BUSTERS

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When it gets heart to heart with ska people and this band ...

Der Winter brach wie jedes Jahr brutal über uns herein und wie jedes Jahr starteten die BUSTERS am 2. Weihnachtstag ihre obligatorische Tour, die ihre Fans vor gruseligen Winterdepressionen rettete. Im Gepäck das neue Album "Evolution Pop". In Bielefeld traf ich mich mit den beiden Sängern Richard Tabor, Ron Marsmann und Posaunist Robert "Solomon" Göhring zum Interview. Die werten Herren, die teilweise Farin Urlaub auf dessen aktuellem Album musikalisch unterstützen, kamen zwar zu spät und mussten erst noch etwas essen, aber bei der Gastfreundschaft konnte man ja nicht meckern. Nach einem netten Gespräch begab sich die Band dann zum Soundcheck, während wir uns bis zum Einlass uns die Zeit mit Weihnachts-Anekdoten vertrieben ...


Wie kommt es, dass eure neue Platte "Evolution Pop" sich teilweise relativ weit vom Ska entfernt hat? Die letzte Platte "Revolution Rock" war Oldschool-Ska, die neue rockt ja nun einfach.


Richie: Ja, aber man kann ja auch Ska zum Rocken bringen. Es war klar, dass wir so ein Album machen würden oder machen wollten, weil "Revolution Rock" auch relativ ruhig gewesen ist. Da steckt einfach eine gewisse Energie drin, sei es jetzt durch die FARIN URLAUB RACING TEAM-Geschichte oder einfach, weil wir eine rockigere Platte machen wollten. Das ganze Album ist schon sehr rockig und gitarrenlastig, aber die Ska-Elemente sind noch drin.

Rob: Dazu muss man auch sagen, dass es nicht das erste Mal ist, dass wir Punk und Rock mit in den Ska einfließen lassen - wie auf "Candy" zum Beispiel, das stammt von 1997.

Richie: Bei "Easy come and easy go" ja auch.

Aber das war doch damals bestimmt auch so, dass einige dachten: Was geht denn jetzt?

Rob: Eigentlich war es okay. Aber es war auch die Zeit, als wir mit den ÄRZTEn auf Tour waren. Jeder Komponist lässt sich von dem beeinflussen, was ihn musikalisch umgibt und das sind ja meistens Sachen, die außerhalb der BUSTERS passieren. Und von daher kann es schon sein, dass das FARIN URLAUB RACING TEAM da eine Rolle gespielt hat.

Richie: Als Band sucht man ja auch einfach eine bestimmte Herausforderung. Es läge auch absolut nicht in unserem Interesse, wenn wir als Folgealbum von "Revolution Rock" plötzlich eine Platte machen würden, die genauso klingt. Und deswegen ist es immer sehr wichtig, sich weiterzuentwickeln. Wir beschäftigen uns in gewissem Maß mit anderen Musikrichtungen, die wir dann wieder auf unsere Art und Weise in einem Song verarbeiten. Ich denke das kommt bei diesem Album sehr gut raus - es ist ein sehr vielseitiges Album.

Rob: Vor allem haben wir auch mal ganz anders produziert. Wir haben uns dieses Mal wirklich Gedanken gemacht: Wie klingen BUSTERS-Platten? Wie können sie vielleicht mal anders klingen? So haben wir uns teilweise auch Inspiration geholt. Wir haben uns selbst Gedanken darüber gemacht und jeder Buster hat lernen müssen, sich ein bisschen zurück zu nehmen und zu sagen: Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang reichen eigentlich für einen kompletten Song aus. Und dann kann man hier und da vielleicht noch mit einem Ton für Spannung und Abwechslung sorgen. Ich glaube, das hat "Evolution Pop" auch zu dem gemacht, was es ist: eine Platte, die saugut klingt.

War es für den Sound der Platte nicht ausschlaggebend, dass Farin Urlaub in einem Interview erzählt hat, dass eure Platten einfach keine Eier haben?

