GARRY BUSHELL

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Carry on Oi!

Streetpunk, Oi!, Skinheads, Spirit of 69 - Begriffe, die eng miteinander verbunden sind. Doch wie ging das los mit Oi!, dieser Arbeiterkinder-Spielart des Punks, die 1977/78 mit Bands wie COCK SPARRER, SHAM 69, COCKNEY REJECTS und ANGELIC UPSTARTS an Fahrt gewann, bald aber durch polemische Presseberichterstattung ein negatives Image bekam und sich bis heute, verbunden durch die mediale Gleichsetzung von Skinheads mit Nazi-Kahlköpfen, davon nicht wieder erholt hat? Also wie war das eigentlich genau mit Oi!, wo liegen die Ursprünge, was macht den Reiz dieses Genres aus? Da bietet es sich doch an, einfach den Mann dazu zu befragen, der als "Erfinder" oder doch zumindest als medialer Promoter von Oi! gilt: Garry Bushell.

Der 1955 geborene bullige Engländer war seinerzeit schon Journalist, managete die COCKNEY REJECTS (deren Song "Oi Oi Oi" soll der Sache ihren Namen gegeben haben), schrieb dann für das Musikmagazin "Sounds", war selbst bei den GONADS und stellte schließlich mit "Oi! The Album" einen ersten Sampler zusammen, mittels dessen er diese zum Zeitpunkt des Erscheinens Ende 1980 gar nicht mehr so neue Szene erstmal dokumentierte, ihr einen Namen gab - und auf die sich die bürgerliche Presse stürzte, sie verdammte. Das freilich hinderte Garry Bushell nicht daran, sich später selbst in die Dienste der Boulevardpresse zu begeben. Er begann 1985 für die Sun und andere große Blätter zu schreiben, vor allem über das Show-Business, machte sich einen Namen als wortgewandter, aber auch eher grober Kolumnist und hatte auch eine kleine TV-Karriere.

Heute ist Bushell freier Journalist und Schriftsteller, nachdem er 2001 im Streit die Sun verließ, ist aber auch immer noch Frontmann der GONADS, die derzeit ein neues Album aufnehmen. Wer es genauer wissen will, dem sei der englische Wikipedia-Eintrag zu Bushell empfohlen, sowie seine Website (siehe Link unten), auf der sich auch ein ausführlicher, lesenswerter Artikel zu Oi! findet, der freilich nur (s)eine Sicht der Dinge darstellt.



Garry, was hörst du heute an Musik? Verfolgst du immer noch, was in der Musikwelt gerade los ist?

Ich höre viele verschiedene Sachen. Alles von GREEN DAY über alten Ska, Metal, Ska-Punk, Sixties Soul, bis hin zu ARCTIC MONKEYS. Ich mag THE KAISER CHIEFS und THE AGGROLITES. Meine Frau ist New Country-Sängerin und daher höre ich viel davon, und einiges gefällt mir auch. Aber ich interessiere mich natürlich primär für die Oi!/Streetpunk-Szene. Besonders gefallen mir RANCID und LARS FREDERIKSEN & THE BASTARDS. Und das neue COCKNEY REJECTS-Album ist ein Knaller, ihr Bestes seit Jahren.

Was hat dich seinerzeit besonders am Punk fasziniert?

Die Energie, die Musik und die Lebenseinstellung. Die englische Rock- Szene war damals ziemlich langweilig, protzig und einfach ausgelutscht. Wir haben Bands wie YES und EMERSON LAKE & PALMER gehört, die waren technisch und spielerisch einwandfrei, aber eigentlich nur ein Haufen Scheiße. Sie hatten gar keinen Bezug mehr zu ihren Fans, waren langweilig und völlig selbstverliebt. Punk brachte das alles wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und versetzte der Musikindustrie einen heftigen Tritt.

Glaubst du, dass Punk/Oi! heute immer noch Einfluss auf die Jugendbewegungen hat, oder ist es mehr eine folkloristische Veranstaltung, wenn alte Bands wie RED ALERT oder SHAM 69 heutzutage spielen?

Ich denke, dass alte Bands wie SHAM 69 kaum oder keinen Einfluss auf die heutige Jugend haben. Aber Bands wie RANCID, die von SHAM 69 direkt beeinflusst wurden, üben Einfluss aus. Echter Punk und Oi! war Rebel-Rock'n'Roll, nur dass Oi! sich immer auf seinen Working Class-Background besann. Ich sehe eine Verbindung zwischen Little Richard, Jerry Lee Lewis und Punk, in Bezug auf ihre Energie und Lebenseinstellung.

