SIXNATIONSTATE

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Blood, sweat and tears - Rocken, bis einer weint

Auf der Bühne gehen sie ab wie Duracell-Hasen, auf ihrer Platte mischen sie Punkrock, Reggae und Ska zu explosivem Indie-TNT: SIXNATIONSTATE, das sind fünf sympathische Jungs aus Southampton, die im September 2007 ihr gleichnamiges Debütalbum auf dem britischen Traditionslabel Jeepster veröffentlichten. In Großbritannien wird schon viel über sie diskutiert, nicht zuletzt, weil sie dem Klatschblatt The Sun eine Bilderserie wert waren: John Maskell, der Bassist von SIXNATIONSTATE, war auf der Bühne aus Versehen barfuß in ein zerbrochenes Weinglas gestiegen und hatte sich zwei Sehnen durchtrennt. Das blutige Ergebnis konnte man auf der Homepage der Sun begutachten. Trotz dieses Zwischenfalls erreichten SIXNATIONSTATE Ende vergangenen Jahres Deutschland und Österreich, um als Vorband der BISHOPS schon mal die Luft des Festlands zu schnuppern. Scheinbar hat es ihnen Spaß gemacht, denn im Februar wollen sie wieder nach Deutschland zurückkommen. Ich traf die Band bei ihrem Auftritt in Berlin im White Trash. Noch ein bisschen benommen vom Gig des Vortags im Chemnitz, den sie wegen des Feiertagsgesetzes erst um zwölf Uhr nachts beginnen konnten, antworteten Sänger Gerry und Bassist John auf meine Fragen. Der letzte Auftritt mit den BISHOPS steht in ein paar Minuten bevor und 6NS erzählen mir, wie das mit ihnen angefangen hat.

Etwa 500 Gigs in Großbritannien, Spanien, Deutschland und den USA liegen hinter SIXNATIONSTATE. Sesshaftigkeit adieu, schon seit zwei Jahren ist der Tourbus die einzige Konstante in ihrem Leben. Dabei hatte alles so beschaulich begonnen: Fünf Jungs aus Southampton schmissen ihre Jobs, zogen in ein Haus mit Garten in der Nähe von London und machten dort Musik ...

John:
In Southampton arbeiteten wir alle als Promoter. Aber dort gab es unserer Ansicht nach keine tollen Bands, also entschieden wir, selbst eine Band zu gründen.

Gerry: Als wir noch in Southampton lebten, gab es dort um uns herum nur Drum&Bass und HipHop. Wir fanden einfach nirgends gute Livemusik, geschweige denn gute Gitarrenmusik.

John: Wir kannten uns schon lange und fingen eines Tages einfach an, zusammen zu proben. Wir spielten Gigs, zu denen am Anfang nur unsere Freunde kamen. Doch als wir uns weiterentwickelten und das alles ein bisschen konkreter wurde, merkten wir, dass man in Southampton als Musiker nicht wirklich wahrgenommen wird. Also zogen wir in ein Haus in Reading. Es hatte einen riesigen Garten und wir bauten dort unseren Proberaum. Jeden Tag nach der Arbeit probten wir dort. Mittlerweile sind wir Vollzeitmusiker. Insgesamt ist uns wichtig, auch an ungewöhnlichen Orten zu spielen, damit wir als Band die Leute wirklich erreichen. Wir wollen, dass die Leute uns live sehen, damit sie den Abend, die Musik und uns mit einem guten Gefühl in Erinnerung behalten.

Wie habt ihr Spielen gelernt, habt ihr euch das selbst beigebracht?

Gerry:
Wir hatten nie Gitarrenunterricht. Nur ich hatte Gesangsstunden bei meiner Mum, sie singt auch. Wenn du singst, musst du die Techniken kennen, sonst verlierst du deine Stimme. Aber wir hatten keinen Musikunterricht im konventionellen Sinne. Wir sind eben leidenschaftlich und enthusiastisch, haha.

John: Manche Musiker nehmen Unterricht, andere spielen einfach drauf los. Wir gehören zu Letzteren. Ich habe das Gitarrespielen von meinen Freunden gelernt. Wir sind herumgesessen, haben gespielt und einfach Spaß gehabt.

