LEHNEN

Reaching Over Ice And Waves

Der „Leiser“-Button meines mp3-Players ist vor einer Weile kaputt gegangen; wenn ich nun unterwegs Musik hören will, muss ich mich zwischen einer Unterdrückung dieses Wunsches oder sehr hoher Lautstärke entscheiden.

Was die im Zug neben einem sitzende Person wohl nicht sehr freut, ist das perfekte Szenario für den Erstkontakt mit „Reaching Over Ice And Waves“. Beim vierten Studioalbum der halb amerikanischen, halb österreichischen Band aus Wien handelt es sich nämlich um Post-Rock von seiner brachialeren Seite: da verbinden sich anfänglich sphärische Klänge mit mächtigen Gitarrenwänden und Noise-Kaskaden; der Sound erinnert an GOD IS AN ASTRONAUT im besten Sinn, nur energischer und mit weniger Sonnenaufgang-Feeling.

Besonders spannend ist die Komposition „Horsetooth“: hier werden Emo-Gesangslinien, die die meisten anderen Bands wohl mit twinkly Gitarrenspielereien unterlegt hätte, gepaart mit bombastischen Klangmauern.

Lärm ist bei LEHNEN nie die Verweigerung von Melodie, sondern vielmehr ein Komplement, mit dem gemeinsam sich umso spannendere klangliche Ebenen erklimmen lassen. Ein Juwel der Wiener Musikszene.