NORMAHL

Voll Assi CD / Sonne im Dezember MCD

Auf NORMAHL ist traurigerweise Verlass. Seit über 25 Jahren ziehen die Deutschpunker aus der Nähe Stuttgarts mit kurzer Unterbrechung ihr Ding durch, sind damit sogar semi-erfolgreich und für manch jungen Schlappiroträger die B-Seite von EXPLOITED.

Man könnte für solche Konsequenz Respekt aufbringen und ihnen immerhin zugute halten, dass sie sich in all den Jahren nicht signifikant verändert haben, ich kann aber auch ehrlich sein und ihnen genau das vorwerfen.

Man könnte ihnen positiv anrechnen, dass sie nicht, wie viele andere, mit jeder neuen Platte immer schlechter werden, in meinen Augen waren NORMAHL aber schon immer eine so unterdurchschnittliche und völlig redundante Band, dass eine Verschlimmerung meiner Meinung nach gar nicht möglich scheint.

Das mag jetzt alles noch als Geschmackssache durchgehen, eine tiefere Beschäftigung mit NORMAHLs neuem Album "Voll Assi" wirft dennoch die Frage auf, was sich eine Band, die aus Enddreißigern und -vierzigern besteht - worauf das Bandinfo ganz ausdrücklich hinweist - mit so einem Machwerk gedacht hat.

Entweder lachen die vier erwachsenen Männer selbst laut auf, wenn sie sich ihre Lieder anhören und amüsieren sich über ihren gelungenen Streich - so wie es die KASSIERER tun, wobei ich deren Intellekt NORMAHL nicht zutraue - oder sie freuen sich über jeden Euro, den sie den dreizehnjährigen Nachwuchspunkern, die ihren Kram kaufen, aus der Tasche gezogen haben, und schämen sich eventuell ein kleines bisschen.

Egal, was davon zutreffen mag und wer genau da verarscht wird, ernst meinen kann man so etwas wie "Voll Assi" einfach nicht. Falls doch, haben NORMAHL mein vollstes Mitleid. Wobei ich nicht weiß, was schlimmer wäre, eine Verarschung ihrer Kunden oder dass das hier wirklich deren voller Ernst ist.

Denn debiler als hier geht es kaum. Eine Textzeile wie "Friss und stirb scheiß Bullen-Staat" aus dem Mund eines Mannes, der der Adoleszenz lange entwachsen ist, ist einfach nur peinlich. Auch ein Lied "Ding Dong Punk Rock Song" zu betitelten und dann textlich außer dieser Zeile und ein paar miesen Reimen zum Thema Suff nichts weiter zu bieten, zeugt nicht wirklich von Subtilität.

Und den alten STRASSENJUNGS-Song "Ich brauch mein Suff" völlig unironisch und ohne jedes Augenzwinkern zu covern, ist hier wirklich bezeichnend. Musikalisch pendeln NORMAHL auf "Voll Assi" zwischen klischeehaftem Deutschpunk nach bewährtem Schema und so einer Art Schunkelpunk, der nicht selten an deutschen Schlager erinnert.

Dann auch immer mit Tendenz zum balladesken, wie bei der Singleauskopplung "Sonne im Dezember", die ihnen eventuell ein ganz neues Publikum bescheren könnte, welches sich im selben Alter befindet wie die Bandmitglieder selbst.

Schlimm, ganz schlimm. Schön dagegen der Albumtitel, mit dem NORMAHL sich selbst nicht treffender hätten bezeichnen können. Denn die Abkürzung für asozial lautet immer noch "asi", ein "Assi" dagegen ist ein Assistent.

Und zu mehr als einem Assistenten-Dasein in der Geschichte des deutschen Punkrocks haben es NORMAHL nie gebracht. Die Punkte gibt's für die zweifelsfrei vorhandene musikalische Fähigkeit hard (sic!) zu rocken und für die dickköpfige Beharrlichkeit.

(02/10)