KILLER BE KILLED

Foto© by Victor Yeung

Vom Seitenprojekt zur richtigen Band

KILLER BE KILLED haben nicht nur das interessanteste Line-up, sondern auch eines der interessantesten Alben für dieses Jahr im Gepäck. Wir sprechen mit Sänger Greg Puciato über „Reluctant Hero“ und die Ambitionen der Band.

Wenn eine Band Troy Sanders von MASTODON,­ Max Cavalera von SOULFLY,­ Ben Koller von CONVERGE und Greg Puciato von THE DILLINGER ESCAPE PLAN vereint, dann ist das Wort „Supergroup“ nicht weit. KILLER BE KILLED wollen nun beweisen, dass sie mehr als ein Sideproject sind. Mit „Reluctant Hero“ erscheint ihr zweites Album und dies soll der Einstieg in eine richtige Karriere als Band sein. Ich erwische mich dabei, wie ich beide Daumen drücke, dass dies wirklich gelingt, denn KILLER BE KILLED haben eine Menge Potenzial.

„Es tut mir echt leid, dass ich ein paar Minuten zu spät bin. Ich hatte noch ein Interview und bin etwas ins Reden gekommen. Ich hatte zwei Kaffee auf nüchternen Magen, und wenn du die Dinge ungefiltert und ausführlich aus mir herausquetschen willst, dann ist jetzt der beste Zeitpunkt, haha. Ich bin im Redeschwall.“ Gute Voraussetzungen für ein Gespräch mit Greg, der das Projekt 2011 mit Max Cavalera ins Leben rief. Zu reden gibt es sicherlich viel bei dieser Konstellation von Musikern und dem neuen Album „Reluctant Hero“.

„Wenn du so vielbeschäftigte Leute zusammenbringst und diese dann auch noch weit entfernt voneinander wohnen, dann gibt es zwei Arten, mit der Sache umzugehen: die einen machen alles online, schicken sich mp3s und Ideen hin und her, und die anderen schaffen sich Zeit, Raum und Platz und treffen sich irgendwo in der Mitte der Wohnorte. Wir haben es mit KILLER BE KILLED so gemacht, dass wir uns für in ein Airbnb-Haus eingemietet und all unsere Ideen mitgebracht haben. Wir haben zusammen gewohnt und gelebt und dasselbe noch mal, als wir aufgenommen haben, da waren es sogar zwei Monate. Das ist schon eine unglaubliche Erfahrung. Wir hatten da immer eine große Zeitspanne, in der wir ein richtiges Gemeinschaftsgefühl entwickelt haben. Troy zum Beispiel hat jeden Morgen Frühstück gemacht. Dass wir alle diese gemeinsame Zeit hatten, hat eine Menge zum Gesamtergebnis beigetragen.“

Und was hat sich verändert, seit die Band sich gründete? „Wohl am offensichtlichsten ist der Neuzugang an den Drums: Ben Koller von CONVERGE.­ Er bringt eine ganz andere Art von Energie mit ein. Wir sind alle sehr gereift und gewachsen als Musiker. Es ist ein ganz anderer Ausgangspunkt als noch in den Anfangstagen. Wir bringen eine ganze Menge mehr Können mit in den Proberaum und wir wissen mittlerweile sehr viel besser, wie wir alle unsere Stärken vereinen können. Troy zum Beispiel ist sehr viel selbstbewusster in dem, was er macht. Ich selbst bin um einiges selbstbewusster, was meine Gitarrenarbeit angeht. Auf dem Debüt war es noch so, dass Max neunzig Prozent der Gitarrenparts spielte, und jetzt gibt es keinen Song, in dem wir nicht beide die ganze Zeit spielen. Dann ist da natürlich noch das Gefühl einer ganz neuen Challenge. Wir möchten beweisen, dass wir weit mehr als nur ein Nebenprojekt darstellen. Das zweite Album sagt aus, dass wir jetzt eine richtige Band sind, und das sorgt für ganz andere Erwartungen.“

Wie fühlt es sich für Greg an, seine Gesangsparts mit zwei so prominenten Stimmen zu teilen? „Sehr erfrischend! Es tut gut, nicht für alle Vocals auf einer Platte verantwortlich zu sein. Wir nehmen alle zur selben Zeit auf und das schafft eine Menge Raum zum Improvisieren. Es ist wirklich aufregend. Zudem ist ein freundschaftlicher Wettbewerb entstanden. Wir versuchen ständig, uns gegenseitig zu beeindrucken. Das ist neu für mich. Bei THE DILLINGER ESCAPE PLAN war es oft so, dass alle mit ihren Aufnahmen fertig waren und schon gegangen sind, als ich erst mit meinen Vocals anfing. Bei KILLER BE KILLED sind wir konstant alle in einem Raum. Es ist wirklich ein Abenteuer. Vor allem weil Max und Troy ja auch diese unglaublich eigenen Stimmen mit hohem Wiedererkennungswert haben und ich mich bislang eher angepasst habe. Oft warte ich, was die anderen beiden tun, und fülle dann die Lücken“.

Mit Neuzugang Ben Koller hat die Band ihr letztes Puzzleteil gefunden. „Ben ist wirklich immer aufgedreht. Er hat eine unglaubliche Energie. Wir kennen uns jetzt auch schon seit den frühen Zweitausendern. Und diese lange Freundschaft ist wirklich großartig. Oft fallen Sätze, wie ‚Weißt du noch die Tour 2004?‘ oder ähnliche. Ben hat eine sehr viel größere Metal-Sensibilität und ein größeres Gespür für diese Art der Musik. Sein Markenzeichen ist es, das Gaspedal wirklich bis zum Anschlag durchzudrücken. Er spielt die schnellen Parts so präzise.Wenn die Aufnahmen beginnen, fängt er an und dann kommen in kürzester Zeit zwanzig super schnelle Fills dazu und wir alle stehen daneben und sagen: ‚Holy shit!‘ Er kann zehn Stunden ohne große Pausen durchspielen.“

Ich frage ihn, wie es ist, nach all den Jahren mit ­KILLER BE KILLED zurück zu sein. „Großartig. Es fühlt sich jetzt wirklich wie eine Band an. Wir stehen alle täglich miteinander in Kontakt und das ist vielleicht die größte Neuigkeit. Wir sind alle sehr gespannt darauf, das wahre Potenzial dieser Band zu entdecken, und wir denken sogar schon an das dritte Album. Es ist verrückt, wie sich die Dinge entwickeln. Ich meine, vor 17 Jahren hätte ich mir nie träumen lassen, mit diesen Menschen in einer Band zu sein. Seit der ersten Session mit Ben wussten wir, dass wir das als richtige Band betreiben wollen, und ich entdecke mich vor allem in der Rolle als Schreiber oft wirklich fasziniert davon, Troy und Max für die Musik im Hinterkopf zu haben. DILLINGER ESCAPE PLAN waren für mich nie eine reinrassige Metalband und jetzt spiele ich in einer Metalband und das ist sehr aufregend für mich. Neulich habe ich ein Riff untergebracht, das ich mit 13 Jahren geschrieben habe, und das sich noch immer richtig anfühlt. Es passte einfach zu unserer Musik. Das ist die Band, in der ich in diesem Alter immer sein wollte“.