Die Rohheit und Rücksichtslosigkeit des frühen Punk und Oi! scheint etwas sehr Britisches zu sein, mit Wurzeln in der Arbeiterschicht und Ritualen, wie Bier trinken, Fußball, Prügeleien, etc. Und was bedeutet das für Jugendliche, die in Malaysia und Brasilien leben und sich für diese Musik begeistern?

Die COCKNEY REJECTS haben es am Besten ausgedrückt: "The kids they come from everywhere, the East End's all around", was bedeutet, dass alle Arbeiterkinder etwas gemeinsam haben, egal wo sie leben.

Die Begriffe Oi! und Skinhead werden meistens synonym benutzt. Würdest du auch sagen, dass sie gleichbedeutend sind?

Nein! In den Jahren 1980/81 richtete sich Oi! an Punks, Skinheads und Herberts, die Kids aus den Sozialsiedlungen. Die Klassenzugehörigkeit bedeutete mehr, als der Stil. Oi! war einfach Working Class-Rock. Die meisten traditionellen Skinheads waren darauf bedacht, sich smart zu kleiden. Das hatte mit Klebstoff schnüffelnden Boneheads mit zerrissenen Jeans wenig zu tun.

Wann, wo und wie bist du zum ersten Mal mit dieser Szene in Kontakt gekommen?

Ich komme aus South East London und fing Ende der 60er, Anfang der 70er als Suedehead an. Skinhead-Musik - Ska, Soul, und Reggae der 69er-Ära und älteres Zeug - war meine Musik, bevor Glam-Rock und Metal die Musikszene eroberten. Von 1976 an war ich Punk und gründete 1977 ein Punk-Zine. Ich kann ehrlich sagen, dass Joe Strummer mein Leben verändert hat. Hätte es THE CLASH nicht gegeben, so hätte ich niemals mit meinem Zine angefangen. Der NME sagte Anfang 1978, dass Punk tot sei, aber da war ich anderer Meinung! Im Sommer 1978 fing ich dann beim Musikmagazin Sounds an. Zu dieser Zeit gab es tonnenweise gute Bands, wie THE RUTS, THE UK SUBS, THE SKIDS und THE MEMBERS. Später kamen dann noch THE UPSTARTS und THE REJECTS dazu. Ihre Kraft, Leidenschaft und der Glaube an sich selbst berührten mich zutiefst.

Stanley Kubriks Film "A Clockwork Orange" ist ein Kultfilm der Skinhead-Szene, und die Jugendgang aus dem Film ist in einigen Aspekten so was wie eine Blaupause der Skinhead-Bewegung. Was denkst du darüber? Was war zuerst da? Kubriks Film, der heute noch bei vielen Skinheads als Kultfilm gilt, oder so eine Art Pre-Oi!-Skinhead-Gangs, die Kubrik zu seinem Film inspiriert haben - und natürlich auch Anthony Burgess?

Dazu habe ich drei Sachen zu sagen: 1. "A Clockwork Orange" kam nach den Skinheads. Die Skinhead-Bewegung begann Mitte der 60er als ein Ableger der Mods und wurde in den Jahren 68/69 zu einer Massenbewegung. Als ich "A Clockwork Orange" gesehen habe, war ich 15 oder 16, das muss also 1970/71 gewesen sein. 2. Kubrick wurde nicht von jugendlicher Gewalt inspiriert, er war davon entsetzt. 3. Der "Clockwork Orange"-Look war so attraktiv für Jugendliche, weil er einmalig war; eine markante Uniform, eine eigene Sprache und eine eigene Überzeugung. In diesem Falle Ultrabrutalität. Aber Skinheads liefen nicht in der Gegend herum und verprügelten Obdachlose und vergewaltigten Frauen. Ein traditioneller Skinhead hätte das als absolut asozial empfunden.

Würdest du sagen, dass es einen Unterschied zwischen Streetpunk und Oi! gibt, oder ist Streetpunk als Euphemismus von Oi! anzusehen?

Streetpunk ist ein Euphemismus für Oi! Es ist ungefähr so, als würde man dasselbe sagen, nur ohne den negativen Beigeschmack.

Wie sehr warst du aktiv in die Oi!-Szene involviert?

