OMEGA MASSIF

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More heavy riffs

Kaum eine instrumentale Band aus dem schwereren Musikbereich fällt derzeit auf wie OMEGA MASSIF. Schon mit ihrem Debütalbum „Geisterstadt“ (2008), das voller Sludge- und Doom-Riffs sowie Post-Rock-Momenten ist, zeigten die vier Musiker aus Würzburg, dass Metal auch ohne Gesang auskommen kann. Als einziger Verweis auf eine mögliche Bedeutung der Stücke dienen düstere Songtitel wie „In der Mine“, „Nebelwand“ oder „Unter Null“. Dazu kommt ein Coverartwork, das von kahlen Gebirgslandschaften und verlassenen Dörfern erzählt. Das lässt viel Raum für Interpretation und gilt auch für die Split-Releases mit MOUNT LOGAN (Vendetta Records) und THEPHRA (Cyclone Empire), der Wiederveröffentlichung des Debütalbums und das Demo „Kalt“. Auf Denovali Records veröffentlichen OMEGA MASSIF nun ihr zweites Album „Karpatia“, dessen schnelle und schwere Gitarrenriffs eine Steigerung bedeuten. Zum neuen Album beantwortet mir Gitarrist Michael Melchers ein paar Fragen am Telefon.

Wie sieht die bisherige Geschichte von OMEGA MASSIF aus?

Uns gibt es seit sechs Jahren. Andreas und ich kennen uns von Konzerten und wir hatten Lust, instrumentale Musik zu spielen, zumal wir auch keinen Sänger hatten, wobei Andi von Anfang an nur etwas Instrumentales machen wollte. Über sieben Ecken kannte ich unseren heutigen Schlagzeuger Christoph, der wiederum hat unseren Bassisten Boris mitgebracht, womit die Bandgründung innerhalb von ein bis zwei Monaten über die Bühne ging und wir seitdem als Vierer-Team unterwegs sind.

Warum spielt ihr eure Musik rein instrumental?

Ich wollte von Anfang an epische, lange Songs machen wollte, bei denen der Gesang höchstens als i-Tüpfelchen fungiert. Dafür kam aber niemand infrage und nach einem halben Jahr war klar, dass es auch ohne Gesang funktioniert. Für Andreas kann ich nicht sprechen, aber er hat bereits in einigen „konventionellen“ Bands mit Gesang gespielt und ich denke, für ihn war es ein wichtiger Schritt, mal etwas anderes zu machen. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass uns gerade das Fehlen von Gesang einige Türen geöffnet hat, was ich nie gedacht hätte. Am Anfang hatten noch einige Leute damit ein „Problem“, dass wir keinen Gesang hatten, und haben uns als eine halbe Band angesehen. Jetzt spielen wir Konzerte mit Bands mit Gesang beziehungsweise Geschrei. Die Zuschauer sind begeistert, wenn sie uns sehen, da sie das normale NEUROSIS-Gebrüll als eher störend empfanden und weil sie unsere Art von Musik nicht kannten. Obwohl wir am Anfang dachten, dass wir es als Instrumental-Band schwieriger im Vergleich zu Bands mit Gesang haben, ist es nun einfacher. Sicherlich kommt ein gewisser Exotenfaktor dazu, da wir dadurch auffallen.

Wie seid ihr zu Denovali Records gekommen?

Wir standen mit dem Label bereits länger in Kontakt, da sie uns vor ein paar Jahren wegen des ersten Swingfests angefragt hatten. Als „Geisterstadt“ rauskam, fragten sie uns, ob wir nicht das nächste Album bei ihnen veröffentlichen wollen. Der Fakt, dass Denovali viel Wert auf das Artwork legt, hat uns imponiert, da sie ohne Probleme den Geldbeutel zücken, damit die Platten auch eine schöne Verpackung bekommen. Davon abgesehen, dass Timo und Thomas vom Label sehr nette Leute sind, sind wir von der Herangehensweise, wie man so etwas verpacken beziehungsweise bewerten sollte, komplett auf einer Wellenlänge. Das war auch der Grund für die Wiederveröffentlichung des ersten Albums, was wir den beiden dann vorschlugen, denn damals hatten wir noch nicht genug Material für ein neues. Denovali hat dann „Geisterstadt“ wiederveröffentlicht, mit der Verpackung, wie sie ursprünglich geplant war, was bei dem ersten Label – damals vollkommen okay – finanziell leider nicht möglich war.

