MR. BURNS

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Eine hochprozentige Bedienungsanleitung: How to ...

MR. BURNS aus Flensburg also. Hardcore-Punk der Güteklasse "A". Seit 1999 im Geschäft und das mit stetig wachsender Beliebtheit. Mit stetig steigendem Melodiepegel im Repertoire. Mit stetig ansteigenden Leberwerten und mit dem lederigsten Sitzfleisch ausgestattet, gegen das ich jemals an einer Echtholztheke dieses Landes anzutreten hatte.

Die vier liebenswerten Rebellionsalkoholiker Olli, Knott, Lars und Gunnar (der Tim zwischenzeitlich lückenlos am Schlagzeug ersetzt hat) haben also ein neues Album fertig: "Static" heißt das gute Teil, das einmal mehr als LP von Gerrit/Klartext Records, Hamburg und als CD vom bandeigenen Label AK37 Records herausgebracht wurde. Ein Brecher von einem Punkrock-Album (Rezension im letzten Heft, auch auf der Ox-Homepage nachzulesen), das wieder einmal zeigt, dass der Norden Deutschlands Punkrock-technisch dicke Herzen und die Eier am rechten Fleck hat. Befreundet und verbrüdert mit namhaften Größen wie TURBOSTAAT, PASCOW, HALLO KWITTEN, ALIAS CAYLON, sind MR. BURNS seit Jahren ein Garant für energetische, wenngleich auch relativ selten zu bestaunende Live-Konzerte. Aber auch die Live-Präsenz, so lässt sich beobachten, wird stetig und von Jahr zu Jahr größer als auch besser.

Diese Band nun bei stark begrenzter Zeichenzahl in allen Facetten zu beschreiben, das fällt schwer. Dennoch will ich den Versuch wagen, euch einen kleinen Einblick in die Welt von MR. BURNS zu liefern. Dann hat man schon mal einen Anhaltspunkt, wie das auf Platte Gehörte bei den Herrschaften so zustande kommt.

Da gibt es zum Beispiel Knott: "Wenn du mich fragst, ist das Einzige, das bei uns professionell läuft, das Trinken ..." Gitarre, klar. Knotti ist ein sehr virtuoser Melodienschmied, der auch komplett für die Texte des neuen Albums verantwortlich ist. Doch auch die Musik sowie die Ideen für neue Lieder stammen weitestgehend aus seiner Feder. Allerdings ist er ansonsten, mal abgesehen von seiner wundervollen Begabung für das Zeichnen und Tätowieren, als Bandmitglied zu nichts zu gebrauchen. Zumindest, wenn man Ollis Worten Glauben schenken darf.

Dieser hübsche und drahtige junge Herr wiederum, ist nun laut Knott in erster Linie dessen "genervter Terminkalender" und daneben natürlich der begnadete Shouter der Band. Auf die Frage, inwiefern das fantastische Coverartwork und der fette Sound der Aufnahmen der Zuhilfenahme professioneller Menschen und Mechanismen aus dem "Biz" geschuldet seien, sagt Olli: "Na klar sollen sich die Aufnahmen nicht nach Demotape anhören, da haben wir dann auch mal etwas in ein ordentliches Studio investiert, aber das Booking beispielsweise machen wir nach wie vor selber. Die CD haben wir ja auch selbst auf dem von Lars neu gegründetem Label AK37 herausgebracht. Und nachdem wir das Artwork auf den beiden ersten Platten noch komplett selbst gemacht hatten, wollten wir für die neue Platte gerne jemand Außenstehenden, Professionellen haben. Der war dann mit Ingo von artfart.de aus Hamburg schnell gefunden. Das passte sofort und seine Ideen entsprachen auf Anhieb unseren Vorstellungen. Das war uns auch von vorne herein sehr wichtig, denn nichts ist beschissener als eine lieblos gestaltete Platte. Ansonsten zählt bei uns noch immer der alte Leitspruch: D.I.Y. 'til we die."

An dieser informativen und alle Belange der Band ansprechenden Antwort merkt man vielleicht auch gleich, dass Olli die organisatorische Triebfeder der Band ist. Also zuständig für Booking, Produktion, Promo und all das.

"Olli macht fast alles - und räumt sogar noch unseren Proberaum auf!", weiß dann auch Lars zu berichten. Lars ist Bassist der Band (Insidern auch als permanentes Opfer haarsträubender Unfälle auf Tour bekannt) und gleichzeitig die Person hinter AK37 Records. Das AK37 wiederum ist ein Skate-Shop in der Flensburger Altstadt, den Lars zusammen mit einem Freund betreibt. Lars weiter: "Vor allem Montag morgens muss ich mich schon mal selber in den Arsch treten, damit ich zumindest halbwegs rechtzeitig im Laden stehe. Mittagessen gibt es dann keins, aber zum Kaffee dann immerhin mal einen Burger oder so was." Auch diese Aussage spricht für die Motivation, die in Sachen Selbstzerstörung in jedes einzelne Wochenende im Kosmos von MR. BURNS gesteckt wird. Außerdem ist Lars der Bruder von Tim, dem ehemaligen Drummer der Band, der mittlerweile in meiner Nachbarschaft in Düsseldorf gelandet ist.

Getreu dem Motto: "Schlagzeuger sind die Typen, die immer mit Musikern rumhängen", hält Trommler Gunnar sich nach eigenen Angaben "gepflegt raus aus all dem Planungskram". Nicht ohne dennoch hier und da D.I.Y.-mäßig das eigene Adressbuch zum Anleiern des einen oder anderen Gigs zu bemühen. Und auch wenn Schlagzeuger eher selten zu den treibenden musikalischen Kräften einer Band gehören, so ist er sich doch mit den anderen Jungs einig, wenn es um neue MR. BURNS-Kracher geht: "Wenn wir merken, dass wir zu lange an einem Song rumbasteln, dann kommt das schon mal vor, dass der sofort geknickt wird. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die besten und intensivsten Songs bei uns schnell und eher spontan entstehen und dann nur noch an den Feinheiten gearbeitet werden muss. Wir spielen ja schließlich keinen Math-Core." Womit er verflucht Recht hat.

Ein vages Bild der Band und ihres Schaffens solltet ihr jetzt also haben. Die Musik von MR. BURNS hingegen leitet man am besten von den eigenen Vorlieben und "All time faves" der Jungs ab. Die nun folgende Aufzählung liest sich geradezu wie das "Who Is Who" des klassischen (zumeist amerikanischen, die 80er und 90er betreffenden) Punk und Hardcore und umfasst unter anderem so klangvolle Namen wie LEATHERFACE, SPERMBIRDS, PROPAGANDHI, LIFETIME, JAWBREAKER, DESCENDENTS, DAG NASTY, KID DYNAMITE und natürlich, wie es sich für eine Rockband im weitesten, musikhistorischen Sinne gehört, AC/DC und THE CLASH. Aber auch die nahe Verwandtschaft wird stolz ins Rennen geschickt: TURBOSTAAT und SMOKE BLOW dürfen folglich auch nicht vergessen werden.

Nun bleibt mir also nur noch zu hoffen, dass ich mit dieser Abhandlung bei dem einen oder anderen die Neugierde auf eine der besten Oldschool-Punk/Hardcore-Bands der Republik wecken konnte. Und diesen Goldjungs von ganzem Herzen für nunmehr fast zehn Jahre Freundschaft, Schweiß, Kopfschmerzen und großartige Nächte voller Punkrock zu danken. Danke! Für echten Punkrock. Für echte Typen. Für gelebtes "Dagegen". Und für noch einiges mehr.