MIKE PARK

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Ein Herz für Kinder und für Punk!

Mike Park an dieser Stelle vorzustellen, ist sicher nicht mehr notwendig, wer auch nur ein wenig die Augen offen hält für das aktuelle Geschehen innerhalb unserer Szenelandschaft, weiß längst Bescheid über den umtriebigen "Asian Man" aus dem sonnigen Kalifornien. Dieser weilte kürzlich gemeinsam mit SUNDOWNER unter uns, um dem europäischen Kontinent mal wieder einen Besuch abzustatten. Also, Chance ergriffen und mal nachgefragt, wie es um die Aktivitäten rund um Mikes Label Asian Man Records steht.


Mike, was gibt es denn Neues bei dir? Wie sieht es mit einem Nachfolger zu "North Hangook Falling" aus?

Ich hab mir aus privaten Gründen 16 Monate Auszeit von der ganzen Musik genommen, keine Shows gespielt, bin jetzt aber wieder richtig heiß aufs Touren. Unglücklicherweise ist noch nicht viel Material für ein neues Album geschrieben. Ich dachte eigentlich, dass ich letztes Jahr massiv an neuen Songs schreiben würde, stattdessen habe ich mich aufs Vatersein konzentriert. Ein neues Album wird also sicher noch eine Weile brauchen, frühestens zum Ende des Jahres, denke ich.

Hast du eine spezielle Herangehensweise beim Songschreiben, wie entsteht ein "typischer" Mike Park-Song? Ach ja, wie steht es um THE CHINKEES?

Gerade eben sitze ich alleine hier mit meiner Akustikgitarre, das ist normalerweise die Situation, in der ein Song entsteht, entweder für eine komplette Bandbesetzung oder eben ein reines Solostück. Ich beginne einfach, eine Melodie zu singen und hoffe dabei, dass sich daraus etwas Spannendes entwickelt, meinen Ohren schmeichelt. THE CHINKEES scheinen leider auf ewig "verschwunden" zu sein. Ich dachte erst, wir könnten wieder zusammen kommen und gemeinsame Shows spielen aber jeder ist irgendwie erwachsen geworden und einige sind in andere Staaten umgezogen, so dass wir nicht die Möglichkeit haben, ohne weiteres hier vor Ort gemeinsam zu proben und aufzutreten.

Die Geburt deiner Tochter Maggie hat sicher für völlig neue Prioritäten in deinem Leben gesorgt, dazu die Hochzeit mit deiner Frau Monica. Wie wirkt sich das alles auf den Menschen Mike Park, auf deine Musik und den Rebellen in dir aus?

Von jetzt an ergeben sich völlig neue Perspektiven auf das, was wirklich wichtig ist. Die Familie hat jetzt die Priorität Nummer eins in meinem Leben, ein Teil von mir ist erwachsen geworden, obwohl es ja bei den 7 SECONDS hieß "I'm gonna stay young until I die", haha.

Dein Lebensmittelpunkt befindet sich ja im schönen San José, Kalifornien, aber als Musiker bist du quasi in der ganzen Welt zu Hause. Helfen dir diese Erfahrungen auch im täglichen Leben?

Um ehrlich zu sein, gibt es nichts wirklich Spannendes hier in San José. Die Stadt ist zwar groß, aber es gibt nicht viel von der Energie, wie sie zum Beispiel San Francisco besitzt. Die ganze Punk-Szene hat immer im Underground stattgefunden, mit den ganzen Aufspaltungen in Hardcore, Pop-Punk, Indie und so. Jeder scheint hier irgendwie sein eigenes Ding zu machen, anstatt zusammenzukommen, aber meine Familie lebt hier und das ist das Allerwichtigste! Die Welt zu sehen und die ganzen verschiedenen Kulturen zu entdecken, gibt mir eine Menge Einblick und Verständnis für die Geschehnisse auf unserer Erde.

Mit deiner Stiftung Plea For Peace bist du sozial äußerst engagiert, man nimmt dich international wahr und zahlreiche Bands und Künstler unterstützen deine Arbeit. Wie ist das Feedback darauf?

