JINGO DE LUNCH

The Independent Years CD

Na endlich, das wurde auch Zeit: Altes Vinyl soll man schonen, da fiel es zunehmend schwer, seinen Besuchern schwärmend die "Perpetuum Mobile"-LP aufzulegen, die, 1987 auf We Bite erschienen, seinerzeit neben BAD RELIGIONs "Suffer" zum absoluten Konsensalbum geworden war.

Irgendwie war der Sound der Berliner Band um die Ausnahme-Frontfrau und Exil-Amerikanerin Yvonne Ducksworth das Gegenstück zu den SPERMBIRDS, war ihr melodiöser, packender Hardcore/Rock ähnlich "undeutsch", und das war genau das, was wir damals hören wollten.

Wenn DAG NASTY, BAD BRAINS ("Pay to cum" wurde mal gecovert) oder GOVERNMENT ISSUE schon nicht greifbar waren, dann bitte Jingo, die übrigens aus den auch nicht ganz unbekannten Hardcore-Bands COMBAT NOT CONFORM und MANSON YOUTH hervorgegangen waren.

In einer Zeit, da leider viele Punk- und Hardcore-Platten noch unter recht mieser Produktion litten, überraschte "Perpetuum Mobile" durch ausgesprochen knackigen Sound, und so klingen die Songs auch heute kein Stück angejahrt.

Nach dem Debüt folgte die "Cursed Earth"-EP auf Bonzen Records, aufgenommen mit beim Berliner Senatsrockwettbewerb (das nahm man damals noch ernst!) gewonnener Studiozeit, und die war so limitiert, dass sie ruckzuck ausverkauft war.

Und kurz darauf kam dann schon Longplayer Nr. 2, "Axe To Grind" auf Hellhound, mit dem sie so richtig erfolgreich wurden, woraus 1990 ein Deal beim Major Polydor resultierte - und das war auch der Punkt, an dem ich ihnen untreu wurde, das Interesse verlor.

Drei weitere Alben veröffentlichten sie bis zum Split 1996, tourten ständig - und standen im Sommer 2006 nach zehn Jahren wieder zusammen auf der Bühne. Im September steht ihre erste Tour seit Split und Reunion an, und passend dazu gibt's jetzt die ultimative Zusammenstellung der "Independent Years", also der drei essentiellen ersten Releases, inklusive meiner Faves "Peace of mind", "Jingo" und "What you see".

Ein wichtiges Dokument deutscher Hardcore-History. (67:22) (10)