BEATPOETEN

Man müsste Klavier spielen können

Früher haben sich alle, die gern über Sinn und Unsinn diverser Auswüchse der Popkultur philosophiert haben, wie Bolle gefreut, wenn die GOLDENEN ZITRONEN ein neues Album raugebracht haben. Denn da wurde alles, was einem selber tagesaktuell auf die Nerven ging, in einem hübschen DaDa-Kontext song- und textmäßig weggeätzt.

Nun sind die Zitronen nicht mehr ganz so jung, machen mittlerweile gern mal in Hochkultur und sind für den alles in Frage stellenden Nachwuchs vielleicht auch nicht mehr so ganz nah dran.

Da braucht es wohl Ersatz und den könnten eventuell die BEATPOETEN bringen. Ok, der Name klingt ganz schrecklich nach Lesebühne in der Provinz (wo sie sich regelmäßig rumtreiben), aber ansonsten nimmt man Egge und Carlos schon ab, dass sie bestimmt schon mal von Schorsch Kamerun, DEICHKIND oder EGOTRONIC gehört haben.

Die Platte mit dem Klavierwunsch ist allerdings im einiges windschnittiger als die Zitronen es je waren, was aber nur zeigt, dass diese beiden Typen ihr Handwerkszeug wie Drumcomputer, Synthie und eventuell auch MIDI-Tastatur sehr gut beherrschen.

Textmäßig ist das gar nicht so schlecht, man nölt gegen alles, was das vernetzte Leben so an Unsinn heutzutage mitbringt (bester Songtitel seit Monaten: „Auf meinem Profil wird nur Werbung gepostet“) und in Worte gefasst klingt das zuweilen auch nach einer Elektroparty, die gleichzeitig mit einem Poetry Slam stattfindet.

Da dürfen die Lyrics auch gern mal Brüche en masse aufweisen und ob die Dinge sich reimen müssen, ist den BEATPOETEN auch scheißegal – da ist man dann ganz bei dem Spirit, der mal Punk hieß.

Intro-Leser werden das wohl lieben, Ox-Nasen mit einer gewissen Offenheit wohl auch, denn da schwingt schon eine ganze Menge subversiver Spaß mit, der hübsch auf den Punkt gebracht wird. Wenn nur dieser Name nicht wäre.