COSTAS CAKE HOUSE

Zufällige, weltweite Kontakte

Dass metallastiger Hardcore nicht immer dumpf und einfältig sein muss, beweisen COSTA’S CAKE HOUSE schon seit einiger Zeit. Diesen Eindruck konnten Nanouk (Schlagzeug) und Matthias (Gitarre) im stetig hin und her wechselnden Mailverkehr nur bestätigen.

Ich denke, ihr seid eine der wenigen Bands, bei der man ein Interview ohne Probleme mit der Frage nach dem Namen beginnen kann. Also, versteckt sich irgendeine besondere Bedeutung dahinter?

Nanouk:
Ich muss dich leider enttäuschen. Hinter dem Namen verbirgt sich zwar eine Geschichte, aber keine wirklich Bedeutung. Vor einigen Jahren waren Carsten und ich zusammen mit ein paar Freunden in Griechenland und die Leute, die wir dort kennen lernten, konnten ‚Carsten‘ nicht aussprechen, daher nannten sie ihn Costa. In der Stadt gab es dann eine Bäckerei, die Costa’s Cake House hieß. Wir fanden das Ganze recht lustig und es entwickelte sich zu einer Art Running Gag. Später als wir die Band gründeten, kamen wir auf die Idee, uns so zu nennen und seither haben wir den Namen. Ich mag ihn, da er für eine HC-Metal-Band doch recht untypisch ist und nicht so klischeebeladen wie einige andere. Du kannst aufgrund unseres Namens nicht sagen, was für eine Musik wir spielen und das gefällt uns. Auf der anderen Seite gab es aber auch gerade deshalb schon kleinere Probleme, da uns Leute nicht wirklich einordnen konnten. Aber ich denke, in der Zwischenzeit hat sich das geändert, nachdem wir doch recht viel live gespielt haben und unsere MCD auch ganz gut verkauft wurde.

Sind die Leute auf den Konzerten früher wieder enttäuscht gegangen weil sie was anderes erwartet haben, oder was hast du mit „kleineren Problemen“ gemeint?

Nanouk: Ich weiß nicht, ob wirklich jemand enttäuscht gegangen ist, ich glaube aber nicht. Aber eigentlich waren die Reaktionen meistens sehr positiv.
Matthias: Oft denken Leute, wir wären aufgrund des Namens ‚Emo‘. Komisch, ich kann das nicht wirklich nachvollziehen.

Ihr habt ja zwei Bassisten, hat sich das auch eher zufällig entwickelt?

Matthias: Rein zufällig. Wir hatten ja am Anfang zwei Gitarristen und Steve, unser alter Gitarrist hat dann die Band verlassen. Wir wollten unbedingt wieder jemanden haben, und Arnaud hat super in die Band gepasst. Er hat halt Bass gespielt, also dachten wir: Warum nicht?
Nanouk: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, CCH mit ihm weiter zu machen. Der MÖRSER-Vergleich, der daraus allerdings resultierte, nervt gewaltig, da ich persönlich dabei immer das Gefühl habe, dass sich die Leute nicht wirklich mit unserer Musik auseinandersetzen. Nur weil wir zwei Bässe haben und heftige, Metal-beeinflusste Musik machen heißt das ja noch lange nicht, dass wir deshalb klingen wie MÖRSER.

Stören euch allgemein Vergleiche mit anderen Bands oder jetzt nur speziell der mit MÖRSER?

Matthias: Mich stört es nicht, mit anderen Bands verglichen zu werden. Wir haben sicherlich viele Einflüsse von anderen Bands und die irgendwie verarbeitet. Es würde mich freuen, wenn Leute sagen: Ja das klingt irgendwie wie das und das, hat aber trotzdem den CCH-Sound. Ich hab auch kein wirkliches Problem damit, dass wir mit MÖRSER verglichen werden. Was ich nicht mag ist, dass wir als eine Art ‚Schattenband‘ gelten könnten, die hinter dem Lichtkegel von MÖRSER stehen und auch nicht schlecht sind, weil wir „so einen ähnlichen Sound“ machen. Dann ist es halt für eine Band schwer, sich einen Namen zu machen, weil die Leute irgendwelche Erwartungen haben. Aber ich glaube, dass wir uns mit den neuen Stücken noch mehr von MÖRSER differenzieren und somit dann auch die Vergleiche ausbleiben.

Euer letzter Release war eine Split-CD mit BICEPTASAURUS, die aus Australien kommen, dann hat Nanouk auf seinem Label Get Up And Go mal was von SOMMERSET aus Neuseeland veröffentlicht. Das sind ja beides nicht so die HC-Länder, wie kam der Kontakt zustande?

Nanouk: Der Kontakt mit BICEPTASAURUS kam zustande, als ich mit Aaron, dem Sänger von BICEPTASAURUS und Macher von In League With Satan Records ein paar Platten tauschen wollte. Er hatte uns auf dem ‚No Speed Limit‘-Sampler gehört und wollte uns sowieso fragen, ob wir nicht Lust hätten, mit seiner Band eine Split-CD zu machen, was wir dann auch getan haben. Leider hatten wir nicht genug neues Material, so dass wir auch zwei ältere Stücke draufgepackt haben. In der Zwischenzeit haben wir uns auch persönlich kennen gelernt, Aaron war eine Zeit lang in Europa unterwegs und begleitete uns auch auf unserer vorletzten Tour. Es ist immer schön, wenn wir die Leute, mit denen wir in irgendeiner Form zusammenarbeiten, dann auch mal persönlich kennen lernen. SOMMERSET, deren erste CD ich ja veröffentlicht hatte, habe ich auf meiner Neuseelandreise kennen gelernt. Als ich dort ankam, habe ich mir bei Freunden deren CD aufgenommen und sie dann die ganze Zeit gehört, als ich unterwegs war. Zum Abschluss habe ich sie dann auch persönlich kennen gelernt und ‘ne Weile bei ihrem Bassisten gewohnt. Als ich wieder zu Hause war und mit dem Label angefangen habe, wollte ich unbedingt ihre CD in Europa herausbringen.

