DISTANCE IN EMBRACE

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In der Kürze liegt die Würze

Mit DISTANCE IN EMBRACE meldet sich 2012 eine der beständigsten Bands im hiesigen Metal/Hardcore-Dschungel nach drei Jahren Pause mit einer neuen EP „The Best Is Yet To Come“ zurück und legt damit wieder ein Brett vor, an dem sämtliche Nachahmer schwer zu Schlucken haben werden. Warum jedoch nach so einer langen Zeit nur eine EP veröffentlicht wird, und wie DISTANCE IN EMBRACE die Entwicklung der Szene und ihrer vermeintlichen Musikerkollegen einschätzen, erfuhr ich im Gespräch mit den beiden Gitarristen und Sängern Adrian und Nikolai.

Das letzte Mal hatten wir 2009 das Vergnügen, als ich euch mit Fragen zu eurem vorigem Album „To Hell With Honesty“ löcherte. Mittlerweile sind ganze drei Jahre ins Land gezogen und euer neuer Output ist zwar wieder eine gewaltige Mixtur aus Metal und Hardcore geworden, jedoch praktisch nur halb so lang wie der Vorgänger. Warum habt ihr euch gegen ein Album und für das EP-Format entschieden?

Adrian:
Das war schon im Voraus so geplant. Dahinter stand die gemeinsame Überlegung mit unserem Label Horror Business Records, mit dem neuen Release eine andere Strategie zu verfolgen. Ich glaube, dass sich die Hörgewohnheiten, vor allem bei den jungen Leuten angesichts der Flut an Bands und Musikrichtungen, mittlerweile verändert haben. Man setzt sich nicht mehr hin und hört ganze Alben durch, man stellt da eher seine mp3-Playlist auf Shuffle und hört sich nur seine Lieblingssongs im Durchlauf an. Ich denke, deswegen wird es für Bands zunehmend schwieriger, ganze Alben mit über 40 Minuten Länge zu veröffentlichen, ohne dass der Zuhörer des Öfteren auf den Skip-Button drückt.

Nikolai: Wir wollten außerdem auch mal etwas Neues machen. Immerhin hatten wir schon drei Alben veröffentlicht, wir wollten uns dieses Mal mehr Zeit beim Songwriting nehmen und auch kritischer mit uns selbst umgehen. Früher hatten wir eher zum Ziel, so schnell wie möglich so viele Songs auf einmal zu schreiben, dieses Mal haben wir im Vorfeld auch einige Ideen verworfen und nur an den Songs weitergearbeitet, von denen wir 100% überzeugt waren.

Ihr habt es bereits angesprochen, es scheint, als hätten sich die Hörgewohnheiten der Leute stark geändert. Ich finde jedoch auch, dass durch die ansteigende Quantität von Veröffentlichungen die Qualität stark zurückgeht. Ich kann eigentlich auf Anhieb zehn Alben aus den Neunzigern nennen, die ich als Meilensteine bezeichnen würde. Welche drei Alben würden euch spontan einfallen, die als solche gelten, die jedoch in den letzten fünf Jahren entstanden sind?

Adrian:
Das ist eine sehr schwere Frage und liegt natürlich im Auge des Betrachters. Spontan würde ich da nennen: ARCHITECTS „The Here And Now“, THRICE „The Alchemy Index I & II“ und FOR THE FALLEN DREAMS „Changes“. Das sind zumindest die, die mir am ehesten dazu einfallen würden. Ich glaube aber auch, dass man viele Alben als persönlichen Meilenstein ansieht, weil man damit bestimmte Erinnerungen koppelt. Dazu gehören ja auch Erfahrungen, die man als Jugendlicher macht, für die diese Alben dann der Soundtrack waren. Mit zunehmendem Alter werden solche Schlüsselerlebnisse vielleicht weniger, zudem ist man auch nicht mehr so begeisterungsfähig für neue Musik, wie man es vielleicht noch in jungen Jahren war.

Musikalisch bewegt ihr euch in einer Nische mit vielen Bands, die ganz klar von dem Trend leben, je härter und stumpfer, desto besser. Meiner Meinung nach fehlt es dem neuen Metalcore und dem daraus geborenen Deathcore definitiv oft an Substanz und inhaltlicher Qualität. Wie wichtig sind euch eure Texte und Inhalte, die ihr mit eurer Musik vermittelt?

Adrian:
Das war und ist uns nach wie vor sehr wichtig. Wir haben das Texteschreiben immer schon als eine Art „Selbsttherapie“ gesehen, um Erlebnisse zu verarbeiten oder auch eigenen Gefühlen ein Ventil zu bieten. Ich muss dazu aber sagen, dass wir keine großen Dichter sind und unsere Texte sicherlich keine poetischen Meisterwerke. Wir haben ja damals als Punkband angefangen und haben meistens eher frei von der Leber weg Texte geschrieben. Aber ich gebe dir Recht, was man heute ab und zu bei Bands des oben genannten Genres liest, da rollen sich einem die Fußnägel auf. Entweder ist es irgendwelches belanglose Zeug, was kein Mensch versteht, oder es werden gar sexistische Inhalte darunter gemischt.

[/b]Genau das ist es, was mich daran stört und ich hab da spezielle Bands im Sinn. Würdet ihr Konzerte absagen, wenn ihr wisst, dass solche Bands mit von der Partie sind?

Nikolai:[/b] So weit würden wir nicht gehen, glaube ich. Es sei denn, es handelt sich um rechte Bands.

Adrian: Letztendlich übernimmt jede Band selbst die Verantwortung für ihre Texte. Ich kann mich mit solchen Texten nicht identifizieren. Ich glaube aber auch, dass der Großteil dieser Bands diese Texte nicht ernst meint und damit auch nicht die eigene Überzeugung kundtun möchte. Wobei sich mir der Sinn nicht erschließt. Man kann nicht jeden Bockmist mit dem Argument verteidigen, man würde es einfach nur aus Spaß machen oder es sei eine Kunstform.