Mit den Titeln gebt ihr euren Songs erst eine Bedeutung. Ich finde, dass es meistens Wörter/Begriffe sind, die phonetisch eine „deutsche“ Härte in sich tragen.

Weil wir keine Texte in unseren Songs haben und keine Message damit rüberbringen, wählen wir Titel im Kontext. Sie sollen die Stimmungen, die das Stück erzeugt, mit einem richtigen Namen versehen. Der Song „Wölfe“ klingt eben gehetzt, wie bei einem Rudel Wölfe, das hinter dir her ist. Die deutsche Härte in den Worten ist aber nicht bewusst gewählt. Wenn wir Gesang hätten, dann wäre dieser wie bei anderen Bands auch auf Englisch, denn mit deutschen Texten tut man sich schwer. Auf der anderen Seite kommen wir aus Deutschland und haben keine Texte, warum soll man den Songs einen englischen Namen geben? Es geht wie gesagt darum, den Kontext zur Wirkung des Songs zu finden und nicht um die Suche nach bösartigen deutschen Wörtern.

Mit der Vorstellung, dass Musik auch ohne Gesang funktionieren kann, mit eurem Artwork und euren Songtiteln vermittelt ihr ein ästhetisches Gesamtbild. Ist das bei OMEGA MASSIF Konzept?

Die Ästhetik spielt schon eine Rolle, aber es steckt kein Dogma dahinter, das wurde nicht an einem Reißbrett von vorne bis hinten geplant. Im Laufe der Jahre geht aber bei uns die Musik mit der Aufmachung Hand in Hand, und wenn man sich anschaut, was Denovali noch so alles herausbringt und wie liebevoll und aufwendig die Veröffentlichungen sind, dann sind wir dort, wo wir hingehören.

Euer neues Album „Karpatia“ ist im Gegensatz zu „Geisterstadt“ etwas härter. Die beiden ersten Songs „Aura“ und „Wölfe“ stecken voller Heavyparts. Auch der E-Bow vom ersten Album kommt weniger zum Einsatz. Wie kommt’s?

Das Album ist etwas metal-lastiger geworden, wobei es vorher nicht beabsichtigt war, denn dass es etwas „härter“ wurde als „Geisterstadt“, haben wir erst gemerkt, als wir es aufgenommen haben. Es war eher eine natürliche Entwicklung, wobei der Song „Wölfe“ für unsere Verhältnisse schnell und kurz ist. Zu Zeiten von „Geisterstadt“ wäre nie jemand von uns auf die Idee gekommen, dass wir mal so ein Stück spielen. Wir haben Lust darauf bekommen, und warum sollten wir so etwas nicht machen?! Aber einen roten Faden gibt es nicht und im Gegensatz zum ersten Album klingt „Karpatia“ differenzierter.

Wann geht ihr mal richtig auf Tour, oder bleibt es bei den Festivalauftritten in diesem Jahr?

Eine Tour ist ganz schwierig, denn wir vier sind mittlerweile in der Spießigkeit angekommen, da wir alle berufstätig sind, drei von vieren verheiratet sind und davon zwei mit Kindern, was das regelmäßige Proben bereits schwierig macht. Wegen Familie und Beruf können wir auch nicht zwei oder drei Wochen auf Tour gehen, was heißt, dass wir nur Wochenendshows und Festivals spielen.

Kann man zusammenfassend sagen, dass OMEGA MASSIF euer Hobby ist?

Ja, es gibt keinen Plan, die Band semiprofessionell aufzuziehen, was auch keiner von uns möchte. So, wie es läuft, ist es mehr, als wir vor sechs Jahren dachten. Besser geht es für uns nicht und das ist wunderbar.