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Teil 2 des Interviews mit Rudi Protrudi

Rudi, machen wir mal einen Sprung ins Jetzt. Eure neueste Scheibe zollt einer einst nur lokal bekannten Gruppe der 60er, den SONICS, Tribut. Die hast du ja auch bekannt gemacht ...

THE SONICS waren in den 60ern wirklich nahezu unbekannt und eigentlich nur im Nordwesten der Staaten aktiv. Und wir haben sie dem Publikum in den 80ern durch unser Album "Lysergic Emanations" zugänglich gemacht! "Cinderella" und "Strychnine" sind bis heute die Songs, die sich die Leute von uns am meisten wünschen, also dachten wir, es wäre an der Zeit, diese Band zu würdigen, insgesamt haben wir ja und auch schon fünf Songs von ihnen aufgenommen. Um etwas Exklusives und Rundes daraus zu machen, nahmen wir dann noch mit "Caught you red handed" einen neuen Song auf. Es wird behauptet, er stamme von einer Band namens JOLLY GREEN GIANTS, die aber niemand kennt. Ich war immer hundertprozentig davon überzeugt, dass es die SONICS sind, unter einem anderen Namen! Alles hört sich eben genau nach ihnen an: der Text und Gesang, Instrumentierung, alles.



Ja, der neue Song ist eine echter Knaller, besonders wegen des Saxofons, wie kamt ihr darauf?

Ich hatte die Idee, mal etwas Neues auszuprobieren und die SONICS verwendeten ja auch ein Saxofon, also fragten wir Mark Lindsay von der Gruppe PAUL REVERE & THE RAIDERS, ob er Lust hätte, dafür Saxofon zu spielen - auch weil die RAIDERS eine große Nummer in den 60ern im Nordwesten waren. Obwohl Mark eigentlich nur als Sänger der RAIDERS bekannt ist, ist er doch ein klasse Saxofonspieler, dessen Stil absolut zum SONICS-Stil und diesem Song passt - und die RAIDERS sind und bleiben eine meiner Lieblingsbands!



Du lebst ja zurzeit in Berlin, wo liegen für dich die Unterschiede?

Ursprünglich komme ich ja aus Pennsylvania, ein Teil der Staaten, der sehr rückständig ist. Da gibt es viele Reaktionäre und Rechte, was es für langhaarige Rockmusiker etwas schwierig macht - jetzt und erst recht früher! In Bars kannst du nur spielen, wenn du Coversongs spielst. Also keine Umgebung, um kreativ zu sein. Und in Europa wollte ich schon immer leben. Als sich die Gelegenheit ergab, zog ich nach Berlin, weg aus Kalifornien - und aus Bushs Regimebereich. Für Bands und speziell für uns gibt es hier einfach mehr Möglichkeiten - wir haben ein neues, sehr gutes Line-up mit prima Musikern und hier bin ich jetzt ganz guter Dinge!



Was sind eure nächsten Pläne?

Möglicherweise das weitermachen, was ich tue. Nur wenn ich Musik mache, fühle ich mich frei und dann geht es mir gut! Es gibt immer noch ein paar wahre Rock'n'Roll-Bands wie die NEW YORK DOLLS oder THE STOOGES. Die "alten" Jungs eben, die noch was erlebt und was zu sagen haben. Die haben aus der Musikgeschichte gelernt und können deshalb den jungen Ärschen immer noch was vorrocken! Deshalb braucht es noch Bands wie uns heutzutage.