Foto

LLOYD COLE

Antidepressant

Seine Hochzeit hatte der Brite Lloyd Cole in den Achtziger und Neunziger Jahren. Zuerst mit seiner in Glasgow gegründeten Band LLOYD COLE AND THE COMMOTIONS, die streng genommen also eine schottische Band waren, mit denen er drei Alben aufnahm und mit Songs wie „Perfect skin“, „Brand new friend“ oder „Jennifer she said“ einige Chart-Hits vorweisen konnte, ohne dass diese oldschoolige Gitarrenmusik irgendwelchen Trends der Popmusik entsprochen hätte. Aber auch solo nahm Cole ab Anfang der Neunziger mit „Don’t Get Weird On Me Babe“ oder „Bad Vibes“ einige schöne Platten auf, die zum einen von Coles unverwechselbarem Gesang geprägt waren, zum anderen eine gelungene Ausgewogenheit zwischen Pop und Rock an den Tag legten. In den letzten Jahren fand Cole beim Hamburger Tapete-Label eine neue Heimat und veröffentlicht inzwischen etwas folkiger geprägte und minimalistischere Alben. „Antidepressant“ erschien ursprünglich 2006 und fiel in eine Phase von Coles Karriere, in der wohl nicht nur ich diesen immer etwas unterschätzten Songwriter aus den Augen verloren hatte. Eine Neuauflage auf Vinyl und CD ist deshalb eine willkommene Angelegenheit, denn das beschwingte Album wirkt durchaus als akustisches Antidepressivum, auch wenn die Texte eine gewisse Doppelbödigkeit besitzen. Cole klingt hier schon nicht mehr ganz so rockig, richtig herausstechende Hits fehlen auch, aber die Mischung aus barock anmutendem, angenehm melodischem Pop und ergreifendem Folkrock ist dennoch wie aus einem Guss. „Antidepressant“ ist noch ein echtes Album, das eher als Gesamtheit funktioniert, und das Cole quasi im Alleingang einspielte. Einen Bonustrack namens „Coattails“ gibt es auch, allerdings war der bereits auf der umfangreichen Tapete-Compilation „Cleaning Out The Ashtrays (Collected B-Sides & Rarities 1989-2006)“ enthalten.