speed. Sie hat eine großartige, heisere Stimme, die perfekt zu der von Linda passt, die etwas höher singt. Wenn die zwei anfangen, zusammen zu singen, kann das deinen schlimmsten Tag wieder schön machen. Besonders, wenn sie alle Töne treffen, hehe.
So ungefähr sieben Uhr am Morgen, als die Sonne ihr hässliches Haupt erhob, war es Zeit, noch ein bisschen mehr über die RANDYS zu erfahren. Auf dem Weg zur Aftershowparty hat die Randy-Power-Diesel-Jugend, bestehend aus Punks, Transidenten, Assis und einem Typ ohne Zähne, mir noch geholfen herauszufinden, dass die RANDYS – außer Musik zu machen – am liebsten essen, kiffen, masturbieren und ihre Freunde ärgern. Und dass sie im Tourbus Bier trinken, Bravo lesen und über Sex reden. Ich habe gesehen, wie froh sie die Leute machen können: Auf dem Kiez sah ich einen Kerl, der ein pinkes RANDYS-Shirt trug, das er gewonnen hatte, mit einer goldenen Krone auf seinem Kopf und einem Lächeln so breit wie die Elbe.
Wick Bambix