DAS Z.

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Der Bauchladen

Juhu, es geht wieder los. Auch wenn mir die vielen Tour-Ankündigungen jetzt schon ein wenig Angst machen (2022 wird der absolute Overkill und das meine ich nicht im positiven Sinne), freue ich mich doch darüber dass die Tourbusse wieder rollen. Und somit auch der Rubel, sofern ihr beim Verkauf eurer Merchandise-Artikel folgende kleinere und katastrophale Fehler vermeidet.

Too Much Too Soon.
Man muss nicht gleich bei der ersten Show im lokalen Jugendhaus mit 14 Shirt-Motiven, Windbreakern, Hoodies, limitierter Vinyl-Edition eures 2-Song Demos und Meet & Greet-Tickets aufkreuzen. Völlig verständlich, dass euch der Merchtisch eurer Lieblingsbands beeindruckt und ihr selbst als Fans das breite Angebot großzügig in Anspruch nehmt. Für eine kleine Band ist es aber komplett überzogen, so ein Battalion aufzufahren. Unabhängig davon heißt „mehr Artikel“ auch nicht automatisch „mehr Umsatz“. Ein Hauch von Qualität statt Quantität kann Leben retten.

Wer billig kauft, kauft doppelt. Nicht. Es ist nach wie vor erschreckend, auf welche Lappen Bands ihre belanglosen Merch-Designs drucken. Unabhängig davon, dass es euren Fans gegenüber saufrech ist, Textilien zu verkaufen, die nach dem ersten Mal Waschen bereits um die Hälfte eingegangen und verzogen sind, müssten eigentlich bei jedem die Alarmglocken (anstatt der Geldbeutel) klingeln, wenn man vom lokalen Merch-Drucker ein Shirt für 2,50 Euro angeboten bekommt. 2,50 Euro für ein Kleidungsstück heißt, dass irgendjemand irgendwo auf der Welt einen Job hat, der noch erbärmlicher ist, als eure Band-Existenz. Von der Vernichtung natürlicher Ressourcen ganz zu schweigen. Wenn man dann noch bedenkt, dass euer Bandmerch nach zweimaligem Tragen aufgrund seiner unterirdischen Qualität direkt im Müll landet, dann wirkt Bolsonaro auf einmal wie Paul Watson im Vergleich zu euch.

Provokante Designs. Selbst wenn man berücksichtigt, dass die meisten Fans eure Shirts im Vollsuff kaufen, macht es dennoch Sinn, ihnen nicht totalen Müll anzudrehen. Spätestens am nächsten Morgen beim Frühstück oder in der Schule werden sie auf eure maximal dummen Infantil-Slogans wie „Suck my fuck“, „Fuck your tits! Show me your cunt!“ oder „Ask your girl what my dick tastes like“ angesprochen. Ich verstehe, dass ihr es auch mal bei Lambgoat.com in die Kommentarspalte schaffen wollt, aber eure Shirt-Designs sind weder krass noch provozierend, sondern einfach nur saupeinlich.

Preise direkt aus der Hölle. Man muss ja nicht gleich BWL studiert haben, aber eine simple Preiskalkulation im Stil von „Hans kauft auf dem Markt 5 Äpfel zu je 1 Euro. Wie viele Äpfel muss er zu welchem Preis verkaufen, um am Ende 10 Euro zu verdienen?“ müsst ihr einfach draufhaben. Dazu muss man erstmal wissen, was eure Merchandise-Artikel im Einkauf kosten. Kleiner Tipp: Es ist mehr als nur die Textil- und Druckpreise. Solltet ihr dann noch so schlau sein und ein paar Nebenkosten wie Gaffa-Tape, Edding, Lagerung sowie die Erstellung eurer Designs mit einrechnen, dann kommt ihr am Ende auf einen realistischen Einkaufspreis, auf den ihr dann nur noch eure Wunsch-Marge aufschlagen müsst. Erschreckend, wie schnell man sich vom obligatorischen Kampfpreis von 12 Euro entfernt.

Mit Shirt-Trades in den Ruin. Was für eine wundervolle Idee. Bands tauschen ihre Shirts untereinander und representen sich dann gegenseitig. Großartig! In der Realität landen jedoch neunzig Prozent aller auf Tour getauschten Shirts direkt danach in der Altkleidersammlung. Eigentlich schade, schließlich hättet ihr mit dem Shirt auch Geld verdienen können, wenn ihr es an einen eurer drei Fans verkauft hättet. Das Argument, dass der Merch ja eh rumliegt, zählt im Übrigen nicht. Stellt beim nächsten Mal einfach eine geringere Stückzahl her, dann müsst ihr auch keine Devotionalien im Design eures vor vier Jahren erschienenen Albums verkaufen. Oder verschenken.

Ein Shirt sie zu knechten. Sollte es euch doch mal gelingen, ein qualitativ hochwertiges Textil mit einem coolen Design herzustellen und zu einem angemessenen Preis zu verkaufen, dann ist der Mehrwert für euch kaum zu beziffern. So genannte „Lieblingsshirts“ werden über Jahre getragen und verbreiten Glück und Hoffnung in der Welt. Alternativ könnt ihr auch weitermachen wie bisher und Shirts verkaufen, die im Kleiderschrank ganz unten liegen und irgendwann als Fahrradputzlappen enden.