SKAGBOYS

Irvine Welsh

„Skagboys“ spielt im Jahr 1984 und erzählt, wie die sympathischen Loser aus „Trainspotting“ und „Porno“ zum Heroin gekommen sind. In diesem Prequel sind sie natürlich alle dabei: Rents, Sick Boy, Spud, Begbie, Swanney, Tommy, Alison und so weiter – einzig „Juice“ Terry fehlt leider.

Welshs Auseinandersetzung mit dem politischen Klassenkampf der Thatcher-Jahre war bereits in seinen letzten Romanen ein wesentlicher Bestandteil und wird hier weiter intensiviert. Ich halte den Autor für einen der größten Lyriker der letzten zwanzig Jahre, besonders seine überbordende Moralität im Sinne von „Am Ende bekommt jeder das, was er verdient“ ist herausragend.

Und natürlich sein einzigartiger Humor, der auch bei „Skagboys“ dazu geführt hat, dass ich wiederholt vor Lachen beinahe aus dem Bett gefallen bin. Getreu der Weisheit „Es ist immer erst ein wenig bewölkt, bevor die Sonne rauskommt“, die Sick Boy im Roman äußert, gibt es aber auch Anlass zu leiser Kritik: Die Abkehr vom langjährigen Übersetzer-Duo Clara Drechsler und Harald Hellmann hin zu Daniel Müller gibt der deutschen Übersetzung einen faden Beigeschmack.

Denn Müller hat das Buch sprachlich spürbar entschärft. So wird „Cunt“ inzwischen schlimmstenfalls mit „Wichser“ übersetzt, was dem Slang kranker Figuren wie Begbie nicht gerecht wird und sich unecht anfühlt.

Und Worte wie „Mumu“ und „Bammel“ für die primären männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane zu verwenden, ist schlicht peinlich. Hier hat auch das Lektorat geschlafen. Aber das ist Klagen auf hohem Niveau, denn Welsh ist mit „Skagboys“ ein weiteres Meisterwerk gelungen, welches zwar „Porno“ nicht vom Thron verdrängen kann, aber auf einer Höhe mit „Klebstoff“ einzuordnen ist.