DIO

Holy Diver CD

1983. Mein bester Freund und ich saßen bei ihm im Zimmer, erfreuten uns an seiner neuen Stereoanlage und hörten die Platten seines Bruders: David Bowie, Joe Jackson, DIRE STRAITS - und DIO. Eine krude Mischung, aber wir nahmen, was wir kriegen konnten, und aus heutiger Sicht war das eine ganze Menge.

DIO freilich war im Vergleich zu dem, was wir sonst so hörten, schon richtig harter Stoff, wobei "hart" als Urteil über diese Platte freilich auch heutiger Sicht als nicht so ganz angemessen erscheint.

Und vielleicht hätte ich das damals, hätte ich da schon DISCHARGE gehört, auch anders gesehen, aber egal. DIO, das war hart und gefährlich und beinahe etwas zu prollig für uns Gymnasiasten, denn mit den Kutten tragenden Metallern wollten wir nix zu tun haben.

Aber verdammt, "Holy diver", der Titelsong und auf Platz zwei des Albums gesetzt, war schon verdammt großartig und ist es heute noch. Ronnie James Dio, wie der Chef der Formation in ganzer Pracht heißt, hatte zuvor schon eine beachtliche Karriere hingelegt, erst bei RAINBOW (auf deren "Rising"-Album), dann bei BLACK SABBATH (das Spätwerk "Heaven And Hell" von 1980), und jetzt wollte er es eben solo wissen.

Neun Songs waren und sind auf dem jetzt in remasterter Form neu aufgelegten Album enthalten, und Shit, wenn man von Hardrock spricht, dann meint man Musik, wie sie hier enthalten ist. Pumpendes, wuchtiges Schlagzeug, screamiger Gesang mit Tremolo, melodiöses Gitarrenspiel ohne viel Genudel, und das Ganze in absolut trockener, schnörkelloser Produktion, wie man sie heute kaum noch zu hören bekommt, in Zeiten, da jede dahergelaufene Metalcore-Band sich in Bodybuildermanier aufblasen lässt.

Kompakt und knackig, so lässt sich "Holy Diver" beschreiben, und wenn sich mir an verschiedenen Stellen doch die Haare aufzustellen beginnen, so ist das wohl eine Mischung aus Gänsehaut und peinlicher Berührtheit, wobei das sicher auch was mit dem Fantasy-Cover zu tun hat, Teufel, Pfarrer und so, der Titel kommt ja nicht von ungefähr.

Die Neuauflage des Klassikers, den man ja eigentlich als LP besitzen muss, kommt mit einem dicken Booklet mit ausführlicher History sowie reichlich Fotos, und der Bonustrack ist ein Interview mit dem Meister, geführt 2005.

So, und jetzt Augen zu und durch ... (76:10) (09/10)