RADIO PULPO

Karmasurfers Recording Sessions CD

Nach zahlreichen herausragenden Singles in jeweils wunderschöner Aufmachung gibt es nun endlich eine erste Fulltime-CD von RADIO PULPO. Der die obere Textzeile sprengende Gesamttitel der CD wäre "Original Soundtracks from the Non-Fiction Karmasurfers Recording Session".

Müßig zu erwähnen, dass eine Vinylausgabe gerade mit Rückblick auf die 7" natürlich eine noch viel größere Freude gewesen wäre, aber CDs sind mittlerweile aus Kostengründen wohl unvermeidlich geworden.

Wäre ich nicht mit der Musik der Band vertraut, hätte mich der knapp eine halbe Minute dauernde Opener zunächst in die vollkommen falsche Richtung geschickt. "Eyh?!" lässt eher Hardcore oder Speedmetal vermuten, als die sonst psychedelischen Instrumentaltracks.

Genau an der Stelle setzt dann der zweite Eindruck ein, dass man sich nämlich von der bisher strikt eingehaltenen reinen instrumentalen Linie verabschiedet hat, wenn auch nur bei einem Song sowie den zwei enthaltenen Coverversionen.

Da wäre einmal "A strange day" von THE CURE, was allerdings auch wieder auf die falsche Fährte lockt, denn im Umfeld von Bands wie THE CURE hätte ich RADIO PULPO stilistisch wie musikalisch nie eingeordnet.

Dennoch eine gelungene Coverversion, die sich sehr nah am Original bewegt und auch stimmlich anhört, als habe Roberts jüngerer Bruder zum Mikro gegriffen. Etwas tiefer wurde hingegen bei "All Tomorrows Parties" gebuddelt.

Ob es sich um eine Gastsängerin oder die wiederbelebte Nico handelt, möchte der geneigte Hörer selbst herausfinden. Für meinen Geschmack zu nah am Original, da hätte ich mich über etwas mehr Experimentierfreudigkeit gefreut, die bei den anderen zwölf Songs wie gewohnt deutlich stärker ausgefallen ist.

Wenig fällt mir ein, wo Parallelen zu anderen Bands zu finden sind. Gelegentlich fühle mich an gesangsfreie Parts melodisch ausfallender BUTTHOLE SURFERS erinnert und hin und wieder auch an die "Spring" LP von DIE HAUT, was aber natürlich am rein instrumentalen Charakter liegt.

Vor allem aber auch, weil es hier wie da gelingt, bei elf Songs ohne Gesang auszukommen, ohne mich zu langweilen, dass auch und gerade vor dem Hintergrund, dass ich dennoch den Charakter der Singles vorgezogen habe.

(50:58) (07/10)