ÜBER POPMUSIK

Diedrich Diederichsen

Diedrich Diederichsen ist ein „Mehr noch“-Typ. Warum? Weil Diedrich Diederichsen ein Gott des Musikjournalismus ist. Mehr noch: der Gott des Musikjournalismus schlechthin. Mehr noch: der Gott der Pop- und der Kunsttheorie schlechthin.

An zig Universitäten lauschen die angehenden Experten und Bereits-Experte-Experten seinen Ausführungen. Musikmagazine huldigen ihm – nicht zuletzt die Spex, für die er lange schrieb. Und jetzt jubeln sie: Hurra, der Gott hat endlich seine eigene Bibel geschrieben.

Über Popmusik. Das hat ja noch nichtmal Gott selber hinbekommen. Also der richtige jetzt. Der hat sie schreiben lassen. Und dank Diederichsen werden wir nun endlich erfahren, warum die Popmusik uns seit über fünfzig Jahren fest im Griff hat.

Warum Elvis und die BEATLES und die Rock and Roll Hall of Fame für uns wichtiger sind als der Rest der Welt. Aber dann schlägt man das Buch auf und liest. Eine Seite, zehn, fünfzig. Und dann merkt man: Hier passiert nichts.

Zumindest nichts, was popkulturhistorisch von Belang wäre. Diederichsen, der Gott und „Mehr noch“-Typ, verliert sich in Orgien des Philosophierens und Theoretisierens über etwas, das doch ganz simpel ist.

Denn Popmusik hat nichts mit einem Schmöker von der Dicke eines Backsteins zu tun. Und auch nichts mit der fünfhunderttausendsten Feststellung, dass sich eine Subkultur, wie etwa die des Punk, selber getötet hätte.

Nein. Popmusik ist ganz einfach Musik, die in ihrer Urform mit Physis einhergeht und das Aufbegehren gegen Regeln zum Sinn hat. Dass sie mittlerweile ob ihres Alters und der zigfachen Ausprägung an Radikalität verloren hat, das liegt in der Natur der Sache.

Denn Dinge ändern sich. Auch Popmusik. Dafür muss niemand studiert haben.