KNUCKLE PUCK

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Ein neues Feuer

Die Band aus Chicago hat das verflixte dritte Album überlebt und ist wieder da. Das erschien 2020, also bereits vor drei langen Jahren. Wir wollten wissen, was die Band in dieseZeit so getrieben hat, und haben uns Gitarrist und Co-Leadvocalist Nick Casasanto gekrallt, um über das neue Album „Losing What We Love“ und den Wechsel zum Pop-Punk-Überlabel Pure Noise zu sprechen.

Losing What We Love“ ist euer erstes Album nach gut drei Jahren. Was habt ihr in inzwi­schen so getrieben?

Ich persönlich habe die Zeit genutzt um herauszufinden wer ich, abseits der Band, überhaupt bin. Während der Pandemie habe ich einen normalen Job gemacht, hab neue Hobbies gefunden wie zum Beispiel Gitarrenpedale zu bauen, Basketball spielen und surfen. Ich sage oft, dass die Pandemie eine Möglichkeit war ein völlig anderes Leben kennenzulernen. Durch diese Zeit der Selbstreflexion habe ich aufs neue gelernt, was mir KNUCKLE PUCK bedeutet und hat es geschafft ein neues Feuer in mir zu entfachen. Was die Band selbst betrifft haben wir die letzten beiden Jahre sehr viel mit Songwriting verbracht. „Losing What We Love“ ist das erste Album an dem wir eine wirklich lange Zeit im Studio gefeilt haben. Vorher sind wir wirklich immer nur für die Aufnahmen ins Studio gegangen. Die Songs waren damals immer schon fertig und wir wussten auch genau welche aufs Album sollten. Diesmal sind wir mit vielen Ideen und halb fertigen Songs ins Studio gegangen und haben uns viel mehr mit den Liedern auseinander gesetzt und diese schließlich erst im Studio zu Ende geschrieben. Diese für uns neue Erfahrung hat eine ganz andere Dynamik geschaffen und macht für mich „Losing What We Love“ zu etwas Neuem und gleichzeitig auch zu unserem stärksten Album.

„Losing What We Love“ hat einen gänzlich anderen Unterton, als es noch auf 20/20 der Fall war. Ist euch die Hoffnung abhanden gekommen?
Ich hatte es so satt, immer eine Maske zu tragen. Ich hatte vor der Pandemie eine extreme Schreibblockade, auch aufgrund der Tatsache, dass ich immer einen auf stark gemacht habe, auch wenn es mir nicht gut ging. Ich hatte immer Angst, Menschen um mich herum zu verletzen, wenn ich meine wahren Gefühle zeige. Ich hatte in der Vergangenheit oft das Gefühl, gute Miene zum bösen Spiel machen zu müssen, und das stand oft im Gegensatz zu den Lyrics, die Pop-Punk-- beziehungsweise Emo-Bands normalerweise schreiben. Das war alles gut so, bis es das eben nicht mehr war. Davon abgesehen ist die Welt momentan kein so wirklich einladender Ort und das sollte die Musik auch widerspiegeln. Mein Ansatz beim Texten war also diesmal, meine eigenen Gedanken und Sicht auf die Dinge zu Papier zu bringen, anstatt eine Motivationsrede zu schreiben. Viele Texte ka­men tatsächlich spontan zustande. Ich bin in den Aufnahmeraum gegangen mit nicht mehr als meiner Tagesform und habe so einiges freestyle eingesungen. Seth Henderson, unser Produzent, und ich haben uns nach ein paar Takes zusammengesetzt und über die Themen gesprochen und herausgearbeitet, um was es wirklich geht.

Ihr habt erneut mit Seth Henderson gearbeitet, der bereits Bands wie STATE CHAMPS oder REAL FRIENDS den passenden Sound verpasst hat. Kannst du uns einen Einblick gewähren, wie eure gemeinsame Arbeit aussieht?
Seth ist wirklich das sechste Bandmitglied. Wir arbeiten seit zehn Jahren mit ihm und haben das Gefühl, er weiß genau, wie er unser Chaos in die richtigen Bahnen lenken kann. Es gibt kein Szenario, das wir ihm präsentieren könnten, aus dem er nicht noch das Beste rausholen würde. Man kann gar nicht genug großartige Dinge über den Kerl sagen.

Wie sehr beschäftigt ihr euch mit Kommentaren über euch oder eure Musik, die in den sozialen Medien gepostet werden? Haben die irgendeinen Effekt auf auch?
Ganz ehrlich. Nein. Null.

„Losing What We Love“ ist euer erstes Album auf einem der renommiertesten Pop-Punk/Emo-Labels unserer Zeit, nämlich Pure Noise Records. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Pure Noise ist das Label, mit dem wir schon immer zusammenarbeiten wollten, aber wir hatten immer das Gefühl, wir müssten uns erst einmal als Band beweisen, bevor wir an eine Zusammenarbeit mit so einem großen Label denken können. Wir hatten diesmal die Wahl, das Album selbst zu veröffentlichen oder mit einem Label zusammenzuarbeiten. Und in Sachen Labels gab es für uns wirklich nur dieses eine.

„20/20“ erschien 2020, wann habt ihr mit der Arbeit an „Losing What We Love“ angefangen?
Einige der Stücke wie „Better late“ oder „Fool“ gibt es eigentlich bereits seit ein paar Jahren, aber wir haben nie die richtigen Lyrics dafür gefunden. Andere Songs wie „The tower“ sind innerhalb von vier Stunden sehr spontan im Studio entstanden. Was unser Songwriting angeht, folgen wir keiner Formel. Nichts ist in Stein gemeißelt. Meistens bringen Joe oder ich ein Demo mit oder Kevin kommt mit einem Riff um die Ecke, mit dem wir dann anfangen zu jammen. Bei „The tower“ kam John eines Morgens ins Studio und meinte: „Ich habe einen Song.“ Er hat sich hingesetzt und die Drums für den gesamten Track in einem Take eingespielt. Wir haben dann den Rest des Songs innerhalb von drei Stunden eingespielt und danach festgestellt, dass das alles total geil war und wir das so öfter machen sollten, haha. Auch „Act accordingly“ ist ähnlich entstanden. Weitere Titel sind aber eher klassisch entstanden. Es gab ein fertiges Demo und wir haben den Song im Studio lediglich verbessert.

Es wird definitiv Zeit für eine KNUCKLE PUCK-Tour in Deutschland, findest du nicht auch?
Dafür ein ganz klares ja! Ich sehe das genauso wie du. Deutschland war immer unfassbar gut zu uns und die Leute sind einfach überragend freundlich. Vielleicht klappt es 2024 ja endlich wieder.

Was steht die nächste Zeit bei euch noch so an?
Gaaaaaaanz vieeeeeel chillen! Zumindest, bis es im Herbst mit REAL FRIENDS, ONE STEP CLOSER und ARM’S LENGTH auf Tour geht. Außerdem spielen wir im Oktober auf dem We Were Young Festival in Las Vegas. Das wird eine irre Sache und wir freuen uns riesig.