20 Jahre Später: MCLUSKY

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Do Dallas (CD/LP, Too Pure, 2002)

Es ist erfrischend, wie es drei angepisste Typen innerhalb von nicht einmal zwei Minuten fertigbringen, eine diebische Freude am Hass zu artikulieren, die herrlich ansteckend ist. „Lightsabre cocksucking blues“ ist eine ekstatische Hymne auf einen gereizten Geisteszustand, dem die desolate Gesamtlage komplett egal ist. McLUSKY katapultieren den in den Achtziger Jahren in Form gegossenen Noiserock ins 21. Jahrhundert. Dröhnend, laut und parolenhaft hält „Do Dallas“ der Gesellschaft einen in eintausend Teile zerbrochenen Spiegel vor, auf den McLUSKY gemeine Songzeilen gekritzelt haben: „The gun’s in my hand and I know it looks bad / But believe me I’m innocent.“ Wer’s glaubt ... „Collagen rock“ nimmt die Underground-Musik-Szene höhnisch auseinander („One of those bands got paid I heard / One of those bands got fake tits“). „Day of the deadringers“ ist unbarmherzig bis aufs Blut: „In the midst of all the killing and skineating / We forgot about the loving / If I had to choose a woman then I think I’d choose religion“. Es ist ein fast körperlich spürbarer Zynismus, der „Do Dallas“ umweht, und der nur im Bewusstsein seiner eigenen Bedeutungslosigkeit formuliert werden kann. Diesem tristen Eingeständnis setzen McLUSKY nicht nur textlich, sondern auch musikalisch ein Denkmal und geben einem Gefühl Ausdruck, das eigentlich noch viel verbreiteter sein müsste: nihilistische Wut. Der Gesang ist nölig, eingeschnappt und hysterisch. Instrumental stellen die drei Waliser dieser Haltung einen wüsten, scheppernden Sound zur Seite. Durch sein Sound Engineering setzt Steve Albini dem rohen, dissonanten Klotz „Do Dallas“ eine rostige Metallkrone auf, die von dem Trio ohne eine Miene zu verziehen genüsslich und malmend zerkaut wird. Mit diesem schelmischen und schlitzohrigen Noiserock-Pessimismus kennt sich der Mitbegründer von SHELLAC und BIG BLACK aus. Nach einem unbeachteten Debüt und „Do Dallas“ veröffentlichte das Trio zwei Jahre später noch das hübsch betitelte „The Difference Between You And Me Is That I’m Not On Fire“. Danach war’s zu Ende mit McLUSKY, die von 1996 bis 2005 aktiv waren – „To hell with good intentions.“ Im Anschluss gründeten Andy Falkous und Drummer Jack Egglestone FUTURE OF THE LEFT. Der Bassist Jon Chapple wanderte nach Australien aus und widmete sich SHOOTING AT UNARMED MEN und POOR PEOPLE. Doch mittlerweile gibt es wieder Konzert-Aktivitäten. Falls McLUSKY noch etwas Neues in petto haben sollten: Man mag sich gar nicht ausdenken, wie diese drei Kotzbrocken den Brexit und die aktuelle gesellschaftliche Lage beurteilen. Recht würde man ihnen aber bereits im Vorhinein geben.