Wie würdet ihr denn eure Musik beschrieben? In eurem Profil bei MySpace nennt ihr sie "gypsy-punk!?". Wieso das Frage- und das Ausrufezeichen?

John:
Wir spielen Punk und sind im Grunde genommen "Zigeuner": Wir haben kein Zuhause, leben in unserem Van, reisen viel herum und lassen uns von unterschiedlichen Musikstilen beeinflussen.

Gerry: Wir spielen nicht zwangsläufig nur Punkrock und so Zeugs wie "God save the Queen", der Sound ist für uns nicht das, was Punk ausmacht. Unsere Ethik ist die des Punks, die Haltung des D.I.Y. Und wenn man uns live sieht, versteht man die Sache mit dem Gypsypunk.

Wer oder was hat euch musikalisch beeinflusst?

Gerry:
Musiker, die für uns alle eine große Rolle spielen sind John Lennon, Bob Marley, Kurt Cobain und Joe Strummer. Und wir lieben die hervorragenden Stimmen der Motown-Musiker, einfach geniale Arrangements. Hör dir ein BEATLES-Album an, die sind einfach genial. Wir würden gerne etwas so Schönes schreiben wie sie. Das ist der Antrieb für uns alle: Den perfekten Song zu schreiben, einen Song, den sich die Leute in fünfzehn Jahren nach anhören.

Euer aktuelles Album nahmt ihr in Riga in Lettland auf. Wie kam das?


John: Es war der Ort, den wir uns leisten konnten. In England hätten wir niemals ein Studio mieten können, in dem wir sämtliche Aufnahmen machen konnten und in dem wir nebenbei auch noch wohnen konnten. Wir waren 24 Stunden im Studio, sieben Tage die Woche und konnten uns ganz auf die Aufnahmen konzentrieren. Und wir waren weit weg von Großbritannien und hatten dadurch keine anderen Einflüsse.

Ordnet euch in die derzeitige Musiklandschaft ein.

John:
Das ist verdammt schwer, wenn man selbst Musik macht, weil du versuchst, sämtliche Einflüsse in deiner Musik zusammenzubringen, ob das nun Soul, Pop oder Hardrock ist. Du versuchst, der Musik, die du magst, gerecht zu werden und das, was dich fesselt, in deiner eigenen Musik umzusetzen. Aber unsere Haupteinflüsse sind Indie und Punk.

Was ist mit Ska? Genau das mag ich an eurer Musik: die sehr eigene Mischung von Punk und Ska.

John:
Ja, Ska ist natürlich auch sehr wichtig für uns. Außerdem Reggae, Terry Hall und SPECIALS, alle brillant!

Gerry: Mein Traum ist es, nach Jamaika zu gehen und ein Reggae-Album aufzunehmen. Mit der Band, vielleicht in zehn Jahren oder so. Das muss sich finanziell nicht lohnen, das ist einfach nur mein persönliches Anliegen. So ein Album aufzunehmen, auf ein paar Reggae-Festivals in Jamaika zu spielen und mit dem Album akzeptiert zu werden. Die Reggae-Szene in Jamaika ist so phänomenal gut. Von ihnen akzeptiert zu werden, das ist mein Traum. Das würde ich nur für mich machen, auch wenn ich nur zwei verdammte Platten verkaufen sollte.

Ihr werdet oft danach gefragt, was euer Bandname bedeutet. Habt ihr euch von den WHITE STRIPES beeinflussen lassen?

Gerry:
Nein, nicht wirklich. Aber es ist okay für uns, mit den WHITE STRIPES und ihrem Song "Seven nation army” in Verbindung gebracht zu werden.

John:
Wir sind WHITE STRIPES-Fans und das ist auch für jeden von uns in Ordnung. Aber wir wollen, dass man SIXNATIONSTATE mit fünf Typen verbindet, die Musik machen, nicht mit einem WHITE STRIPES-Song. Wir wollen nicht noch eine weitere "The"-Band sein. Du kannst dir darunter vorstellen, was immer du willst. Es gibt keine falsche Interpretation.