THROW THE FIGHT

Foto© by Rick Fisher

Dezent unterm Radar

Sie feiern 2023 ihr zwanzigjähriges Jubiläum, tourten bereits mit PAPA ROACH, BULLET FOR MY ­VALENTINE oder AVENGED SEVENFOLD, doch so richtig ist es THROW THE FIGHT aus Minneapolis bislang nicht gelungen, aus dem Schatten der Rock- und Metal-Größen hervorzutreten. Dabei waren sie fleißig in den vergangen Jahren und eigentlich hätten sie kürzlich erst eine Headliner-Tour in Europa spielen sollen – die aber musste verschoben werden, ebenso der Album-Release. Am 30. Juni erschien nun aber „Strangeworld“, ihre fünfte Platte. Mit Ryan Baustert, Gitarrist und letztes verbleibendes Gründungsmitglied von THROW THE FIGHT, sprechen wir über die Herangehensweise an das jüngste Werk der Band. Außerdem verrät Ryan, was ihr unbedingt beherzigen solltet, wenn ihr als Musiker:innen eine Profikarriere anstreben wollt.

Wenn man sich eure Release-Zyklen anschaut, fällt auf, dass ihr in den letzten Jahren häufiger Musik veröffentlicht habt als früher. Woran liegt das?

Ja, das stimmt. Früher lagen meist vier Jahre zwischen unseren Alben. Seit einiger Zeit fokussieren wir uns darauf, weniger Musik, diese dafür aber häufiger zu veröffentlichen. Man hat von uns entsprechend mehr Singles und EPs gehört statt Alben. Der Grund ist, dass wir so die Leute besser bei der Stange halten und uns ihnen regelmäßig ins Gedächtnis rufen können. Das ist gerade in der heutigen Zeit relevant, in der ständig auf den unterschiedlichsten Kanälen neue Musik erscheint.

Das klingt so, als würdet ihr euch zunehmend Gedanken über die Außenwirkung eurer Band machen. Beeinflusst das auch das Songwriting?
Natürlich betrachten wir THROW THE FIGHT als Marke. Ich vermute, so geht es den meisten Musiker:innen mit ihrer Band. Wir versuchen aber, darüber nicht so viel nachzudenken, wenn wir neue Songs schreiben. Unser Ansatz lautet: Music first! Es geht immer zuerst darum, was der Musik am zuträglichsten ist. Na ja, wir fragen uns zumindest bei allem, was wir schreiben: Ist das Mist oder nicht? Haha!

Wie kann man sich den Prozess hinter „Strangeworld“ vorstellen?
Kris Weiser, unser Gitarrist, hat eine Hütte in Wisconsin. Dort haben wir uns im Sommer 2022 für ein Wochenende eingeschlossen und angefangen, die Demos fürs Album aufzunehmen. Nach dieser Session hatten wir zehn Tracks, die wir dann in den Knightfall Studios in Minneapolis weiter ausgearbeitet haben. Und daraufhin fing das repetitive Arbeiten an: Pro Song gab es zig Runden, in denen geschrieben, getestet und verbessert wurde, bis wir zufrieden waren und schließlich das finale Produkt in den Händen halten konnten.

Wie würdest du „Strangeworld“ in einem Satz beschreiben?
Ein Haufen Hits!

Und gab es auf dem Weg dorthin auch Herausforderungen?
Eigentlich lief es ziemlich glatt, es gab nichts Besonderes. Aber die üblichen Budget-, Timing- und Logistik-Probleme können manchmal schon anstrengend sein.

Es gibt zwei Remix-Versionen früherer Singles auf dem Album: „Snake mountain“ und „Wake up“. Wie kam es dazu?
Wir fanden, dass diese Songs eine Heimat auf einem Album verdient haben. Musikalisch passten sie in ihrer ursprünglichen Version aber nicht so gut ins Gesamtbild der Platte. Deshalb haben wir Joseph McQueen, Produzent und Co-Owner von Sparrow Sound, beauftragt, sie klanglich anzupassen.

THROW THE FIGHT gibt es bereits seit zwanzig Jahren. Was ist das Wichtigste, das ihr in dieser Zeit als Band gelernt habt?
Bleibe immer in deinem Zeitplan, sei pünktlich und überziehe deine Auftritte nicht. Wenn du länger spielst als geplant, ist das der schnellste Weg, den gesamten Ablauf des Abends zu zerstören. Damit verärgerst du andere Bands und alle sonstigen Beteiligten. Wenn du dich als Profi etablieren willst, dann halte dich an deine Set-Time und räume sofort nach deinem Auftritt dein Equipment von der Bühne. Alleine damit wirst du dich automatisch von 75 Prozent der anderen Musiker:innen abheben.

Welches war für euch die Tour, bei der es sich am meisten gelohnt hat, die Set-Time zu beachten?
Die mit BULLET FOR MY VALENTINE und BLACK VEIL BRIDES. Beide Touren gehören definitiv zu meinen Lieblingserinnerungen als Musiker.

„Strangeworld“ erschien am 30. Juni. Ich würde mit dir gerne einen Blick auf ein paar historische Ereignisse dieses Tages werfen und dir diesbezüglich ein paar Fragen stellen. Fangen wir an mit dem 30. Juni 1864: Abraham Lincoln hat den Yosemite Grant unterzeichnet und so den Yosemite-Nationalpark zu einem geschützten Gebiet erklärt. Dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde der Nationalparks. Was verdient deiner Meinung nach besonderen Schutz?
Unsere mentale Gesundheit und Frieden im Geiste sind es in jedem Fall wert, geschützt und beschützt zu werden. Heute wetteifern so viele Dinge um unsere Zeit und Aufmerksamkeit, da ist es umso wichtiger, zuverlässig auf sich selbst zu achten und Grenzen zu setzen, wenn es zu viel wird.

Am 30. Juni 1984 wurde der Internationale Sportgerichtshof gegründet. Seid ihr als Band an irgendeiner Art von Sport interessiert?
Nee, überhaupt nicht. Ich schaue mir noch nicht mal Sportereignisse im Fernsehen an.

Am 30. Juni 1931 wurde Jazzmusiker Andrew Hill geboren. Hört ihr Musik, die man nicht bei euch erwarten würde?
Ja, wir hören viel Country, aber auch Pop und Alternative. Am Ende des Tages ist ein guter Song ein guter Song – egal zu welchem Genre er gehört. Wir versuchen aber bewusst, möglichst viel Inspiration aus unterschiedlichen Bereichen zu schöpfen, das hilft dabei, offen für Neues zu bleiben und sich als Band weiterzuentwickeln.

Zum Abschluss: Gibt es Pläne für einen neuen Anlauf zu einer Europatour?
Ja, unbedingt. Wir arbeiten gerade daran, Termine für 2024 festzuziehen.