DAS Z.

Foto© by Henning Lenertz

Die vier großen Mythen Eurer Bandkarriere

Außer Fußpilz gibt es nur wenige Dinge, die sich so hartnäckig halten, wie die folgenden Fehleinschätzungen, denen ihr regelmäßig zum Opfer fallt.

Viel hilft viel. Die Vorstellung, die eigene Hackfresse auf urbanen Plakatwänden, in Hochglanzmagazinen und im TV zu sehen, sorgt bei euch regelmäßig für feuchte Träume. Ihr nennt das dann „Promo“ und je mehr man davon hat, desto besser. Doch diese Art des flächendeckenden Werbe-Dauerfeuers wird niemanden dazu bewegen, euch auch nur einen Hauch von Aufmerksamkeit zu schenken. Unabhängig davon kann ohnehin keine Marketingmaßnahme der Welt euer eigentliches Problem lösen. Nämlich dass eure Band scheiße ist. Oder noch schlimmer: Mittelmaß.
Die anderen sind schuld. Immer. Jedes Mal, wenn in eurem Band-Universum etwas schiefläuft, wird als Erstes die Schuldfrage geklärt. Dabei ist es egal, ob es sich um schlechte Verkaufs-, Klick- oder Besucherzahlen handelt, um die miserable Finanzsituation innerhalb der Band oder euren konstant miesen Bühnensound – die Möglichkeit, dass es mit eurer eigenen Unfähigkeit, Faulheit oder dem chronischen Mangel an Talent zu tun haben könnte, wird schnell verworfen. Selbstkritik? Fehlanzeige.
Der Feind in meinem Bett. Und dann gibt es da diese Kapelle aus dem Nachbardorf, die euch irgendwie immer einen Schritt voraus ist. In eurer verzerrten Selbstwahrnehmung seid ihr ihnen natürlich künstlerisch haushoch überlegen. Deshalb ist es euch unerklärlich, dass der Jugendtreff bei ihnen aus allen Nähten platzt, während bei eurem Konzert mal wieder nur der Thekendienst und euer Mercher zuschauen. Eure monatelange Analyse, warum das so ist, lässt euch allerlei verquere Schlüsse ziehen. Die harte Realität ist jedoch recht einfach: Das Musikbusiness ist ungerecht. Darüber hinaus solltet ihr euch dringend mit dem Gedanken anfreunden, dass ihr nicht so geil seid, wie ihr euch selbst findet.
„... und dann haben wir’s geschafft!“ Die ewige Karotte vor der Nase. Ihr habt eine ganz konkrete Vorstellung davon, was passieren muss, damit ihr endgültig in den Olymp der Rockbands einzieht. Im Prinzip ist das ein guter Ansatz. Es ist durchaus hilfreich zu wissen, wo die Reise hingehen soll. Euer Problem ist aber, dass sich dieses epochale Endlevel jedes Mal in Luft auflöst, sobald ihr es erreicht habt. War es gestern noch euer großer Traum, irgendwann einmal auf Tour zu gehen, muss es heute schon eine Headliner-Tour durch 17 Länder sein. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass das tatsächlich klappt, ist es auf einmal das oberste Ziel, dass die Konzerte in 2,4 Sekunden ausverkauft sind. Euer Ehrgeiz in allen Ehren, wenn ihr nicht anfangt, das wertzuschätzen, was ihr in eurer jämmerlichen Bandkarriere hin und wieder erreicht, dann wird das ein kurzer und enorm frustrierender Ritt.