Rob: Er hatte schon vor dem Interview immer gemeint: "Darf ich mal was sagen ...?" Haha! Aber wir haben die Idee ja auch immer im Kopf gehabt, wir haben sie bloß nicht umsetzen können. "No Risk, No Fun" würde heute produziert, ganz anders klingen als damals, andere Stücke auch. Ich finde aber nicht, dass "Evolution Pop" aus dem Rahmen fällt, diese Einflüsse waren ja schon immer da. Jazz spielte bei uns schon immer eine Rolle, und es war nie so, dass wir Ska alleine an Two Tone gemessen haben, dass wir gesagt haben, das ist Ska und das ist der BUSTERS-Ska. Wir haben uns immer geöffnet und unsere Musik mit anderen Einflüssen angereichert.

Es gab nach dem Ausstieg von Markus Sprengler, eurem ehemaligen Sänger, das Gerücht, dass er mehr oder weniger aus der Band gedrängt wurde, weil er die Musik in eine andere Richtung bringen wollte.

Rob: Wenn man mal die Liste der Komponisten durchgeht, sieht man, dass in dieser Richtung keinerlei Beeinflussung stattgefunden hat und auch keinerlei Angst bestand, dass er das Ganze irgendwie in eine falsche Richtung bringen könnte.

Richie: Außerdem sind wir immer noch zwölf Leute und wir wären alle ziemlich stur gewesen, wenn wir uns von einer einzigen Person in eine bestimmte Richtung hätten drängen lassen. Egal, wer es jetzt wäre.

Rob: Wenn jetzt zum Beispiel Stefan Breuer wieder mit acht Liedern ankommt, dann beeinflusst er natürlich das Album.

Richie: Ja, das ist schon richtig, aber er kommt ja nicht mit einer endgültigen Produktion an. Man sagt schon: Vielleicht sollte man das eher so machen oder so machen oder so. Das ist ja auch wieder das Schöne daran, dass wir zwölf Leute sind.

Wie seid ihr nach dem Konzert in Osnabrück im September mit den Reaktionen umgegangen? Da gab es ja doch Diskussionsbedarf unter den Fans hinsichtlich eures neuen Sängers Ron.

Ron: Na ja, das gibt es ja immer. Es wäre auch schlimm, wenn niemand was gesagt hätte, dann hätte ich mir echt Gedanken gemacht. Das wäre scheiße gewesen. Ich freue mich über die ganzen Sachen, die als Reaktionen kommen, das wirkt ja auch belebend. Es wäre ja sonst auch langweilig, ich meine, ich will auch nicht Jedermanns Freund sein. Ich bin jetzt der Neue, das ist normal. Ich selber habe auch Schwierigkeiten damit, wenn in meiner Lieblingsband irgendwas verändert wird.

Rob: Wobei es aber auch Leute gab, die schon direkt am Anfang geschrieben haben, dass Ron klasse sei. Und wie Ron schon gesagt hat: Wenn sich bei den eigenen Idolen etwas verändert, war man dem gegenüber immer ein bisschen skeptisch. Dass das musikalisch auch eine Bereicherung sein kann, wird dabei meistens weniger berücksichtigt.

Die Fans müssten es mittlerweile ja gewohnt sein, dass es bei den BUSTERS hier und da mal einen neuen Sänger gibt.

Rob: Ja. Gott sei Dank haben wir jetzt zwei, die das Singen fast hauptberuflich machen. Ansonsten hatten wir ja immer Leute als Sänger, die sich dann am Ende für den Beruf entschieden haben.

Bezüglich der neuen Platte gab es Reaktionen von "super geil" bis hin zu "Ich geh nie wieder zu euren Konzerten". Habt ihr damit gerechnet?

Richie: Ja, eigentlich war es so wie bei jeder Platte.

Rob: Mir ist das lieber, als wenn überhaupt nichts passiert. Schön, die BUSTERS haben mal wieder eine Platte rausgebracht ... Und es wird immer Sachen geben, die der eine gut findet und der andere total daneben.

Richie: Im Prinzip ist das über die Jahre der Tod einer jeden Band, wenn sie Jahr für Jahr das Gleiche macht. Du musst dich ja auch irgendwie am Leben halten und das geht nur, wenn genug Kreativität vorhanden ist, die sich bei einer Platte umsetzen lässt.

Wie kommt es, dass ihr nach 18 Jahren euer eigenes Label Ska Revolution Records gegründet habt? Wollt ihr doch endlich den Musikmarkt erobern?

