BLITZKRIEG DER LIEBE

Petteri Tikkanen

„Blitzkrieg der Liebe“ macht schon rein optisch was her: Eine dicke Hardcoverausgabe im A5-Format mit stoffumspanntem Buchrücken. Dazu vier jeweils einfarbig in pink, olivgrün, blaugrau und grau kolorierte Kapitel mit maximal vier Bildern pro Seite, die Bilder selbst schnörkellos, aber dennoch ausdrucksstark.

Das scheint Autor/Zeichner Petteri Tikkanen tatsächlich bis ins letzte Detail durchdacht zu haben. Auch die Handlung erschöpft sich nicht auf eine Ebene, sondern erzählt neben dem Hauptstrang des Aufwachsens eines finnischen Jungen namens Eero im Vorbeistreifen auch die Geschichte des alkoholkranken Vaters, der gelangweilten Mutter und des Großvaters mit der nie vollständig verarbeiteten Nazivergangenheit.

Und das – dieses Kunststück gelingt nur sehr, sehr wenigen – wirklich gänzlich, ohne sentimental zu werden, mit nur wenigen, oft aber auch vollkommen ohne Worte. Tatsächlich fühlt man sich auf diese Weise in die eigene Pubertät zurückkatapultiert, einer Zeit großer Gefühle ohne passende sprachliche Entsprechung.

Es verwundert daher nicht weiter, dass Tikkanen dafür den Finlandia Comics Prize erhalten hat. Nach der Lektüre dieses Buches dämmert mir langsam, dass es in Finnland auch Comics jenseits der Mumins gibt ...

Bleibt zu hoffen, dass bald noch ähnlich ansprechende Titel auf Deutsch erscheinen werden. Es ist jedenfalls noch genügend Potential vorhanden, wie der 2014 frisch bei Reprodukt erschienene „Comic Atlas Finnland“ zeigt.

Was Tikkanen über das Zeichnen hinaus noch so treibt? Sich seiner Garagemetalpunkhybrid-Band SUPO widmen zum Beispiel. Oder als BLACK PEIDER im Wrestlinganzug auftreten und sich dabei von einem Schlagzeuger im Ninjakostüm begleiten lassen.

Passende Comicstrips gibt es dazu natürlich auch. Hm, ja.