40 Jahre später: SLIME

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Yankees raus (LP, Aggressive Rockproduktionen, 1982)

Kurz nach der Veröffentlichung der ersten SLIME-LP kam es zum Bruch innerhalb der Band. Schlagzeuger Peter musste die Band aufgrund seiner massiven Alkoholprobleme verlassen und wurde durch Stefan Mahler ersetzt, der schon an der ersten LP beteiligt gewesen war. In den Raubbau Studios wurde dann die zweite LP aufgenommen. Die Erfahrungen mit der ersten Platte, deren deutschsprachige Songs besser angenommen worden waren, führten dazu, dass SLIME nun nur noch deutsche und auch vor allem persönlichere Texte schrieben. Der Titeltrack, von Elf noch als „Yankees out“ verfasst, hieß nun „Yankees raus“ und kritisierte scharf die US-amerikanische Politik, denn diese stand für alles, was Elf als Antifaschist verachtete, wie er im Buch „Slime. Deutschland muss sterben“ ausführt. Der Song brachte die ganze Wut auf die USA auf den Punkt. Der Vietnamkrieg, der von den USA massiv unterstützte Putsch in Chile am 11. September 1973, die Ermordung des gewählten chilenischen Präsidenten Salvador Allende und das Bekanntwerden, dass von den USA trainierte Todesschwadronen in El Salvador schwere Verbrechen an der Zivilbevölkerung begingen, waren nur einige der Gründe für die harte Abrechnung mit den USA. Mit diesem Song sprachen SLIME einer Punk-Generation aus der Seele. Genauso wie mit „Alptraum“, einem der bekanntesten und vielleicht auch einem der besten Songs der Hamburger. Der Text malt das düstere und apokalyptische Bild des Kalten Krieges, die ständige Bedrohung durch einen nuklearen Erstschlag, egal von welcher Seite, sei es NATO oder Warschauer Pakt, die Angst vor einem neuen Weltkrieg und die damit verbundene Endzeitstimmung, das Gefühl, dass die Welt früher oder später im Hagel der Nuklearraketen untergeht. SLIME trafen mit ihren Texten und auch ihrem Punkrock den Nerv der Zeit. Sie übten massive Konsumkritik wie bei „Kauf oder stirb“, sangen über die Sinnlosigkeit des Wehrdienstes wie bei „Bundeswehr“ oder das Verhalten der Bullen und der Justiz wie in „Gerechtigkeit“. Mit „Legal – illegal – scheißegal“ gab es dann wieder einen Polit-Parolen-Smashhit. Und bei „Nichts“ bekommt die Neue Deutsche Welle ihr Fett weg, wenn die Band zu einer Trommel die ersten Zeilen von „Radio“ von NICHTS mit verstellten Stimmen im Chor „singt“. Mit „Wenn der Himmel brennt“ endet die Platte, und wenn SLIME dann singen „Nichts hat sich geändert, nur die Namen sind verschieden“, so wirkt das vierzig Jahre später schon fast prophetisch. Trotz des leider doch sehr dumpfen Sounds finden sich auf „Yankees raus“ einige der großartigsten Hits der Band, die leider nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt haben.