FAVEZ

Bellefontaine Avenue LP/CD

Der Opener "Emmanuel Hall" zeigt FAVEZ, wie man sie kennt: emotionaler Indie-Rock, der keine Schubladen braucht. Hier sind nämlich einfach großartige Songwriter am Werk, die es mit erstaunlicher Leichtigkeit beherrschen, catchy Harmonien mit Gefühl, Anspruch und eigener Note zu kombinieren.

So weit, so gut. Leider kommt Album Nummer vier erstmals etwas zu routiniert aus den Boxen. Zwar gibt es einmal mehr keinerlei Ausfälle zu verzeichnen, von ihren Liveshows im Frühjahr waren mir FAVEZ allerdings etwas eigenwilliger in Erinnerung.

Vielleicht liegt es daran, dass über die letzten Alben hinweg immer kleine Veränderungen zu beobachten waren, während "Bellefontaine Avenue" erstmals den Überraschungseffekt vermissen lässt.

Doch keine Panik: Abwechslung gibt es natürlich auch noch zu genüge. Zum Beispiel, wenn die Vier beim Rausschmeißer "Heavy Metal 10" ungewohnt straight und punkig abgehen. Überhaupt ist das neue Material offensiver und direkter geworden.

Schade nur, dass nicht jeder Song so zwingend ist wie auf dem Vorgänger "From Lausanne, Switzerland". Doch was ich an den Schweizern ohnehin am meisten schätze, sind die mehrstimmigen Refrains, die es auch auf "Bellefontaine Avenue" zu Genüge gibt.

Produziert hat man übrigens selbst - nachdem Wunschproduzent Ed Rose (glücklicherweise) keine Zeit hatte. Und trotz mangelnder Superlative sind FAVEZ auch diesmal dem hundertsten Emorock-Album in jedem Fall vorzuziehen! (36:24)