KNOCKED LOOSE

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Klar positioniert

Wenn du als die Death-Metal-Hoffnung der Stunde giltst, ist die Gefahr groß, an den Erwartungen zu scheitern. Oder du kannst mit „A Different Shade Of Blue“ ein dermaßen heftiges Brett abliefern, das es allerorts für Begeisterung sorgt, wie es KNOCKED LOOSE getan haben. Womit wohl eines bewiesen ist: Death Metal mit gehörigem Hardcore-Einschlag ist zeitlos. Sänger Bryan erklärt im Interview kurz und knapp, ob die Band Druck verspürt hat und welche Bedeutung Straight Edge für ihn hat.

Wer sich mit eurem letzten Album „Laugh Tracks“ auseinandergesetzt hat, wird den gestiegenen Anteil an Death Metal-Parts auf „A Different Shade Of Blue“ bemerken. Habt ihr es euch während der Produktion als Aufgabe gesetzt, euren Sound in irgendeiner Weise weiterzuentwickeln oder habt ihr das komplett ausgeblendet?


Ich würde nicht sagen, dass es eine bewusste Entscheidung war, im Gegenteil! Uns vereint auf jeden Fall der Wille, so viel aus der Band herauszuholen, wie wir können. Vielleicht sind verschiedene Parts auf der neuen Platte dadurch noch mal um einiges härter geworden und andere etwas ausgeklügelter. Unser eigentliches Hauptziel war es, ein ausgereiftes Album zu veröffentlichen.

Eure Musik ist sehr energiegeladen. Wann merkst du, dass sich eure Energie auf die Menschen im Publikum überträgt?

Wir legen schon Wert darauf, dass es bei unseren Shows prinzipiell mit hundert Prozent zur Sache geht. Deshalb legen wir auch direkt richtig hart los und es ist uns enorm wichtig, dass wir immer alles geben.

Auf „A Different Shade Of Blue“ gibt es in deinen Texten Momente, in denen du dich sehr kryptisch ausdrückst. Kannst du zusammenfassen, worum es in den zwölf Songs geht?

Wie wohl jeder Künstler verarbeite ich in meiner Musik die Dinge, mit denen ich in meinem Leben zu kämpfen habe. Ich habe das Gefühl, als könnte ich mit unseren Songs, meine Dämonen besiegen. Auf dieser Platte sind das vor allem Dinge wie Depressionen, Wut, Angst und noch ein paar andere. Jetzt, nach der Fertigstellung von „A Different Shade Of Blue“, fühle ich mich tatsächlich erleichtert.

Ihr habt im Vorfeld eine EP herausgebracht, auf der sich auch ein Cover des WARRIORS-Song „Slings and arrows“ befindet. Wie kam es zu dieser Version?

Wir hatten damals die Songs fertig und konnten es nicht erwarten, sie zu veröffentlichen. Da wir aber noch nicht alle Tracks für unser Album im Kasten hatten, haben wir uns für die EP-Variante entschieden. Das WARRIORS-Cover war im Grunde ein Scherz, den wir wohl etwas übertrieben haben. Ich habe oft gehört, dass Leute finden, ich würde wie der WARRIORS-Sänger klingen. Irgendwie haben wir uns dann einfach gedacht, dass wir den Song aufnehmen sollten und mal schauen, was damit so passiert. Schlussendlich bin ich sehr froh, das gemacht zu haben. Es hat total Spaß gemacht.

Ihr habt auf eurem Album zwei Gäste. Neben Emma Boster in „A serpent’s touch“ kann man auch EVERY TIME I DIE-Sänger Keith Buckley in „Forget your name“ hören.

Keith hat sich zu einem meiner besten Freunde entwickelt und ich fühle mich immer noch geehrt, dass wir eine so enge Beziehung aufgebaut haben. Wir waren ein paar Mal zusammen auf Tour und haben in der Zeit viel miteinander abgehangen. Ich hatte die Idee, dass „Forget your name“ eine zweite Stimme gebrauchen könnte, und habe Keith einfach aus dem Blauen heraus angesprochen. Er war sofort von der Idee begeistert und ich bin mit dem Ergebnis absolut zufrieden.

Eine Menge Leute können die Veröffentlichung eurer neuen Platte nicht erwarten. Wie gehst du damit um, dass sich immer mehr Menschen für KNOCKED LOOSE interessieren?

Ich bin allen überaus dankbar, die uns unterstützen. So was kommt nicht von ungefähr und ich weiß es sehr zu schätzen, dass sich Menschen mit unserer Musik auseinandersetzten, die Platten kaufen und zu unseren Shows kommen. Ich halte das nicht für selbstverständlich und ich weiß, dass wir ohne ihren Support nur eine weitere unbedeutende Band wären.

Was denkst du, bedeutet ihr diesen Menschen?

Hoffentlich ungefähr das Gleiche, was KNOCKED LOOSE mir auch bedeutet: Entlastung und Erleichterung. Letzteres ist so gemeint, dass wir unsere Musik als Mittel sehen, um Druck abzulassen und den Emotionen, die sich in uns aufgestaut haben, freien Lauf lassen zu können. Wir gehen genauso auch an unser Songwriting heran.

Versetze dich bitte mal kurz in die Fanposition. Gibt es aktuell eine Band, die dir besonders wichtig ist?

Ja, im Moment sind das INCLINATION aus Louisville, Kentucky, die mit „When Fear Turns To Confidence“ in diesem Jahr eine grandiose EP veröffentlicht haben. Unser Gitarrist Isaac ist daran beteiligt.

Ihr positioniert euch als Straight-Edge-Band. Wie kam es dazu und welche Bedeutung hat dieser Lifestyle für euch?

Straight Edge war für mich immer etwas Besonderes, das ich auch irgendwie bewundert habe. Ich habe mit den verschiedensten Drogen experimentiert und Zigaretten geraucht. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass ich dieses Zeug überhaupt nicht brauche. Ich hatte auch immer schon eine Affinität zu Songs, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich mir den ganzen Scheiß abgewöhnt habe, und ich bin seitdem dabei geblieben. Ich vermisse und bereue nichts.

Letzte Frage: Womit könnte man dir ein größeres Geschenk machen? Mit einem Gutschein für einen Plattenladen oder einem Spotify-Abo?

Da gibt es nur eine Antwort: Ich würde mich immer für den Plattenladen entscheiden. Support physical music!