45 Jahre später: PATTI SMITH

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Horses (LP, Arista, 1975)

Zwei Jahre nach der Eröffnung des legendären Clubs CBGB’s kam Patti Smiths Debütalbum „Horses“ in die Läden und sorgte für Aufsehen. Viele beschrieben das Album als Türöffner für kommende Female-fronted-Punkrock-Bands. Viv Albertine von den SLITS beschreibt in ihrem Buch „A Typical Girl“, wie sie das Album beim ersten Hören wahrgenommen hat: „Patti Smith wirbelt durch Bewusstseinsströme, stürzt Kopfüber in Poesie und löst sich auf in Sex. [...] Sie ist eine Frau, die es wagt, alles rauszulassen, vor allen anderen, sie stellt sich völlig ungeschützt hin und riskiert es, voll auf die Schnauze zu fliegen.“ Das bringt es auf den Punkt! Schon mit der ersten Hälfte des Albums zeigt Smith besonders bei Songs wie „Gloria“ und „Free money“, was in ihr steckt. Langsam aufbauend schafft sie es, in beiden Stücken so viel Spannung aufzubauen, dass einen die Energie nur so mitreißt, wenn die Höhepunkte der Stücke erreicht sind. Voller Leidenschaft, Dynamik und Poesie katapultiert Smith sich in deinen Kopf und ich verspreche dir: da bleibt sie auch erst mal. „Horses“ ist von vorne bis hinten sowohl textlich als auch musikalisch ein Meisterwerk. Sie schafft es, ihre Musik so abwechslungsreich zu gestalten, dass zwischen höchster Euphorie wie in „Gloria“ bis hin zu tiefster Dramatik wie in „Break it up“ alles vertreten ist. „Free money“ beginnt in jeder Hinsicht ziemlich melodramatisch, aber mitreißend. Wenn man nicht darauf achtet, wird hier Stück für Stück das Tempo angezogen und, ohne es zu merken, befinden wir uns in einem handfesten Punkrock-Song à la Patti Smith, der sich nach einer kurzen eindrücklichen Bridge frei entfaltet und aufs Ganze geht – sich seinen Träumen sowohl textlich als auch musikalisch hingibt. Produziert wurde „Horses“ von VELVET UNDERGROUND-Mitbegründer John Cale. Das trug mit Sicherheit ebenfalls dazu bei, dass dieses Album so überragend geworden ist. Erwähnenswert ist ebenfalls, dass das Coverbild, eine Schwarzweißfotografie von Patti Smith, von Robert Mapplethorpe stammt. Mapplethorpe ist zu diesem Zeitpunkt bereits ein langjähriger und enger Freund Patti Smiths, die einen langen gemeinsamen Weg hinter sich brachten. Patti Smith war mit Sicherheit nicht nur für Viv Albertine ein Vorbild, sich der Musik hinzugeben, sondern trug auch unmittelbar dazu bei, dass wir so viele großartige Female-fronted-Punkbands haben – und dazu noch die ganzen anderen Patti Smith-Alben. Wer bis jetzt nur „Because the night“ von Patti Smith kennt, sollte dringend nachholen, was bis jetzt verpasst wurde! Worauf wartest du? Auf zum nächsten Plattenladen!