40 Jahre später: KFC

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„... letzte Hoffnung (LP, Schallmauer, 1981)

„Stumpf ist Trumpf“ heißt ein KFC-Titel auf dem 1980 veröffentlichten „Schallmauer“-Sampler. Der Name der 1978 von Tommi Stumpff und dem späteren DIE TOTEN HOSEN-Schlagzeuger und Filmemacher Trini Trimpop in Düsseldorf gegründeten „Band mit den kürzesten Schwänzen“ stand wahlweise für „Katholischer Fanfarenchor“ oder „Kriminalitätsförderungsclub“, wobei letzteres die Sache wohl am besten trifft. Bundesweit bekannt wurde die Band vor allem durch ihre überzeugende Punkrock-Show bei dem von Alfred Hilsberg organisierten „In die Zukunft“-Festival 1979 in der Hamburger Markthalle. Spätere Konzerte endeten oft mit gewalttätigen Auseinandersetzungen. Mit ihrem provokanten Auftreten und entsprechender Härte gegen das Publikum und sich selbst „erspielte“ sich die vierköpfige Band, bestehend aus Sänger Tommi Stumpff sowie Micki Matschkopf, Fritz Fotze und Käpt’n Nuss, nicht nur ein Krawall-Image, sondern zog logischerweise auch ein entsprechendes Publikum an. Als selbsternannte Outlaws gab es Provokationen ohne Ende: das Albumcover mit einem NSDAP-Wahlplakat, statt Hitler mit dem Schriftzug „der KFC“, das rote Songtextinlay zeigt ein abgewandeltes NS-Propagandaplakat („Entartete Musik“). In dem Song „Bremen 80“ werden die Ereignisse rund um die erste öffentliche Gelöbnisfeier außerhalb einer Kaserne am 06.05.1980 im Bremer Weserstadion verarbeitet (mit heftigen Gegenprotesten, gewaltsamen Ausschreitungen und einer Straßenschlacht), indem hier die Bundeswehr mit der faschistischen Wehrmacht gleichgesetzt wird. Einige vermuteten hier eine rechte Gesinnung, aber der KFC hatte auch hierfür eine Antwort parat: „Alles Vollidioten, tagein tagaus / Sie wissen, für sie ist es längst aus“ („Letzte Hoffnung“ – mit Hitler O-Ton). Songs wie „U-Haft“ – „Letzte Nacht hatten wir das Labern satt / Wir wollten den Teds auf die Fresse hauen / Statt immer nur abzuhauen.“ – oder „Kein Paradies“ – „Wir schlagen zurück und alles geht kaputt / Es gibt kein Paradies“ – wurden besonders durch die Mitsingrefrains „Wir sitzen in der U-Haft“ und „Im Himmel gibt’s kein Bier / Darum trinken wir es hier“ zu Klassikern. Musikalisch gibt es neben Pogo etwas Flamenco, psychedelische Klänge und viel Frust, ausgedrückt in den mitunter derbe anmutenden Texten: Gewalt, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Mein Favorit ist das Eröffnungsstück „Wie lange noch“ – „Ich bin nicht dumm, ich bin nicht schlau / Die Zeit geht an mir vorbei und wartet nicht auf mich ... / Wie lange noch, ich warte immer noch ... / Und ich glaube nichts / Keiner Meinung, keiner Drohung / Ich weiß keine Fragen / Ich weiß nicht mal nichts / Wie lange noch“. Ein zeitloser Klassiker.