JOHNNY FLESH & THE REDNECK ZOMBIES

Foto

Ein bunter Blumenstrauß Gehirn

Ein Königreich für ein Gehirn! Gehirn ist immer knapp. In der Billy-Szene scheint das ganz besonders zuzutreffen. Immerhin verlangt es die drei Herren JOHNNY FLESH & THE REDNECK ZOMBIES aus der bayrischen Provinz eindeutig nach mehr Gehirn. Zumindest heißt ihr neues Album „Back for Brains!“. Gehirnmangel war allerdings kein Thema beim Interview mit Sänger und Gitarrist Johnny Flesh und Bassist J.D. Redbeard.

Wie kommen die Südstaaten nach Bayern?

Johnny:
In der BRD sind wir Bayern ja die Südstaaten. Die Hillbillys sind bei uns die Kartoffelbauern und in Bayern gibt es einige, die riesige Kartoffeln haben müssten.

Habt ihr einen besonderen Bezug zu den Südstaaten? Mir fällt als Gemeinsamkeit mit Bayern nur das Country Yodeling ein, das bei dem Film „Mars Attacks!“ so eine grandiose Rolle spielte. Gibt’s da noch mehr?

Johnny:
Ich finde, die Südstaaten lassen sich schon nahezu perfekt auf Bayern übertragen. Hier wird viel gebraut, auch schwarz, und somit haben wir eben das Bier anstatt Moonshine. Es ist alles noch sehr konservativ und ländlich hier, fast schon eine Einöde. Die Rednecks haben ihre Trucks und hier ist die Dorfjugend auf ihre verspoilerten Opels stolz. Ich könnte die Liste beliebig erweitern, aber ich denke, du weißt, auf was ich hinauswill.

Im Sommer 2013 ist euer zweites Album „Back For Brains“ ist erschienen. Wie wurde es aufgenommen?

Johnny:
Die Resonanz war sehr positiv. Jeder lobte die Entwicklung der Band und war begeistert, in welche Richtung sich das Ganze bewegt hat.

J.D.: Die nächste muss natürlich genauso gut, oder besser werden. Wir geben unser Bestes!

Kann es sein, dass euer Sound verglichen mit dem ersten Album etwas mehr in Richtung klassischer Billy tendiert? Oder liegt’s am Kontrabass?

Johnny:
Den Kontrabass hatten wir schon auf der ersten Scheibe. Der fiel anscheinend nicht so extrem auf, weil ich ihn damals nicht so knochenmarkzertrümmernd abgemischt habe wie auf der aktuellen. Das mit dem klassischen Billy würde ich jetzt nicht so laut sagen, da es doch noch eine Masse an Szenepolizei gibt, die uns dafür hassen und gerne lynchen würden, weil wir den klassischen Sound mit der Moderne mischen.

J.D: Dieses Mal habe ich den Bass eingespielt. Bei der ersten hat das noch Johnny gemacht, weil ich zu dem Zeitpunkt gerade angefangen habe, Kontrabass zu lernen. Das verleiht dem Ganzen noch mal eine Zusatznote.

Musikalisch passt ihr mit Metal-Kante, Ska-Einflüssen etc. in kein Schema. Ist das eher ein Vorteil für euch oder ein Nachteil, die Szenezugehörigkeit betreffend?

Johnny:
Wie eben schon erwähnt, ist das sehr zwiespältig. Die einen hassen es, die anderen lieben es. Ich glaube ein Zwischending gibt es da nicht, aber das ist auch stückweise okay so. In jeder Szene gibt es Leute, die mit einem fetten Balken vor dem Kopf herumlaufen und dann andere Dinge kategorisch ablehnen. Sollen sie doch! Das sind meistens Leute, die sich seit ihrer Jugend kaum geändert haben und immer noch nicht mitbekommen, dass die Erde sich dreht. Das Traurige daran ist, dass durch diese Einstellung gerade die Live Szene irgendwann zusammenbrechen wird. Statt dass die Leute sich freuen, wenn mal etwas geboten ist, bleiben sie kategorisch daheim, nur weil die Band nicht genau ihren Stil spielt.

