PORCUPINE TREE

Lightbulb Sun

So richtig an Rereleases erfreuen kann man sich eigentlich nur, wenn man das Teil nicht bereits schon mehrfach im Schrank stehen hat, weil es sich um die dritte CD-Version in zwei Jahren handelt, oder aber eben weil echter Mehrwert geboten wird.

PORCUPINE TREEs 2000er-Album "Lightbulb Sun" ist so ein bisschen von beidem, denn die Erstauflage der Platte war tatsächlich nur noch schwer zu kriegen, und wie bereits beim Vorgänger "Stupid Dream" von 1999 wurde diese Neuauflage ordentlich aufgepeppt, alleine schon bezüglich der Klangqualität, die extrem transparent und akzentuiert daherkommt.

Als PORCUPINE TREE-Gelegenheitshörer war mir diese Tatsache allerdings nicht bewusst und "Lightbulb Sun" bisher auch noch nicht so recht ins Bewusstsein vorgedrungen, wobei die grundsätzliche Ausrichtung von Steven Wilsons Songwriting natürlich bekannt ist: modern aufgepeppter Progrock à la PINK FLOYD und KING CRIMSON, versehen mit angenehm eingängiger Melodiösität.

Wer die späteren rockigeren PORCUPINE TREE schätzt beziehungsweise ihre etwas direkteren Konzerte, wird "Lightbulb Sun" wohl im ersten Moment als etwas lasch empfinden, denn Wilson erinnert in den ruhigen akustischen Momenten verstärkt an sein verpopptes Projekt NO-MAN zusammen mit Tim Bowness.

"Four chords that made a million" und "Shesmovedon" mögen dabei noch die geradlinigsten und rockigsten Tracks sein, ansonsten zeichnet "Lightbulb Sun" entweder ein erstaunlich verspieltes Pop-Feeling aus, oder vertrackt trippige Momente, die sich immer wieder elegant und atmosphärisch steigern können, um dann wieder in sich zusammenzufallen, ohne dabei dem generell majestätischen Sound der Platte etwas von seiner Kraft zu rauben.

Wie das meiste, was Wilson anpackt, ist auch "Lightbulb Sun" ein ungemein ästhetisches, kunstvolles Rockalbum, das den Bogen spannt zwischen eingängigem Pop und improvisierter Jamsession und von dessen Vielschichtigkeit man als Hörer lange etwas hat.

Alleine schon durch den wundervoll melancholischen letzten Song "Feel so low" oder das 13-minütige kantige Epos "Russia on ice", das dann allerdings erst auf dem "Warszawa"-Live-Album in voller Blüte erstrahlte, ebenso wie "Lightbulb sun", "Hatesong", "Where we would be" und "Shesmovedon".

Die Bonus-DVD ist dann eine nette Dreingabe für Techniknerds, aber bringt mir persönlich nicht allzu viel, denn da findet sich das Album komplett im 5.1-Mix, ebenso wie die zusätzlichen Tracks "Disappear", "Buying new soul" und "Cure for optimism", die allerdings auch auf "Recordings" enthalten sind, von der dieses Jahr auch noch ein Rerelease anstehen soll.

Auf jeden Fall ein wichtiges Album im Gesamtwerk von PORCUPINE TREE, auch wenn es vielleicht nicht ganz die Geschlossenheit des Vorgängers "Stupid Dream" erreicht. (9)