Na ja, es wird mir vorgeworfen, für die Entstehung von Oi! verantwortlich zu sein, und zum Teil muss ich diese Schuld auch auf mich nehmen. Ich war der Manager der COCKNEY REJECTS und war derjenige, der der neuen Streetpunk-Bewegung die Bezeichnung Oi! gab. Ich stellte die ersten vier Oi!-Sampler "Oi! The Album", "Strength Thru Oi!", "Carry On Oi!" und "Oi! Oi! That's Yer Lot" zusammen und trug einige Songs zu den Compilations "Son Of Oi", "Oi Of Sex" und "Joys Of Oi" bei. Meine zwei Kinder sind auf dem Cover von "Son Of Oi" und mein Schwager auf dem der Compilation "Oi Of Sex". Wie man sieht, war ich von Anfang an stark in die Szene involviert. Ich habe den 4-SKINS ihren Deal verschafft und sang bei THE GONADS. Ich habe immer noch Kontakt zu den alten Oi-sters wie Hoxton Tom, COCKNEY REJECTS, COCK SPARRER, etc.

Was sagst du zum Thema Gewalt? Mit Oi! verbindet man immer das Gerücht von "männlichem" Verhalten, Prügeleien, etc. Warst bzw. bist du ab und zu in Schlägereien involviert, oder gehörst du eher zu der ruhigen Sorte?

Brutalität war nur ein Aspekt von Oi!, aber die Leute tendieren dazu, zu vergessen, dass es auch mitleiderregende Aspekte - THE SPLODGE, TOY DOLLS -, Poesie - Garry Johnson und Barney Rubble -, Sexgötter - THE GONADS - und das exzessive Trinken von uns allen beinhaltet. Oi!-Bands haben schon 1981 begriffen, dass West Ham und Millwall-Fans mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätze haben, aber das scheinen die Leute nicht zu raffen. Ich habe immer die Sauferei bevorzugt.

Sahst du aus journalistischen Gründen ein Problem darin, über die Szene zu schreiben, in der du aktiv involviert warst?

Ich habe viel über englische Subkulturen geschrieben: über das Mod-Revival, 2-Tone, Oi! und die New Wave Of British Heavy Metal. Am meisten war ich selber mit Oi! und 2-Tone verbunden. Ich habe nicht aus finanziellen Gründen geschrieben, daher hat man mir auch nie vorgeworfen, aus Geldgier oder Profitbestreben zu handeln. Als ich jedoch Manager der COCKNEY REJECTS war, habe ich aufgehört über sie zu schreiben, da ich mögliche Anschuldigungen vermeiden wollte.

Anders als viele Leute aus der Oi!-Szene, die eher un- bzw. anti-intellektuell wirkten - ganz anders als z. B. die Peace Punk-Bewegung der Zeit -, warst du immer sehr smart, analytisch und vorausschauend, was dir zu einer eindrucksvollen Karriere verholfen hat.

Vielen Dank, aber auch andere Oi-sters sind sehr clevere Leute, die auf erfolgreiche Karrieren zurückblicken können. Ich denke da an Hoxton Tom, Andy Swallow, Si Spanner und Danielle Lux. Und seitdem Skully aus dem Gefängnis entlassen wurde, ist er sehr erfolgreich im Diamantengeschäft tätig. Aber lass uns an dieser Stelle nicht vergessen, dass viele intelligente und gebildete Menschen dafür bekannt geworden sind, dass sie sehr zweifelhafte Ideologien unterstützt haben, die sich später als mörderisch, völlig wahnsinnig oder töricht herausgestellt haben. In den 50ern waren so viele Kommunisten vom Stalinismus geblendet, dass sie die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in Uncle Jos Namen begangen wurden, bewusst nicht wahrnehmen wollten. Sie sprachen immer noch von Menschlichkeit, als die Panzer in Ungarn und später in der Tschechoslowakei rollten. In den 70er Jahren wurden dann Ultralinke Anhänger von Urschreitherapien und so was. Studierte Feministinnen, die der Mittel-und Oberschicht angehörten, verkündeten der halben Welt einen Geschlechterkrieg und gründeten Organisationen wie "The Society For Cutting Up Men". Die Hippie-Bewegung ist von gebildeten Leuten, die seit den 60ern über Bands wie CRASS und was danach so kam absoluten Nonsense verzapft haben, nur so zugemüllt. Was ich damit sagen will: ein Universitätsabschuss bedeutet nicht, dass man gleichzeitig auch über Menschenverstand verfügt.

