REFUSED

Refused Are Fucking Dead DVD

Es fällt mir schwer, diese DVD in wenigen Worten abzuhandeln und zu beschreiben, weil ich nicht denke, dass man in einem Artikel die Intensität und die Tiefe, die diese Dokumentation der letzten Tage von REFUSED transportiert, in geschriebene Worte fassen kann.

Kurzum, ohne dass ich diese Rezension als Werbemittel nutzen will - man muss "Refused Are Fucking Dead" selber sehen, um sich ein Bild von diesem Werk machen zu können. Zunächst finde ich es toll, dass der einstige REFUSED-Gitarrist und "Refused Are Fucking Dead"-Regisseur Kristofer Steen eine Dokumentation gedreht haben, die vernichtend ehrlich ist, die nichts beschönigt und die in Zeiten von haufenweise glamourösen Band-DVDs alles ist, nur keine Selbstbeweihräucherung einer Band, die (Hardcore-)Geschichte schrieb.

Man kann "Refused Are Fucking Dead" in zwei Dimensionen betrachten. Erstens die inhaltliche, die zeigt, wie krisengeschüttelt diese Band gegen Ende war und wie sehr persönliche Zerwürfnisse den REFUSED-Mitgliedern das Leben in der Band schwer machten.

Um diese zu verdeutlichen, hat Kristofer Steen mit allen seinen einstigen Bandkollegen Interviews geführt, die größtenteils eine brutale Ernüchterung über den Zustand dieser Band ans Tageslicht kehren.

Ich für meinen Teil habe REFUSED spät entdeckt und in dem Glauben gelebt, die Band hätte ein durch "The Shape Of Punk To Come" ausgelöstes, schlagartiges Medieninteresse nicht ausgehalten und sich deswegen aufgelöst.

Die Interviews, beziehungsweise die Dokumentation als Ganzes, widerlegen diese Vorstellung und zeigen, dass die Band zu Zeiten der Auflösung kaum Medienecho erhielt. Ferner legen Dennis Lyxzen, Jon Brännström und David Sandström dar, dass sie selbst hohe Erwartungen an den Erfolg der Band hatten und dass die Nichtbefriedigung dieser, in Verbindung mit pausenlosem Touren, schließlich zu den persönlichen Zerwürfnissen und dann zur Implosion von REFUSED führte.

Dass "Refused Are Fucking Dead" damit beginnt, wie die Band an ihrem letzten Auftrittsort, einem Keller in Virginia, ankommt, die Bandmitglieder kaum miteinander reden und die Show abends schließlich von den Cops gestürmt wird, setzt bereits den tragischen Grundton dieses Films.

Die zweite Dimension dieser DVD ist die künstlerische. Sie zu betonen ist mir wichtig, weil Kristofer Steen großen Wert darauf gelegt hat, die Ernsthaftigkeit und die persönliche Ebene dieses Films zu untermalen.

Eine Pianomelodie begleitet die Einführung in den Film und die Interview- sowie die Filmpassagen, die ein Sprecher kommentiert, während die zwischen diese Passagen geschnittenen Live-Szenen natürlich vom REFUSED-Sound leben.

Einen zweiten Kontrast schafft Steen dadurch, dass der Film zwischen auf Englisch und auf Schwedisch erzählten Szenen wechselt. Anfänglich wirkt dies zwar irritierend, wenn man sich aber erst mal an den Film und die nahe gehende, weil extrem persönliche Wirkung der Dokumentation, gewöhnt hat, passt auch dies sehr gut und etwaige Sprachbarrieren können durch die Untertitel-Funktion spielend überwunden werden.

Die vereinzelt auftauchenden Landschaftsbilder fügen sich außerdem gut in das Gesamtbild ein. Alles in allem ist diese DVD, auf der man neben der großartigen Dokumentation auch Livemitschnitte und Videoclips von REFUSED sehen kann, sehr beeindruckend.

Die schonungslose Ehrlichkeit, mit der die einzelnen Bandmitglieder die letzten Bandtage reflektieren und die filmkünstlerische Untermalung des Filmes, greifen hervorragend ineinander. Es gibt wenige Band-DVDs dieser Art - die, die es gibt, sind aber meistens wirklich gut.

Aber selbst von diesen hebt sich "Refused Are Fucking Dead" ab und setzt in meinen Augen einen neuen Standard. (10/10)