Ist noch mehr in Bezug auf „down under“ geplant, geht ihr da möglicherweise mal auf Tour oder ist das Land einfach zu riesig und die Szene zu klein dafür?

Nanouk:
Geplant ist da erst einmal nichts. Momentan sind wir auf der Suche nach einem Label, welches unsere neue LP veröffentlichen will und suchen auch jemanden in Australien, der Interesse hätte, sie dort zu veröffentlichen. Unsere MCD wird ja jetzt noch einmal in Südafrika veröffentlicht, was mich sehr freut. Konkrete Tourpläne in Bezug auf Australien gibt es nicht, obwohl wir das Angebot hätten, dort zu spielen. Es ist momentan allerdings für uns nicht möglich, da wir nicht das Geld und die Zeit dazu haben. Die Szene dort ist zwar nicht sehr groß, aber dennoch größer, als man auf Anhieb glaubt. Es gibt ‘ne Menge Bands und aktive Leute dort, aber da es so abgelegen ist, bekommt man in Europa nicht sonderlich viel davon mit.
Matthias: Ist halt der Vorteil, wenn man gerne reist, dass man überall Leute trifft. Und das Ganze wächst dann zusammen und das Netz wird immer größer. Ich hatte auch das Glück, wirklich nette Leute kennen zu lernen wie z.B. Chris von Wreck Age Asia in Bangkok, Thailand. Ich besuchte ihn, als ich dort war und er zeigte mir etwas vom thailändischen Punkflair. So kam es dann auch, dass ich ein bisschen was für sein Zine Arise geschrieben habe, was übrigens sehr interessant ist, da die Szene in Thailand gerade jetzt geboren wird. Da kann ich nur Werbung machen und wer will, kann sich mittlerweile schon die 3. Ausgabe von Arise bei Chris über wreckageasia@hotmail.com bestellen. In Thailand traf ich auch Luke von Tian An Men 89 Records, was eine totale Überraschung war. Ich war kurz vorher mal mit ihm in Kontakt und dann treffe ich ihn zufällig in Bangkok auf einem HC/Metal-Festival. Der Mann ist echt der Hammer, der ist wirklich auf der ganzen Welt unterwegs, um aus allen möglichen Ecken der Erde Punk-Bands zu veröffentlichen und das Ganze hat er Anfang der 80er angefangen. Compilations aus China, Indonesien und vielen anderen Ländern sind so entstanden. Globalisierung mal ganz anders!

Bands, die ähnliche Musik machen, haben meist ganz bestimmte Cover und auch Texte, bei euch findet man so was eigentlich gar nicht. Umschifft ihr absichtlich diese Klischees oder ist das ganz einfach nicht euer Ding?

Matthias:
Oh, ich finde gut, dass man uns nicht einordnen kann. Ich kann gar nicht sagen, ob das mit Absicht passiert oder nicht. Ich würde sagen ‚nein‘, aber auf der anderen Seite machen wir alles mit Absicht, weil es unsere Band ist und jeder von uns einen Teil einbringt, somit also aktiv mitgestaltet und der Band eine Form gibt. Wie dann das Endprodukt aussieht, sehen wir erst, wenn wir es in der Hand halten und die Aufnahmen hören. Wir versuchen nicht zu sagen, so und so müsste das im Endeffekt aussehen. Es wächst zu dem, was es dann zum Schluss ist.
Nanouk: Wie Matthias schon erwähnt hat, passiert es einfach, ohne dass wir da vorher mit ‘nem Konzept rangehen. In unseren Texten behandeln wir einfach Dinge, die uns beschäftigen, und das sind dann eben keine Klischees. Es würde einfach nicht zu uns als Menschen passen, wenn wir anfangen würden, über irgendwelche Dämonen zu singen und ein ach so böse und brutal aussehendes Cover zu haben. Diese ganzen Klischees nerven mich persönlich sehr, das führt alles dazu, dass Leute immer mehr in Schubladen denken. Ich persönlich habe keine Lust, mich in eine Schublade stecken zu lassen. Sei es musikalisch, politisch oder persönlich.

Weil wir so klischeehaft angefangen haben, können wir auch so aufhören: Wollt ihr noch was loswerden, irgendwelche Pläne für die Zukunft?

Nanouk: Natürlich erst mal vielen Dank für das Inti, hat uns Spaß gemacht. Unsere Pläne für die Zukunft sehen so aus, dass wir erst mal auf der Suche nach einem guten, zuverlässigen Label sind, das Interesse hat, unsere LP rauszubringen. Wir sind momentan im Studio, um die Platte aufzunehmen, haben aber niemanden, der das bis jetzt veröffentlicht. Des weiteren wird es eine Split-7“ mit ‘ner kroatischen Band namens NIKAD geben. Und natürlich werden wir so viel wie möglich live spielen. Falls jemand Interesse hat ’ne Show für uns zu machen, einfach melden.