Mal eine ganz direkte Frage: Was empfindest du, wenn du "Sieg Heil!" schreiende, kahlgeschorene Jugendliche, die Immigranten und Punks verprügeln, auf der Straße siehst?

Sie widern mich an! Aber ich bin auch angewidert, wenn ich junge Muslime sehe, die ältere weiße Leute terrorisieren.

Glaubst du, es gibt einen Unterschied zwischen der frühen Punk/Oi!-Bewegung und jungen französischen Immigranten, die in den Vororten von Paris Autos anzünden? Verglichen mit ihnen wirkt ein Haufen Skinheads wie ein Altweiber-Kaffeekränzchen.

Auf jeden Fall gibt es beachtliche Unterschiede zwischen Fußball-Aggro und politisch orientierten Unruhen. Als früherer revolutionärer Sozialist kann ich nachvollziehen, dass die Unruhen in Paris spektakulär wirkten. Ich persönlich bin jedoch kein Fan von vom Staat erzwungenem Multikulturalismus oder extrem konservativen muslimischen Fundamentalisten.

Die Diskussion über "unpolitische" Skinheads, die kein Problem damit haben, mit Nazis ein Bier zu trinken, spaltet die Skinhead-Bewegung schon lange. Was sagst du dazu?

Ich habe einen langen Bericht über die politische Zusammensetzung der originalen Oi!-Szene auf meiner Webseite veröffentlicht. Zu den Beweggründen von Skins, die sich mit Nazis abgeben, kann ich nichts sagen, da ich solche Leute nicht kenne. Ich kann aber verstehen, dass Leute die Musik und die Szene genießen wollen, ohne von den engstirnigen Auffassungen beider politischer Seiten eingeschüchtert zu werden. Normalerweise ist es ja die extreme rechte oder linke Seite, die vorgibt, wie man sich verhalten und was man glauben soll. Ehrlich gesagt hasse ich beide Seiten. Der Nazismus ist eine blutbeschmierte und schäbige Ideologie, und ich habe keine Zeit, mich mit Nazis abzugeben! Stalinismus ist ebenfalls eine diskreditierte Ideologie und hat auch keine reinere Weste. Marxisten haben in England jedoch weit mehr Einfluss, als die abartigen Nazis. Meine Meinung über Nazis habe ich auch schon in den Texten, die ich für PROLE geschrieben, klar ausgedrückt: "Some turn their thoughts to evil still/To fascism's cause obscene/For marching boots they'd sell their soul/Become cogs in the war machine."

Ich habe den Eindruck, dass es kaum eine neuere Oi!-Band gibt, die wirklich Talent hat. Wenn man diese nämlich mit den Bands auf den ersten drei Oi!-Samplern vergleicht, dann kann man kaum einen Fortschritt in musikalischer oder textlicher Hinsicht erkennen. Eigentlich kommt keine neuere Band wirklich an das alte Level heran. Was denkst du darüber?

Ich finde viele neue Bands ziemlich gut, wie z.B. RESISTANCE 77, DEADLINE, BEERZONE, DISCIPLINE, TIGER ARMY, ROGER MIRET & THE DISASTERS, ARGY BARGY, RETALIATOR und MANINBLACK. Ich kann jedoch nachvollziehen, dass du diese Meinung vertrittst, denn ich finde es sehr schade, dass der Oi!-Sound so eintönig geworden ist. Anfänglich waren die Bands noch vielseitiger und man konnte auf Samplern so etwas gegensätzliches wie POSTMEN und ORGASM GUERRILLAS finden, ohne dass jemand mit der Wimper gezuckt hätte. Aber die Leute sind nun mal recht engstirnig, das killt jegliche Kreativität.

Wie sieht es mit deiner Musikkarriere aus? Du bist ja schon lange Zeit bei THE GONADS. Wie hat das angefangen und wie lange bist du schon dabei? Was machst du heute?

Irgendwann 1973/74 habe ich die Band PINK TENT gegründet. Das war aber eher ein Alternativprojekt einer Truppe bekloppter linker Arbeiterkinder. PINK TEND wurde 1976 zu THE GONADS, aber die Band löste sich Ende 1978 auf. 1981 trommelte ich sie nur so zum Scherz wieder zusammen. dabei bekam ich Unterstützung von Bands wie THE BUSINESS, SPLODGE und COCKNEY REJECTS. 1991 habe ich dann angefangen, neue Songs zu schreiben und 1995 habe ich die Band zusammen mit Clyde wieder zusammen gebracht. Seitdem spielen wir wieder. Letztes Jahr waren wir der Support der COCKNEY REJECTS und jetzt gerade sind wir dabei, unser neues Album aufzunehmen.