J.D.: Der Vorteil daran ist, dass man ein breiteres Publikum mit unserer Musik abdecken kann. So ist es für uns auch möglich, auf einem Metal-Festival zu spielen, wo man ziemlich gefeiert wird, weil man eine große Portion Spaß und Abwechslung mitbringt. In der Billy-Szene sieht es da ein wenig anders aus. Hier findet man zwar auch großen Zuspruch, weil man was anderes macht. Einige empfinden unsere Musik wohl auch als zu „hart“, was man akzeptieren kann. Allerdings gibt es auch eingefleischte Psychos, von denen man regelrecht gehatet wird. Laut deren Auffassung machen wir Metal mit Kontrabass, was einfach blödsinnig ist. Das sind aber meistens Leute, die sich im Laufe ihres Lebens nicht weiterentwickelt haben und auch nie über ihren Tellerrand hinausblicken. Jedenfalls bleibt man im Gespräch.

Ihr nennt euren Sound „Hellbilly“. Was ist das Typische daran?

Johnny:
Du hast es gerade auf den Punkt gebracht. Unser Sound ist nicht typisch, da er eine Vielzahl an Stilen und Genres kombiniert, daher kann man ihn nicht kategorisieren. Dass wir über jeden Tellerrand springen und machen, worauf wir Bock haben, ist typisch für uns.

J.D: Das Typische am Hellbilly ist es, untypisch zu sein. Natürlich, das Hauptaugenmerk liegt auf Rockabilly/Psychobilly, aber wir vermischen gern verschiedene Genres, wie es uns gerade passt. Dabei sind die Songs trotzdem sehr groovig und eingängig.

Wie entstehen eure Songs?

Johnny:
Oft sitzen wir bei einem Bierchen zusammen und schauen uns Filme an. Die Texte sind von diversen Horrorfilmen und B-Movies beeinflusst. Wenn sie aus meiner Feder stammen, dann meist von richtig schlechten Filmen, für die gerade unser Drummer mich immer hasst, weil ich ihm siebzig Minuten seines Lebens damit geraubt habe. Teils handeln sie auch von realen Themen, die wir dann in eine Art Kurzdrehbuch fassen. Oftmals entstehen pro Platte so bis zu zwanzig Songs und dann wird ausgesiebt.

Kommt immer noch der Vergleich mit VOLBEAT oder ist das ausgestanden?

Johnny:
Das ist zum Glück weniger geworden, aber immer noch vorhanden. Ich kann und will es nach wie vor nicht verstehen. Unser Drummer sieht das, glaube ich, anders.

J.D.: Die Leute da draußen brauchen einfach immer eine musikalische Referenz und da passten VOLBEAT gut in den Rahmen, weil die was Ähnliches gemacht haben wie wir. Vor rund zwei Jahren war der Vergleich zum Teil noch berechtigt, aber durch unsere Entwicklung und seit dem Einsatz des Kontrabasses passt das einfach nicht mehr.

Was hat sich seit dem Sommer getan? Ihr seid nur noch ein Trio, oder?

Johnny:
Ja wir haben uns von unserem Gitarristen getrennt. Es gab musikalische Differenzen und so fiel diese Entscheidung. Was das für die Band heißt? Man hört endlich, dass ich nicht nur nicht singen, sondern auch nicht Gitarre spielen kann, und wir haben mehr Platz im Bus. Nein, mal ehrlich, es fordert uns spielerisch etwas mehr, aber es ist dafür einfacher, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.

J.D: Uns allen ist diese Entscheidung nicht leicht gefallen. Es ist noch etwas ungewohnt, nur zu dritt aufzutreten. Dafür ist unser Sound aber auch ein Stück differenzierter geworden.

Ihr arbeitet schon wieder am nächsten Album. Was ist da zu erwarten?

Johnny:
Ein bunter Blumenstrauß heiterer und stampfender Tanzmelodien und ein Potpourri aus unterhaltsamen morbiden Texten. Es wird jetzt wohl noch rockiger werden!