Rob: Das war jahrelange Planung, haha. Wir hatten ja auch immer relativ kleine Labels: SPV war klein, Vielklang war klein. Und die Insolvenz des EFA-Vertriebs hat dann unser altes Label Vielklang mitgerissen. Die Platten waren verkauft, aber die konnten uns nicht ausbezahlen. Und in dem Moment ist die Ska-Abteilung "Ska Revolution Records" in die Hände der BUSTERS gefallen und wir haben uns gesagt, dass ist die Chance, alles selbst zu machen. Wenn man die ganzen Produktionskosten erst mal drin hat, weiß man, dass man das Geld selbst zur Verfügung hat. Man kann überlegen, was man jetzt damit macht, was ist sinnvoll. Es dauert natürlich noch zwei, drei Jahre nach dem ersten Album, bis das Geld irgendwann mal kommt. Wir bewegen uns ja schon in Bereichen, wo sich das Plattenmachen auch ein bisschen lohnt. Wir verdienen wenig dran, aber können uns dafür eben austoben. Wir haben das meiste jetzt in die Homepage gesteckt und versuchen, unseren eigenen Kosmos aufzubauen. Da können wir Videos machen, können sie da reinstellen. Jeder kann sich die runterladen und anschauen. Das war eine sehr erfolgreiche Aktion mit dem "Radio Smash Hit", da wurde einiges runtergeladen. Wir versuchen das jetzt auf selbstständiger Ebene. Insofern sind wir jetzt Plattenbosse.

Das Anbieten der Singles zum kostenlosen Download auf der Homepage bringt also mehr, als sie regulär zu veröffentlichen?!

Richie: Ja. So lange wir keine Plattform haben wie Musiksender oder Radio, lohnt es sich für uns einfach nicht, etwas in eine Maxi-Single zu investieren. Kauft sich auch mittlerweile keiner mehr.

Rob: Wobei es ja heute noch diese virtuelle Form von Promo gibt, die man im Internet anbieten kann, da stellt man einen Song rein und die Radiosender können sich daran bedienen. Man muss dafür keine Promoter losschicken. "Whisky 'till I drop" ist sogar von einigen Sendern runtergeladen worden. Man sieht auch, wer sich da bedient hat.

Wie sieht es denn mit eurer geplanten DVD aus, die sollte bereits mehrmals erschienen sein? Jetzt heißt es, ihr wollt noch ein paar Konzerte mitschneiden. Wird das noch mal was oder habt ihr euch das Ganze mittlerweile anders überlegt?

Rob: Die DVD ist so ein Phantom. Die wird auch schwarz sein, mit Augen, haha. Wir werden wir auch sicherlich wieder was aufzeichnen auf der Tour, aber nur für Promozwecke. Da wird halt noch der eine oder andere Gig im Norden aufgezeichnet. Mehr darf man aber nicht verraten. Dann schauen wir mal, dass ein bisschen Geld in die Kasse kommt und dann können wir eine schöne DVD machen.

Richie: Man glaubt auch immer, dass so etwas relativ einfach zu produzieren ist. Aber es kostet einen Haufen Geld und wir wollen natürlich nichts Halbherziges machen, sondern es soll schon was Richtiges werden. Wir haben eine eigene Plattenfirma und können nicht plötzlich problemlos 50.000 Euro in so was reinstecken. Deswegen haben wir auch gesagt: bevor wir irgendeinen Blödsinn abliefern und hier und da zwei Alibi-Gigs aufzeichnen, lieber die Leute noch mal vertrösten. Ich denke, die meisten verstehen das auch.

Und wie sind sonst eure Erwartungen an die Tour?

Rob: Die Tour gibt mir doch mal Gelegenheit, mit den Fans zu feiern. Nach mittlerweile 15, 16 Jahren BUSTERS gibt es ganz viele Leute, die man jedes Jahr sieht, und die sich dann auch auf einen freuen.

Richie: Spaß haben, auf jeden Fall. Wir sind ja Live-Musiker und wir gehen gerne auf die Bühne. Ansonsten hoffe ich auf jeden Fall, dass die Platte gut ankommt.

Ron: Die haben ja gestern alle schon die neuen Lieder mitgesungen ...

Rob: Das ist auch ein neues Erlebnis. Wir haben es nämlich das erste Mal geschafft, dass die Platte vor der Tour raus kam. Und das ist ein schönes Gefühl, wenn dann schon mitgesungen wird.