Du hast lange für die "Sun" gearbeitet, eine Zeitung, die die "Strength thru Oi!"-Compilation als "Naziplatte" verurteilt hat. War das nicht ein Widerspruch in sich?

Es war die Daily Mail, die Oi! angegriffen hat, alle anderen Zeitungen - sogar The Socalist Worker - haben sich dem angeschlossen. Auf meiner Webseite gehe ich auf dieses Thema noch genauer ein. Als ich bei der "Sun" gearbeitet habe, habe ich hauptsächlich über Pop und Rock geschrieben. Später dann habe ich eine Kolumne über das Fernsehen geschrieben und habe Interviews im Showbiz geführt.

Der Wikipedia-Eintrag beschreibt dich wie folgt: "Bushell has often been described as being homophobic and a bigot. His columns are notable for metaphors that many would think of as being politically incorrect." Was sagst du dazu?

Dazu sage ich folgendes: 1. Wer hat das geschrieben, der seine Behauptungen an einem meiner Texte belegen kann? 2. Noch mal zum Mitschreiben: der Onkel meiner Tochter ist schwul. Weder hasse, noch fürchte ich Menschen aufgrund ihrer sexuellen Vorlieben, aber ich habe Einwände gegen die Homo-Manie der modernen Popkultur ... Ich war niemals ein Rassist und werde auch niemals einer sein. Ich liebe mein Land und meine Kultur und versuche sie zu bewahren, aber ich hasse niemanden, der anders ist als ich. Ich habe ein ganz nettes "Trojan"-Reggae-Tattoo auf meinem linken Oberarm, das drückt wohl aus, wie ich zur Vaterlandtreue stehe. 3. Seit 1981 wird mir wegen meiner Verbundenheit mit Oi! von den Rechten vorgeworfen, ein Kommunist zu sein und von den Linken, ein Rassist zu sein. Ich bin weder das Eine, noch das Andere. Als ich jung war, war ich sehr linksorientiert und habe auch für "The Socialist Worker" geschrieben, aber heutzutage bin ich vom Sozialismus völlig desillusioniert. Ich glaube, dass es eine gute Alternative zur weltweiten Macht und Staatenmonopolen gibt, das würde jedoch die Dezentralisierung von Macht auf kleinere Gemeinschaften bedeuten. "Small is beautiful!" lautet die Devise, aber das hier ist nicht der Ort, um dieses Thema weiter auszuführen.

Du bist Mitglied der "English Democrats Party" und hast auch bereits für sie kandidiert. Welche Agenda vertritt die Partei und was hat dich zu diesem Schritt bewogen? Bedeutet dies, dass du deine journalistische Karriere an den Nagel hängst?

Die English Democrats fordern ein englisches Parlament innerhalb des United Kingdom. Das hat mich dazu bewogen, ihnen beizutreten. Die Regionalisierung hat in Großbritannien zu einem ungerechten politischen Verhältnis geführt, die Schotten z. B. haben ihr eigenes Parlament, aber schottische Labour-Mitglieder des Parlaments benutzen ihre Stimmen, um den Engländern ihre Meinung aufzudrücken, was diese zurückweisen. Ich verfolge aber keine aktiv politische Karriere, ich bin mehr daran interessiert, Bücher zu schreiben. Es ist eher unwahrscheinlich, dass ich noch mal kandidiere.

Eine letzte Frage: Warum knüpft die britische Boulevardpresse eigentlich oft eine Verbindung mit Hitler/Nazis, wenn sie über Deutschland schreibt? Ist das nur der typische schwarze Humor der Briten, den wir Deutschen einfach nicht verstehen?

1. Weil sie bescheuert sind. 2. Ja, das hat auch etwas mit unserem Humor zu tun. Wir waren kurz davor, den 2.Weltkrieg zu verlieren, da braucht man Humor, um die Situation überstehen zu können; besonders zu der Zeit, als die Deutschen London bombardierten. Ich kann schon nachvollziehen, warum es gemacht wird, aber es ist echt eine Schande. Ich habe Deutschland und die Deutschen immer gemocht.

Oh, das hätte ich fast vergessen: Die Fußball-WM! Was glaubst du, wie hoch die Deutschen die Engländer diesmal besiegen werden?

Joachim, für dich ist der Fußball-Krieg schon vorbei, bevor er überhaupt begonnen hat ...