Negative Erfahrungen mache ich immer dann, wenn es darum geht die Punk-Philosophie auf die jeweiligen Stadtverwaltungen zu übertragen. Sie verstehen nur schwer, was ich versuche, mit meiner Stiftung zu erreichen, so dass es immer ein regelrechter Kampf ist, um die notwendige Unterstützung zu bekommen. Aber wir haben unsere Herangehensweise geändert und werden in Kürze ein auf Musik konzentriertes Jugendcenter in Stockton, Kalifornien eröffnen. Das ist etwa anderthalb Stunden mit dem Auto von San José entfernt, aber es ist kleiner und scheint einfach empfänglicher zu sein für das, was wir versuchen zu vermitteln. Im Juni sollten wir da mit unserer Arbeit beginnen können. Was ich hier aber vor allem sagen will, ist, dass wir ohne die ganze Unterstützung zahlreicher Bands, auf Touren und Compilations, gar nicht die Dinge machen könnten, die wir mit Plea For Peace machen. Das, was wir bisher erreicht haben, geht alles auf die ganzen Bands und Künstler da draußen in der Punk-Szene zurück.

Immer mehr Musik wird ausschließlich digital veröffentlicht, Vinylversionen sind schon fast Luxus. Kauft in den USA überhaupt noch jemand Vinyl? Wie gehst du hinsichtlich der Arbeit mit deinem Label Asian Man Records damit um?

Vinyl wird im Moment wirklich wieder verstärkt nachgefragt. Ich habe auch angefangen, von all meinen neuen Veröffentlichungen Vinylversionen pressen zu lassen. Sicher ist die digitale Technik definitiv die Zukunft, wenn wir jedoch Vinyl jederzeit zurück ins Bewusstsein bringen können, dann ist doch alles in Ordnung. Und natürlich bin ich ein aktiver Teil der digitalen Generation. Und seitdem ich angefangen habe, nahezu alles selber zu machen, sind wir glücklicherweise in der Lage, mit unserem Label zu überleben.

Aktuell gibt es auf Asian Man Records jede Menge spannende Releases. Was sind deine persönlichen Highlights im Moment, was die kommenden?

Ja, es ist sehr angenehm und spannend im Moment. Wir haben so viele neue großartige Bands: LEMURIA, BOMB THE MUSIC INDUSTRY, ANDREW JACKSON JIHAD, HOT TODDIES, Mike Hale und ältere Punk-Veteranen wie Kevin Seconds, Kepi Ghoulie, THE QUEERS, BUCK O NINE, und ich kann es gar nicht erwarten, was die Zukunft bringen wird. Du weißt, tief in mir steckt immer noch der echte Glaube an den Spirit des Punks. Egal, wie albern das jetzt klingen mag, aber ich liebe wirklich die Idee, ein D.I.Y.-Punk zu sein. Vor allem glaube ich an Mundpropaganda! Ich habe meine Musik niemals ans Fernsehen geschickt oder Geld für teure Anzeigen ausgegeben. Und der Fakt, dass Leute von meinem Label und meinem Engagement wissen, macht mich sehr glücklich!

2008 stehen große Veränderungen für die USA an, der Rest der Welt blickt gespannt darauf. Welche Hoffnungen steckst du persönlich in jemand wie Barack Obama?

Gestern Abend erst war ich auf einer Veranstaltung, um seine Frau sprechen zu sehen, und ich finde wirklich, dass er eine sehr besondere Person ist. Eine, die Hoffnung weckt und einen baldigen Wechsel möglich erscheinen lässt. Er wuchs, genau wie seine Frau, in bescheidenen Verhältnissen auf. Sie beide haben sich ihren Erfolg wirklich verdient, hart dafür gekämpft. Obama hat seit frühesten Tagen die richtigen Dinge getan, als er zum Beispiel als Anwalt in Chicago, die Rechte von alleinstehenden Frauen verteidigt hat.