OTTO

Marc-Antoine Mathieu

Wer Marc-Antoine Mathieu kennt, weiß, dass er schon seit Jahrzehnten die Grenzen der bildergeschichtlichen Darstellung austestet. Zuletzt 2014 in „Richtung“, dessen Handlung sich ausschließlich auf einen Protagonisten beschränkt, der den unterschiedlichsten Pfeilen folgt.

Das Palindrom „Otto“ im Titel lässt schon auf ähnliche Spielereien schließen und tatsächlich tendiert Mathieu zu Beginn wirklich dazu, die Handlung um die Selbst- und Sinnsuche des Otto Spiegel in visueller Hinsicht auszuschlachten.

Im weiteren Verlauf allerdings verlagert sich der Schwerpunkt zunehmend in Richtung der (sprachlich-)erzählerischen Komponente. Durch den für Mathieu-Verhältnisse ungewöhnlich hohen Anteil realistischer Elemente bleibt der Interpretationsspielraum nicht ganz so breit, wie man es sonst von ihm gewohnt ist, bietet aber dennoch reichlich Futter für den geneigten Comic-Theoretiker.

Optisch ansprechend im Querformat mit zwei ausladenden schwarzweißen Panels pro Seite aufgemacht, kommt der Band seinen hehren künstlerisch-philosophischen Ambitionen entsprechend im gediegenen Pappschuber mit Spinoza-Zitat als Klappentext.